V wie Vendetta: Schärfer als der Polizeistaat erlaubt

Nachdem letzte Woche das Kino im Mittelpunkt stand, kommt diese Woche mein HD-DVD-Player endlich mal wieder zum Einsatz, trudelten doch letzte Woche gleich vier neue HD DVDs bei mir ein. Los geht’s mit „V wie Vendetta“:

Worum geht’s

England hat sich zum totalitären Staat gewandelt, der die Bürger per manipuliertem Rundfunk und gnadenloser Polizeigewalt unter Kontrolle hält und Kritiker über Nacht spurlos verschwinden lässt. Auch die Eltern der jungen Eve (Natalie Portman) fielen dem Regime zum Opfer, was sie seitdem in Angst leben lässt. Dies soll sich ändern, als sie durch einen Zufall dem Widerstandskämpfer V (Hugo Weaving) begegnet, der eine ganz persönliche Rechnung mit dem System zu begleichen hat…

Der Film

Ähnlich wie „Equilibrium“ bietet auch „V wie Vendetta“ nichts Neues, kann jedoch mit einer tollen Ausstattung und einer guten Atmosphäre punkten. Die Actionszenen sind zwar rar gesät, wurden dafür aber umso knackiger inszeniert und wissen besonders im Finale zu begeistern. Hinzu kommen ausgezeichnete Darsteller wie John Hurt und Stephen Rea sowie eine selbst mit kahl rasiertem Kopf fantastisch aussehende Natalie Portman (hey Natalie, falls du das hier lesen solltest: Ich bin noch zu haben!).

Wertung: 8/10

Das Bild

Großes Lob an Warner: Der Bildtransfer ist wirklich hervorragend gelungen. Egal ob im dunklen Kellergewölbe oder bei den Massenszenen in den Straßen Londons, das Bild ist jederzeit sauber, knackig scharf und bietet tolle Farben. So und nicht anders hat ein Film in HD auszusehen!

Wertung: 9/10

Der Ton

Wie schon beim Bild gibt es auch beim Ton keinen Grund zu meckern: Sämtliche Szenen wurden gut abgemischt. Die Dialoge sind deutlich wahrzunehmen, während in den Actionszenen die hinteren Kanäle gut zur Geltung kommen und bei den Explosionen der LFE-Kanal das Geschehen druckvoll unterstützt. Leider liegt die deutsche Tonspur nur als Dolby Digital Plus vor, während man die englische Fassung auch in Dolby TrueHD genießen könnte.

Wertung: 8/10

Die Extras

Neben der In-Movie Experience mit Regisseur James McTeigue und den beiden Darstellern Natalie Portman und Hugo Weaving sind unter anderem der Kinotrailer, ein Making Of sowie ein Special über die Schießpulver-Verschwörung um Guy Fawkes auf der HD DVD enthalten.

Mein Fazit

Im Kino verpasst, hatte ich nun endlich die Gelegenheit, mir den Film auf HD DVD anzuschauen – und entgegen der meisten Kritikerstimmen hat er mich sehr gut unterhalten. Technisch bietet die HD DVD eindeutigen Referenzcharakter und sorgt mit dem tollen Bild für ein perfektes HD-Feeling.

Das perfekte Verbrechen

Im Schatten diverser Sommer-Blockbuster startete „Das perfekte Verbrechen“ eher unbemerkt in den deutschen Kinos: Sich gegen verfluchte Piraten oder Superspinner behaupten zu müssen, dürfte allerdings auch keine leichte Aufgabe sein.

Worum geht’s

Der hoch intelligente Ted Crawford (Anthony Hopkins) findet heraus, dass seine Frau ihn betrügt. Jeder andere Mann würde mit seiner Frau reden, sie ggf. verlassen, doch da es sich hierbei um einen Thriller handelt, schießt Crawford ihr kaltblütig in den Kopf. Statt die Tat zu vertuschen oder die Flucht zu ergreifen, wartet er neben seiner schwer verletzten Frau auf die Polizei, lässt sich widerstandslos verhaften und gibt noch am selben Abend ein Geständnis ab.
Der scheinbar wasserdichte Fall wird dem aufstrebenden Junganwalt Willy Beachum (Ryan Gosling) übergeben, doch bereits die Vorverhandlung wartet mit einer Überraschung auf: Der Angeklagte plädiert auf „Nicht schuldig“ und besteht darauf, sich vor Gericht selbst zu verteidigen. Zu spät erkennt Beachum, dass er nur ein weiteres Teil eines raffinierten Plans ist…

Meine Meinung

Auch wenn ich es eigentlich nicht machen sollte, beginne ich diesmal mit dem großen Kritikpunkt des Films: Seiner Vorhersehbarkeit. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich inzwischen zu viele Filme im Allgemeinen bzw. zu viele Justizfilme im Speziellen gesehen habe, aber überraschen konnte mich der Film an nur einer Stelle – und das vermutlich auch nur, weil ich mir über diese Stelle keine Gedanken gemacht hatte. Der gesamte Plan Crawfords war mir spätestens im Gerichtssaal klar, so dass sich die Spannung eigentlich nur noch darauf bezog, ob er damit durchkommen und wann bzw. ob Beachum ihn durchschauen würde.

Ansonsten macht der Film alles richtig, wobei die Dialoge zwischen dem arrogant-siegessicheren Crawford und dem immer nervöser werdenden Beachum naturgemäß die Highlights darstellen.

Neben den Szenen vor Gericht und den Thriller-Elementen behandelt Regisseur Gregory Hoblit (Zwielicht, Das Tribunal) die für dieses Genre typischen Moralfragen wie z.B. das Fälschen von Beweisen und präsentiert dem Zuschauer als Nebenplot eine kleine Liebesgeschichte. Diese mag auf den Einen oder Anderen vielleicht aufgesetzt wirken, doch ist sie notwendig, um Beachums Antrieb sowie seine Charakterwandlung vom auf die Karriere bedachten zum an die Gerechtigkeit glaubenden Anwalt anzustoßen.

Bezogen auf die Schauspieler lässt sich nichts Negatives von der Front berichten: Anthony Hopkins spielt zwar nur eine weitere Variation seiner Paraderolle, findet daran aber sichtlich Gefallen. Äußerst positiv überrascht wurde ich von Ryan Gosling, der seinen Charakter mit mehr Leben und vorallem Sympathie füllt, als ich es ihm zugetraut hätte. David Strathairn tritt leider nur als sympathische Nebenfigur auf, während Rosamund Pike erneut gut aussehen darf (und diese Aufgabe auch ohne große Probleme zu bewältigen weiß).

Mein Fazit

Gregory Hoblit bezeichnet seinen Film zu Recht als „Popcorn-Thriller mit Hirn“: Das Rad wird mit „Das perfekte Verbrechen“ zwar nicht neu erfunden, doch weiß der Film von Anfang bis Ende zu unterhalten und dürfte besonders Justizfilm-Einsteigern gefallen.

Wertung: 7/10

Die Töchter des chinesischen Gärtners

Normalerweise sollte ich um diese Uhrzeit längst schlafen, doch heute muss ich mir vorher noch meinen Frust von der Seele schreiben, damit der Verdrängungsprozess sofort beginnen und der Film sich gar nicht erst in meinem Gedächtnis einbrennen kann.

Worum geht’s (Kurzfassung aus Rücksicht auf meine Leser – obwohl: Viel mehr passiert eigentlich auch nicht)

Junge Frau macht ein Praktikum bei einem chinesischen Botanik-Professor – Junge Frau und Tochter des Professors verlieben sich ineinander – Junge Frau beschließt, den Sohn des Professors zu heiraten, um der Tochter nahe zu sein – Liebe der jungen Frauen endet tragisch

Meine Meinung

Herrje, hier stimmt aber auch wirklich gar nichts: Die Charaktere sind in simples „gut“ und „abgrundtief-böse“ unterteilt, die Schauspieler agieren auf dem Niveau einer Kindergarten-Theatertruppe und die Dialoge lassen darauf schließen, dass der verantwortliche Schreiberling seine Texte noch mit Wachsmalstiften verfasst.

Hinzu kommt eine unvorstellbar dilettantische Inszenierung: Bei manchen/vielen/den meisten Szenen fragt man sich, wozu man diese nun eigentlich durchleiden musste, da sie weder die Geschichte vorantreiben noch sonst irgendwie von Bedeutung sind. Oft beschleicht einen das Gefühl, es handele sich bei „Die Töchter des chinesischen Gärtners“ ursprünglich um einen Kurzfilm, der lediglich sinnlos gestreckt wurde, um einen abendfüllenden Spielfilm zu kreieren. Und als sei dies noch nicht schlimm genug, wirken die seltenen bedeutenden Szenen so lächerlich, dass sie weder zum Nachdenken oder Trauern, sondern höchstens zum Lachen animieren.

Um dem Stil treu zu bleiben, können zu schlechter Letzt auch weder die Landschaftsaufnahmen (was hätte man für tolle Bilder in dem Garten einfangen können) noch der nervige 08/15-Score überzeugen.

Mein Fazit

„Homosexualität ist eine Krankheit – Ich bin die Medizin“

Dies scheint uns der Film in jeder überlangen Minute sagen zu wollen. Nicht, dass es sich hierbei um die Aussage des Films handeln würde: Es ist nur einfach so, dass man sich nach diesem Film wünscht, es würde die gleichgeschlechtliche Liebe nicht geben, nur um künftig von solchen Filmen verschont zu bleiben. Wie man es richtig macht, zeigt Ang Lee eindrucksvoll mit „Brokeback Mountain“.

Wertung: 1/10

Lucky # Slevin

Das Leben ist unfair: Durchschnittliche Filme wie „The Reaping – Die Boten der Apokalypse“ oder „The Hills Have Eyes 2“ schaffen es ins Kino, ja selbst solchen Gurken wie „Fantastic Movie“ oder „Pathfinder – Die Fährte des Kriegers“ ist eine Kinoauswertung vergönnt. Und dann gibt es Filme, die definitiv ins Kino gehören, aber aus was für Gründen auch immer direkt auf Video erscheinen – „Lucky # Slevin“ ist einer dieser tragischen Fälle.

Normalerweise hätten schon die Darsteller zu einer Kinoauswertung führen müssen, ist der Film doch mit Josh Hartnett, Bruce Willis, Lucy Liu, Morgan Freeman, Ben Kingsley und Stanley Tucci hervorragend besetzt. Sei es wie es ist: Manche Dinge muss nicht nicht verstehen, es reicht, sie zu akzeptieren.

Worum geht’s:

Slevin (Josh Hartnett) hat gerade kein Glück: Seinen Job sowie seine Wohnung hat er verloren und noch dazu seine Freundin beim alten Rein-Raus-Spiel erwischt. Also besucht er seinen Freund Nick, wird jedoch bereits auf dem Weg dorthin überfallen und seiner Brieftasche beraubt. Kaum in Nicks Wohnung angekommen und mit der süßen Nachbarin Lindsey (Lucy Liu) angebandelt, wird Slevin von zwei Geldeintreibern für seinen verschuldeten Freund gehalten und zum einflussreichen Gangsterboss „Der Boss“ (Morgan Freeman) gebracht. Um seine (bzw. Nicks) Schulden zu begleichen, soll Slevin den Sohn des verfeindeten Gangsterbosses „Der Rabbi“ (Ben Kingsley) töten. Da er seine Identität nicht beweisen kann, muss sich Slevin auf die Forderung einlassen und gerät damit zwischen die Fronten zweier mächtiger Verbrechersyndikate. Schon bald haben auch der Cop Brikowski (Stanley Tucci) und der Profikiller Mr. Goodkat (Bruce Willis) ein Auge auf Slevin geworfen…

Meine Meinung:

Ehrlich gesagt fällt es mir schwer, den Film so zu beschreiben, dass es ihm gerecht wird, ohne gleichzeitig zu viel von der Geschichte zu verraten: „Lucky # Slevin“ lebt von seinen Wendungen, und zwar auf erzählerischer wie auch auf inszenatorischer Ebene. Geht der Film bis zur ersten Stunde noch als schwarzhumorige Verwechslungskomödie durch, erfolgt ohne Vorwarnung ein eiskalter Stilbruch (achtet auch auf die Musik!), der den Film als knallharten Thriller zu seinem Ende führt. Einige Wendungen kann der aufmerksame Zuschauer zwar recht früh erahnen, doch gibt es genug Charaktere und Twists, deren Auflösung sich nicht vorhersehen lassen.

Was den Film neben seinen Wendungen noch auszeichnet, sind die hervorragenden Dialoge, die durchaus Erinnerungen an „Pulp Fiction“ wecken, ohne dabei wie ein billiger Abklatsch zu wirken. Besonders Slevins Gespräche mit Lindsey, den Handlangern vom „Boss“ und dem „Boss“ selbst sind zum Brüllen komisch geraten, ohne den Film dabei ins Lächerliche zu ziehen. Ein großes Kompliment geht an dieser Stelle an die Synchronisation, die bei „Lucky # Slevin“ hervorragend funktioniert.

Über die Schauspieler muss man nicht viele Worte verlieren: Josh Hartnett spielt erfolgreich gegen sein Netter-Junge-von-nebenan-Image an, Lucy Liu ist einfach nur zum Knuddeln und Bruce Willis beweist mal wieder, dass er nach wie vor der coolste Hollywood-Star ist (besonders in den Szenen, die es leider nicht in den Film geschafft haben, aber als Deleted Scenes auf der DVD anwählbar sind). Der restliche Cast spielt auf seinem gewohnt hohen Niveau und sorgt dafür, dass die Wahl der Darsteller rundum als gelungen bezeichnet werden kann.

Es bleibt also die Frage offen, wieso es diese Perle nicht in die Kinos geschafft hat – eine zufriedenstellende Antwort wird es wohl nie geben. Ich hoffe, dass „Lucky # Slevin“ zumindest auf DVD die Beachtung erfährt, die er verdient.

Wertung: 10/10

„Poseidon“ in HD: So schön kann ein Unglück sein

Sehr zur Freude meines HD-DVD-Players trudelte heute „Poseidon“ bei mir ein – meine Nachbarn dürften diese Freude nicht teilen…

Film

Gesehen und für gut befunden hatte ich den Film bereits im Kino, weswegen ich es mir einfach mache und auf meine Review vom 15.07.2006 verweise.

Bild

So macht das Spaß: Obwohl der Film hauptsächlich in Enge und Dunkelheit spielt, kommt der HD-Faktor jederzeit zum Vorschein. Das Bild ist gestochen scharf und wurde äußerst sauber auf den Silberling transferiert. Lediglich der Kontrast ist nicht optimal, so dass es vorkommen kann, dass Details in einigen seltenen Momenten in der Dunkelheit absaufen (dieses Wortspiel musste einfach sein). Dennoch ist die HD DVD uneingeschränkt zu empfehlen, um interessierten Besuchern die Vorteile der HD-Welt zu demonstrieren.

Wertung: 8/10

Ton

Wie ich oben bereits schrieb, dürften meine Nachbarn weniger Freude als ich an dem Film gehabt haben: Wuchtig gibt der LFE-Kanal das Eindringen des Wassers und die zahlreichen Explosionen wieder, während die restlichen Kanäle einen vorbildlichen Raumklang erzeugen. Im Vergleich zu den ausufernden Actionszenen verlieren die Dialogszenen naturgemäß an Bedeutung, können sich jedoch gut über Wasser halten.

Wertung: 9/10

Extras

Die (komplett deutsch untertitelten) Extras bestehen aus dem US-Kinotrailer und den vier Dokumentationen „Tagebuch eines Schiffskameraden“, „Poseidon: Auf den Kopf gestellt“, „Die Monsterwelle“ und „Poseidon: Ein Schiff im Filmstudio“. Außerdem mit an Bord (das war das letzte Wortspiel für heute, versprochen): Der HD-exklusive und von Warner „In-Movie Experience“ getaufte Video-/Audiokommentar, in dem die Macher während des Film in einem kleinen eingeblendeten Fenster über die Dreharbeiten berichten – nett!

Fazit

Die HD DVD von „Poseidon“ ist aus technischer Sicht ohne Zweifel ihr Geld wert. Wer sich mit der Thematik des Films anfreunden kann, sollte zuschlagen: Schöner wird in nächster Zeit kein Schiff untergehen.

The Number 23

Dass Grimassenschneider Jim Carrey stark unterschätzt wird, ist spätestens seit „Die Truman Show“ und „Der Mondmann“ kein Geheimnis mehr – und auch in „The Number 23“ spielt er als Familienvater, der einen Kriminalroman liest, welcher sich auf sein eigenes Leben zu beziehen scheint, erfolgreich gegen sein Jux-Image an. Leider schafft es Regiesseur Joel Schumacher („8mm“, „Nicht auflegen!“) nicht, dem Film etwas Neues abzugewinnen: Bereits nach kurzer Zeit kann der aufmerksame Zuschauer die Auflösung erahnen, doch selbst wenn nicht, dürfte die gemächliche Inszenierung bei niemandem Spannung erzeugen. Was bleibt, ist eine durchschnittliche Mischung aus Thriller und Drama, welche man in ähnlicher Form vor nicht all zu langer Zeit bereits eindrucksvoller im Kino sehen durfte (aus Gründen der Vorhersehbarkeit verzichte ich an dieser Stelle auf den Filmtitel).

Wertung: 6/10

Miami Vice

Wer erinnert sich nicht an die legendäre 80er-Jahre-Serie „Miami Vice“ – nun, ehrlich gesagt: Ich! Damals zu jung, heute zu beschäftigt,, hat mich nie etwas dazu bewegen können, mir diese Serie anzuschauen, was mit Blick auf den Kinofilm positiv wie auch negativ ausgelegt werden kann. Immerhin habe ich so die Möglichkeit, mich dem Film völlig unvoreingenommen zu widmen…

Inhalt

Da es innerhalb des zuständigen Teams einen Maulwurf zu geben scheint, werden die beiden Miami-Undercover-Cops Crockett (Colin Farrell) und Tubbs (Jamie Foxx) auf den skrupellosen Drogenboss Montoya (Luis Tosar) angesetzt. Als Kuriere getarnt, beginnen die beiden, Montoyas Netzwerk zu infiltrieren, doch als sich Crockett in Montoyas Frau Isabella (Li Gong) verliebt und Tubbs Freundin (Naomie Harris) in die Schusslinie gerät, droht der Einsatz zu scheitern…

Kritik

Wie von Michael Mann gewohnt, bekommt der Zuschauer mit „Miami Vice“ einen äußerst stylischen Film geboten: Die Mischung aus Bild und Ton, egal ob Musik oder Soundeffekte, ist zeitweise atemberaubend und erzeugt, wie bereits bei „Collateral“, eine ganz eigene Atmosphäre, die durchaus zu begeistern weiß.

Doch wo Licht ist, ist meist auch Schatten – und leider beschränken sich die positiven Elemente von „Miami Vice“ auch schon auf die stylische Inszenierung, welche übrigens auch für die kurzen aber knackigen Actionszenen gilt, denn so stylisch diese auch ist, so langatmig und vorhersehbar ist sie auch: Sobald neue Charaktere eingeführt werden, kann man sich an fünf Fingern abzählen, welches Schicksal ihnen vorherbestimmt ist und welche Rolle sie in der Geschichte spielen werden. Von Überraschungen fehlt jede Spur, ebenso von einem sich aufbauenden Spannungsbogen, wie man ihn von einem Cop-Thriller eigentlich erwarten dürfte.

Hinzu kommen Szenen, in denen man als Zuschauer nur den Kopf schütteln kann, etwa wenn Crockett und Tubbs aufgrund der Hintergrundgeräusche eines Telefongesprächs problemlos ein Geiselversteck ausfindig machen. Oder wenn die Cops dieses dann stürmen, indem sie sich mittels eines aus dem Müll gefischten Pizzakartons als Pizzalieferanten ausgeben und einer der Geiselnehmer die Tür ohne Vorsicht walten zu lassen natürlich auch öffnet, obwohl er sich vorher vergewissert hat, dass niemand eine Pizza bestellt hat.

Fazit

Auf Spannung, Logik und eine interessante Charakterisierung (nein, nur weil Crockett sich zwischen Pflicht und Liebe entscheiden muss, macht dies den Charakter nicht interessant) nicht achtend, beschränkt sich Michael Mann darauf, seinen Protagonisten eine auf cool getrimmte Einstellung nach der anderen zu verschaffen. Wer von „Miami Vice“ einen spannenden Cop-Thriller erwartet, dürfte ebenso enttäuscht werden wie diejenigen, die einen Actionfilm erwarten: Zäh inszeniert, präsentiert Mann einen stylischen aber inhaltslosen Film, der durchaus seine Momente hat, aber die gesamte Laufzeit von 130 Minuten nicht zu füllen weiß. Vielleicht ist „Miami Vice“ wirklich besser im TV aufgehoben…

Wertung: 4/10

Glück in kleinen Dosen

Die Sneak im Kieler CinemaxX entwickelt sich mehr und mehr zum Geheimtipp für Freunde des kleinen aber feinen Kinos: Nach „Thumbsuckers“ und „Wer früher stirbt ist länger tot“ folgte diesen Freitag „Glück in kleinen Dosen“, ein Film, von dem ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts gehört hatte, der sich jedoch als bislang bester Film des Kinojahres 2006 entpuppen sollte.

Inhalt

Der junge Außenseiter Dean (Jamie Bell) möchte seinen besten Freund Troy besuchen, findet in dessen Zimmer jedoch lediglich den an der Decke hängenden Leichnam seines Freundes vor. Während sich das Interesse von Deans Vater (William Fichtner) auf Informationen beschränkt, die seiner Schriftstellerkarriere nützlich sein könnten, begegnen die restlichen Einwohner Troys Selbstmord mit Desinteresse. Lediglich Deans Mitschüler Billy (Justin Chatwin), Lee (Lou Taylor Pucci) und Crystal (Camilla Belle) nehmen von Troys Ableben Notiz, jedoch nur, weil sie dessen Drogenverteilung in der Schule übernehmen wollen. Um an Troys Pillen zu gelangen, benötigen sie Deans Hilfe, doch dieser weigert sich, weswegen die drei den Plan fassen, Deans kleinen Bruder Charlie als Druckmittel einzusetzen – doch leider entführen sie den falschen Charlie…

Kritik

Selten hat mich ein Film von Beginn an so begeistert wie „Glück in kleinen Dosen“: Vermutet man zu Beginn noch eine skurrile schwarze Komödie, entwickelt sich der Film mehr und mehr zu einem zum Nachdenken anregenden Spiegel, der uns einen überdeutlichen, wenn auch überzogenen, Blick auf die pervertierte Welt liefert, in der wir inzwischen leben. Eine Welt, in der wir so dermaßen mit uns selbst beschäftigt sind, dass wir unsere Mitmenschen schon gar nicht mehr wahrnehmen. Eine Welt, in der Freundschaften so oberflächlich geworden sind, dass wir die Sorgen unsere Freunde nicht mehr erkennen. Eine Welt, in der nur noch die eigenen Wünsche und Ziele verfolgt werden, ohne für andere Menschen Kompromisse einzugehen. Eine Welt, in der Sorgen und Probleme nicht mehr angesprochen, sondern durch Einnahme von Pillen aus der Welt geschafft werden…

Auch wenn „Glück in kleinen Dosen“ seine Botschaft lustig verpackt und immer wieder durch abgedrehte und humorvolle Szenen aufgelockert wird, verdeckt dies nicht die düstere, dabei jedoch jederzeit hoffnungsvolle, Grundstimmung des Films. Wenn Troys Mutter (grandios gespielt von Glenn Close) mehr und mehr dem Wahnsinn verfällt, nur um sich am Ende einzugestehen, dass sie ihren Sohn gar nicht gekannt hat, und Dean ihr erzählt, was für ein Junge Troy war und welche Träume er hatte, dann ist das rührendes Kino, wie es heute leider viel zu selten die Leinwand erblickt.

Die Darsteller wissen bis in die kleinste Nebenrolle zu begeistern: Jamie Bell spielt den Helden wider Willen, der den Menschen auf unterschiedlichste Weise das Leben rettet, ebenso überzeugend wie Camilla Belle das eigentlich nette Mädchen von nebenan, welches jedoch lieber mit den falschen Freunden zusammen ist als gar keine Freunde zu haben und deswegen auf die schiefe Bahn gerät. In den Nebenrollen brillieren neben Glenn Close und William Fichtner u.a. Ralph Fiennes als Bürgermeister auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, Carrie-Anne Moss als Crystals Mutter auf der Suche nach Anerkennung und Rita Wilson als Mutter des entführten Charlie, deren Egoismus nur noch durch ihre Ignoranz überboten wird.

Fazit

Wunderbar abgedrehtes und dabei nachdenklich stimmendes Kino der Sonderklasse, bei dem einfach alles stimmt: Ein Film, den man gesehen haben sollte…

Wertung: 10/10

Trennung mit Hindernissen

Ebenso wie es inkonsequente Menschen gibt, die nicht wissen, was sie wollen, gibt es auch inkonsequente Filme, deren Unentschlossenheit einem praktisch ins Gesicht springt – und wir alle wissen, wie sich Inkonsequenz und Unentschlossenheit auf das Gesamtbild auswirken, egal ob bei Mensch oder Film…

Inhalt

Nach zwei Jahren Beziehung stehen Brooke (Jennifer Aniston) und Gary (Vince Vaughn) vor dem Aus: Während Brooke sich von Gary vernachlässigt und nicht ernst genommen fühlt, hat Gary das Gefühl, Brookes Ansprüchen nicht gerecht und von ihr ständig kritisiert zu werden. Da beide in ihre gemeinsame Wohnung investiert haben und keiner von beiden bereit ist auszuziehen, teilen Brooke und Gary die Wohnung auf, was situationsbedingt zahlreiche Komplikationen nach sich zieht – zumal keiner von beiden die Trennung wirklich möchte…

Kritik

Wie lustig und makaber man einen Film über ein sich trennendes Paar inszenieren kann, vermochte Danny DeVito 1989 in „Der Rosenkrieg“ eindrucksvoll zu beweisen. Wer nun hofft, eine moderne Variante dieser schwarzen Komödie zu sehen, dürfte maßlos enttäuscht werden: Unentschlossen wechselt „Trennung mit Hindernissen“ zwischen Komödie und Beziehungsdrama hin und her, ohne in einem der beiden Bereiche überzeugen zu können.

Zwar gibt es durchaus Gelegenheiten zum Lachen, köstlich ist z.B. die aus dem Trailer bereits bekannte Szene, in der Brooke versucht, Gary mit einem attraktiven Mann eifersüchtig zu machen, dieser sich aber mehr für Gary und Videospiele als für sein Date mit Brooke interessiert, doch kommen solche Szenen leider viel zu selten vor, als dass sie den Film tragen könnten.

Ebenso verhält es sich mit den ruhigen Szenen: Wer bereits eine Trennung hinter sich hat, weiß, dass man sich oft wünscht, Dinge in einer Beziehung gesagt oder getan zu haben, von denen man weiß, dass man sie hätte sagen oder tun sollen. Im Film die Fehler zu zeigen, die wir selbst tagtäglich erneut machen, mag zwar realistisch sein, ist aber aufgrund eben dieser Alltäglichkeit nicht mitreißend genug, um dem Film die nötige Tragik zu geben.

Auf Darstellerseite gibt es hingegen nicht viel auszusetzen: Jennifer Aniston und Vince Vaughn spielen zwar nicht so, als würden sie es auf den Oscar abgesehen haben, erfüllen die Figuren aber mit genug Leben, um wenigstens kurzzeitig mitzubangen, ob sie sich nun versöhnen oder nicht. Als Nebenfigur begeistert vorallem Jon Favreau als Garys schräger und leicht psychopathisch wirkender Freund Johnny O, während Justin Long in seiner Rolle als homosexueller Christopher einfach nur jedes noch so dumme Klischee abarbeitet und förmlich danach schreit, mit einer Rakete im Hintern, dieses Vergnügen gönnen wir ihm, auf den Mond geschossen zu werden.

Fazit

Weder Fisch noch Fleisch, überzeugt „Trennung mit Hindernissen“ weder als Komödie noch als Beziehungsdrama und rettet sich lediglich durch eine Handvoll gelungener Szenen, die allerdings auch nicht verhindern können, dass der Film spätestens beim nächsten eigenen Streit vergessen ist…

Wertung: 4/10

Wer früher stirbt ist länger tot

Kinder, wie die Zeit vergeht: Schon wieder ist ein Monat um und das Kieler CinemaxX lud erneut zur Sneak-Preview. Sorgte der letzte Sneak-Film aufgrund des unbekannten Films noch für ein verwirrtes Publikum, regierte diesmal eine Mischung aus Verwirrung, Hilflosigkeit und purem Spaß den Kinosaal. Gezeigt wurde „Wer früher stirbt ist länger tot“, eine bayerische Mischung aus Komödie und Drama, selbstredend im bayerischen Dialekt, was bei uns Fischköppen nicht gerade zum Verständnis beitrug. Doch wollte ich nach den ersten 10 Minuten, schon alleine seiner Herkunft wegen – schließlich hat Bayern den Stoiber hervorgebracht, noch einen zünftigen 2er-Verriss zum Besten geben, zog mich der Film mit zunehmender Laufzeit tiefer und tiefer in seinen Bann, bis ich den Kinosaal letztlich mit einem breiten Grinsen und vollends zufrieden verließ.

Worum geht’s: Der 11-jährige Sebastian gibt sich die Schuld für den Tod seiner bei der Geburt verstorbenen Mutter. Um nicht als Mörder im Fegefeuer zu landen, sucht er nun nach einer Möglichkeit die Unsterblichkeit zu erlangen, wodurch er und seine Mitmenschen von einem Unheil ins nächste (oder vielleicht doch ins Glück?) geführt werden…

Mehr zu verraten wäre ein Verbrechen, lebt der Film doch besonders von seinen skurrilen Einfällen und den aberwitzigen Situationen. Wer sich an trockenem und makaberem Humor erfreuen kann und wissen möchte, wie die Reanimation eines Kaninchens, bei Vollmond erwachende Moorleichen, ein Fegefeuertribunal und Telefonanrufe aus dem Jenseits in diese Geschichte passen, kommt um einen Kinobesuch nicht herum. Der Einfallsreichtum der Macher scheint sich von Minute zu Minute zu steigern, wodurch dem Film das Kunststück gelingt, sein Publikum mit zunehmender Laufzeit besser und besser zu unterhalten, um zum Ende hin, jedoch ohne seiner Linie untreu zu werden, noch einen erwachsenen Unterton zu finden.

Die Schauspieler sind zumindest mir bislang völlig unbekannt gewesen, machen ihre Sache aber sehr gut, allen voran Markus Krojer als Sebastian, dem man die Rolle des von Alpträumen und Vorwürfen geplagten Kindes ohne Zweifel abnimmt. Ebenso passend wie gut: Fritz Karl als Sebastians überforderter Vater, Jule Ronstedt als Sebastians attraktive Lehrerin Veronika und Jürgen Tonkel als Radiomoderator Alfred.

Fazit: Wer sich von dem bayerischen Dialekt nicht abschrecken lässt, bekommt mit „Wer früher stirbt ist länger tot“ eine herrlich skurrile Komödie geliefert, deren Einfallsreichtum weit über dem typischer deutscher Komödien anzusiedeln ist.

Wertung: 8/10

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