Ich geb’s zu: Der deutsche Film und ich, wir sind nicht so richtig kompatibel. Dementsprechend gibt es nur wenige deutsche Filme, die mir wirklich gut gefallen. Aaaaber, es gibt sie. „Das Experiment“, „Die Welle“, „Wir sind die Nacht“ oder auch „Die Nacht der lebenden Loser“ und „Fack ju Göhte“, um mal zwei weit weniger düstere Beispiele zu nennen. Nichtsdestoweniger langweilen mich die meisten deutschen Filme einfach nur. Ob dies nun daran liegt, dass die meisten Filme tatsächlich langweilig sind, oder meine Sehgewohnheiten schlicht zu sehr von amerikanischen Produktionen geprägt wurden, lasse ich mal dahingestellt. Viel wichtiger ist an dieser Stelle doch: Wo reiht sich Fatih Akins „Tschick“ ein?
Worum geht’s
Der 14-jährige Maik (Tristan Göbel) hat es alles andere als leicht. Seine Mutter ist Alkoholikerin, sein Vater ein gewaltbereiter Blender mit einer Vorliebe für jüngere Frauen. In der Schule gilt Maik als Außenseiter und seine heimliche Liebe Tatjana (Aniya Wendel), das beliebteste Mädchen der Schule, nimmt ihn gar nicht erst zur Kenntnis. So kommt es auch, dass Maik nicht zu Tatjanas Geburtstagsparty eingeladen wird, obwohl er ihr extra ein Porträt gemalt hatte und ihr dieses als Geschenk überreichen wollte. Maiks neuer Klassenkamerad Andrej „Tschick“ Tschichatschow (Anand Batbileg), der ebenso ein Außenseiter ist, überredet ihn, Tatjana das Bild dennoch zu überreichen. In einem gestohlenen Lada fahren die beiden erst zu Tatjanas Party und danach in Richtung Walachei, um dort Tschicks Großvater zu besuchen …
Meine Meinung
Wie ich oben bereits schrieb, haben es deutsche Filme bei mir traditionell schwer. Was bei mir hingegen immer zieht, sind Filme über Außenseiter. Nicht zuletzt, weil auch ich in meiner Jugend ein Außenseiter war. Und es, wenn ich ehrlich bin, wohl auch immer noch bin. Folglich dürfte es niemanden verwundern, dass ich für entsprechende Figuren grundsätzlich Sympathien hege. Wenn Klassenschwarm Tatjana alle Mitschüler, bis auf Maik, zur Geburtstagsparty einlädt und dieser Tschicks Frage, wieso nicht auch er eingeladen ist, mit „Weil ich nun mal langweilig bin und scheiße aussehe.“ beantwortet, weiß ich recht genau, was in dieser Figur vorgeht. Denn auch wenn es objektiv betrachtet nicht stimmt, ändert es doch nichts daran, wie man sich in solchen Momenten fühlt. Umso wichtiger ist es, zu lernen, mit solchen Situationen umzugehen und zu erkennen, worauf es im Leben wirklich ankommt. Und sei es auf dem Beifahrersitz eines gestohlenen Ladas.
Und so ist Fatih Akins „Tschick“ einerseits ein typischer Coming-of-Age-Film in Form eines Roadmovies, in dem Jugendliche durch ein gemeinsames Abenteuer die Werte des Lebens lernen, andererseits aber auch ein Feel-Good-Movie voller Hoffnung und spaßiger Dialoge, die mich nicht nur schmunzeln, sondern teilweise auch laut lachen ließen. Witzig-absurde Szenen gehen Hand in Hand mit wehmütigen beziehungsweise nachdenklich stimmenden Szenen – und auch wenn der Film letztlich ein wenig oberflächlich bleibt, sorgt doch eben dieses Unbeschwerte dafür, dass man sich als Zuschauer stets wohl fühlt.
Besonders viel Freude hat mir Hauptdarsteller Tristan Göbel bereitet, der die Entwicklung seiner Figur Maik sehr nuanciert spielt und in nahezu allen Szenen eine tolle Leistung abliefert. Anand Batbileg geht als Tschick auch in Ordnung, während Mercedes Müller als Isa, die im Lauf der Fahrt hinzustößt, leider zu wenig Zeit hat, um dauerhaft in Erinnerung zu bleiben. Wirklich schade, da die Figur durchaus interessant ist, aber schlicht viel zu kurz in Erscheinung tritt.
Abschließend noch ein Wort zur DVD: Ich habe keine Ahnung, ob es an meiner Scheibe liegt, aber stellenweise zeigt das Bild bei mir starkes Flimmern und extrem heftige Muster. Insbesondere zu Beginn dachte ich, mein Fernseher sei kaputt. Falls ihr den Film ebenfalls auf DVD gesehen habt, könnt ihr mir ja mal verraten, ob euch so was auch aufgefallen ist. Würde mich wirklich interessieren …
Mein Fazit
So sympathischer wie kurzweiliger Jugendfilm mit tollen Darstellern, der genau das bietet, was man sich von einem gelungenen Coming-of-Age-Feel-Good-Roadmovie (jetzt gehen mir die Bindestriche aus) erhofft.
Meine Wertung: 8/10
Eigentlich ist das Wetter viel zu schön, um am Rechner zu sitzen und eine Review zu schreiben. Doch ich habe mir fest vorgenommen, mein Blog wieder mit mehr Leben zu füllen. Also muss das Wetter hintenanstehen – braune Haut und eine gesunde Gesichtsfarbe werden ohnehin stark überschätzt. Außerdem habe ich gestern in der Sneak „22 Jump Street“, die Fortsetzung zum Reboot der 80er-Jahre-Teenager-Krimiserie „21 Jump Street“, sehen dürfen. Ein toller Film, der es verdient, in meinem Blog verewigt zu werden!
Meine Meinung
Wie bereits im Vorgänger, sind die Dialoge auch in „22 Jump Street“ oft weniger auf die eigentliche Handlung, sondern vielmehr auf den Film selbst bezogen. Der überraschend erfolgreiche erste Einsatz, das verdoppelte Budget, die nach zerstörerischen Momenten erforderlichen Sparmaßnahmen – die beiden Regisseure Phil Lord und Christopher Miller („Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“, „Lego“, „21 Jump Street“) nutzen jede nur denkbare Möglichkeit, um sich über die typischen Regeln und Klischees einer Fortsetzung und somit über ihren eigenen Film lustig zu machen. Und sind die Dialoge mal nicht auf die Produktion des Films bezogen, dann auf die latent homoerotische Beziehung zwischen Jenko und Schmidt. So gut wie jeder Satz lädt zur Doppeldeutung ein, so dass es schier unmöglich sein dürfte, alle Anspielungen beim ersten bzw. einmaligen Anschauen zu erkennen. Dass der Film dennoch nie in peinliche Lächerlichkeiten abdriftet und die Figuren trotz absurder Szenen mit Respekt behandelt, ist dabei vermutlich die eigentliche Meisterleistung. Lediglich die beiden Auftritte von Dave Franco und Rob Riggle (bitte auch den Abspann abwarten!) bewegen sich ein wenig unterhalb der lädierten Gürtellinie und hätten in dieser Form nun wirklich nicht sein müssen.
Von diesen beiden Szenen einmal abgesehen, glänzt „22 Jump Street“ neben den bereits erwähnten Dialogen und Anspielungen mit gelungenen Actionszenen und unzähligen popkulturellen Anspielungen. Dass die Beteiligten allesamt einen an der Klatsche zu haben scheinen (ja, das ist absolut positiv gemeint) und ihren Spaß hatten, merkt man dem Film dabei in jeder Minute an. Insbesondere Channing Tatum und Jonah Hill harmonieren einmal mehr perfekt miteinander und drehen zeitweise auf, als gäbe es kein Morgen mehr. Und auch Ice Cube darf dieses Mal ein wenig mehr von seinem durchaus vorhandenen komödiantischen Talent zeigen – und für die lustigsten Szenen des Films sorgen.
135,- Dollar. Das ist der Betrag, den ich im Rahmen der Kickstarter-Kampagne beigesteuert habe, um die Privatdetektivin Veronica Mars nach ihrem ungerechtfertigten Serien-Aus ins Kino zu bringen. 194,6 Kilometer. Das ist die Entfernung, die meine (glücklicherweise von Veronica ebenfalls begeisterte) bessere Hälfte und ich gestern zurückgelegt haben, um den Film auf der großen Leinwand zu sehen. Ob sich Investition und Fahrt gelohnt haben, erfahrt ihr … ach, was soll’s: Ja verdammt, es hat sich gelohnt!
Meine Meinung
Das bedeutet allerdings keinesfalls, dass „Veronica Mars“ nur für Fans genießbar wäre. Auch Neueinsteiger dürften mit der sympathischen Hauptfigur ihren Spaß haben. Zugegeben, der Mord an ihrer ehemaligen Klassenkameradin gehört nicht zu Veronicas stärksten Fällen, stellt aber ein solides, wenn auch nicht sonderlich spannendes Wer-hat’s-warum-getan-Rätsel-dar. Nichts zum Nägel kaufen, aber auch nichts zum Einschlafen. Viel wichtiger als des Rätsels Lösung ist ohnehin der Weg dorthin. Und dieser ist einmal mehr geprägt von Veronicas Spürsinn, gewitzten Ermittlungsmethoden nah an der Grenze der Legalität (und auch darüber hinaus) und natürlich zahlreichen bissigen Dialogen gepaart mit sarkastischer Schlagfertigkeit. Nein, um diese kurzweilige Kombination aus Krimi und Komödie genießen zu können, muss man glücklicherweise weder ein langjähriger Fan der Serie noch ein Fan speziell von Kristen Bell sein.
Dieser sollte man jedoch sein, um den Film als Gesamtwerk und Fanservice würdigen zu können. Denn „Veronica Mars“ enthält so viele Gastauftritte, Anspielungen und Insiderwitze, dass man ihn vermutlich mehrmals sehen muss, um nichts zu verpassen. Von der Kickstarter-Finanzierung des Films über die leider nie gedrehte vierte Staffel bis hin zu Anspielungen auf Kristen Bells Schwangerschaft wurde so ziemlich alles in den Film gepackt, was irgendwie sinnvoll (oder auch weniger sinnvoll) verwendet werden konnte. Hinzu gesellen sich zahlreiche, teilweise nur wenige Sekunden lange Gastauftritte, bei denen es, so viel sei verraten, nicht verkehrt ist, sich mit Kristens Familienverhältnissen auszukennen. Als Fan sitzt man dabei freudestrahlend in seinem Kinosessel und kichert von Minute zu Minute zufriedener in sich hinein, während Außenstehende sich vermutlich fragen dürften, ob die letzten Sekunden irgendeine tiefere Bedeutung hatten.
Bei aller Euphorie als Fan muss allerdings selbst ich zugeben, dass der Film zuweilen ein wenig überladen wirkt. So sehr es mich auch freut, dass versucht wurde, so viele Serienfiguren wie möglich in dem Film unterzubringen, so wenig kann ich leugnen, dass deren Auftritte teilweise den Eindruck hinterlassen, als wären die Figuren nur der Vollständigkeit halber dabei. Und einige offen bleibende Handlungsstränge jenseits des Mordfalls erwecken durchaus den Eindruck, als würde hier schon auf einen weiteren Film oder gar eine neue Serienstaffel hingearbeitet werden. Aber sei’s drum, dem Spaß am Film tut dies keinen echten Abbruch.
Oder besser noch: Gar nicht anschauen. Nicht im Kino. Nicht zu Hause. Auch nicht als illegal heruntergeladene Kopie. Nicht mal auf der Toilette, um 83 Minuten Verstopfung zu überbrücken. Seht euch den Film einfach nicht an. Nie. Denn eure Lebenszeit ist kostbar. Dieser Film ist es nicht.
Hände hoch, wer Omar Sy kennt! Ja, das sind erwartungsgemäß recht viele. Und nun Hände hoch, wer Omar Sy nur kennt, weil der Film „Ziemlich beste Freunde“ 2012 in aller Munde war! Fast genau so viele. Dachte ich es mir doch. Kein Wunder, dass auf Poster und Cover von „Ein MordsTeam“ der Schriftzug „Nach ZIEMLICH BESTE FREUNDE die neue Komödie mit Omar Sy“ prangt. Anders hätte es diese durchschnittliche Buddy-Komödie wohl auch nie zu größerer Bekanntheit geschafft …
Meine Meinung
Der Hauptgrund, sich „Ein MordsTeam“ anzuschauen, ist aber ohnehin Sympathieträger Omar Sy. Dieser wärmt seine beliebte Rolle aus „Ziemlich beste Freunde“ wieder auf und ergänzt sie um eine gehörige Portion Axel Foley. Originalität darf man also auch bei der Hauptfigur nicht erwarten, wobei Omar Sy seine Sache als Axel-Foley-Kopie durchaus gut macht – auch wenn Eddie Murphy als dauerquasselnder Cop selbstverständlich unerreicht bleibt. Laurent Lafitte hingegen bleibt als unfreiwilliger Partner überraschend blass, was ebenso für alle anderen Beteiligten gilt, so dass man bei „Ein MordsTeam“ durchaus von einer Omar-Sy-One-Man-Show sprechen kann.
Abschließend sei noch erwähnt, dass nicht nur Ousmanes so loses wie schnelles Mundwerk, sondern gleich mehrere Szenen eine starke Ähnlichkeit zu „Beverly Hills Cop“ erkennen lassen. Wenn Ousmane zum Beispiel eine Besprechung des französischen Arbeitgeberverbandes sprengt, sieht man förmlich Eddie Murphy vor sich. Und dank des Axel-F-Klingeltons und einer Diskussion um den besten Film-Polizisten, bei der Axel Foley natürlich Ousmanes Favorit ist, wird auch dem letzten Zuschauer mit dem Holzhammer eingehämmert, dass der 80er-Jahre-Klassiker hier als (über)großes Vorbild diente und Eigenständigkeit bei der Produktion wohl nur eine untergeordnete Rolle spielte.
2004 ließ Regisseur Edgar Wright die Freunde Simon Pegg und Nick Frost in „Shaun Of The Dead“ gegen Zombies antreten, 2007 folgte mit „Hot Fuzz“ der Kampf gegen schwer bewaffnete Kleinstädter. Mit „The World’s End“ legt das Dreiergespann nun den Abschluss der sogenannten „Blut und Eiscreme“-Trilogie vor. Die Erwartungen der Fan-Gemeinde waren riesig – und auch wenn diese nicht vollends erfüllt werden, haben Wright, Pegg und Frost einmal mehr einen herrlich schrägen und unterhaltsamen Film abgeliefert …
Meine Meinung
Leider verliert sich der Film ein wenig in sich selbst, je mehr die eigentliche Handlung an Fahrt aufnimmt. Zwar bereitet es weiterhin Spaß, der aus „Die Frauen von Stepford“, „Die Körperfresser kommen“ und „Das Dorf der Verdammten“ zusammengesetzten Geschichte zu folgen, doch regen einige Szene auch zum kräftigen Kopfschütteln an. Insbesondere Garys Verhalten lässt zeitweise jeglichen gesunden Menschenverstand vermissen, auch wenn versucht wird, dem Zuschauer die hinter seinen Taten stehende Logik aus Garys Sicht zu erklären. Und die finale Auseinandersetzung mit der für die Ereignisse verantwortlichen Macht ist so schräg, dass ich selbst heute, zwei Tage nach dem Kinobesuch, nicht weiß, was ich davon halten soll. Dennoch überzeugt auch die zweite Hälfte des Films, wenn auch mit Abstrichen, durch nette Seitenhiebe, zum Beispiel auf den anhaltenden Jugendwahn, ein flammendes Plädoyer für das Recht auf Fehler sowie den wohl gelungensten Cornetto-Auftritt der Trilogie.


