Seit 1995 bin ich Stammkunde des CinemaxX Kiel. Acht Jahre lang war ich Inhaber einer CinemaxX-GoldCard. Nun geht (m)eine Kino-Ăra zu Ende. Statt auf der groĂen Leinwand werde ich Filme ab sofort „nur“ noch im Heimkino schauen. DafĂŒr gibt es mehrere GrĂŒnde.
Zusatzkosten jetzt auch fĂŒr Inhaber von CinemaxX-Zeitkarten
Bislang konnte ich als Nutzer einer CinemaxX-GoldCard fĂŒr 399 Euro ein Jahr lang beliebig oft ins Kino gehen. Ohne zusĂ€tzliche Kosten wie Reservierungs- oder LogenzuschlĂ€ge. Mit den neuen VIP-PlĂ€tzen Ă€ndert sich dies nun. FĂŒr diese zahlen ab Februar 2017 auch Inhaber einer Zeitkarte einen Zuschlag in Höhe von 1,50 Euro. Da diese VIP-PlĂ€tze an meinem Standort in vier SĂ€len die erste Logenreihe bilden, also die Reihe mit der angenehmen Beinfreiheit, mĂŒsste ich in diesen SĂ€len entweder den Aufpreis zahlen oder auf schlechtere PlĂ€tze ausweichen.
Zugegeben, die 1,50 Euro pro Vorstellung wĂŒrden mich finanziell nicht ruinieren (obgleich sich auch diese mit der Zeit summieren), doch darum geht es mir auch gar nicht. Mir geht es ums Prinzip. Wenn ich (nicht gerade wenig) Geld fĂŒr eine Kino-Flatrate ausgebe, dann möchte ich dafĂŒr auch eine Kino-Flatrate bekommen – und mir eben keine Gedanken darĂŒber machen mĂŒssen, welche PlĂ€tze ich nehmen darf und was ggf. fĂŒr Zusatzkosten auf mich zukommen.
Das Publikum
Ich schrieb es in einem frĂŒheren Blogbeitrag schon mal: Das Publikum nervt. Insbesondere in ruhigen Filmen. Es wird geredet. Smartphones werden genutzt. Mit den Fingern wird im Popcorn gewĂŒhlt, als wĂŒrde sich darin ein Schatz verbergen, der darauf wartet, entdeckt zu werden. Und bittet man um Ruhe oder darum, den Saal nicht mit dem Smartphone auszuleuchten, wird man im schlimmsten Fall auch noch angepöbelt. Bereits mehrfach musste ich mir Filme zwei Mal anschauen, weil ich den Film in der ersten Vorstellung wegen des Publikums nicht genieĂen konnte. Und gefĂŒhlt wird es immer schlimmer.
Keine Ahnung, ob das Publikum immer weniger Respekt vor dem Medium Film (und den Mitmenschen) hat oder ich einfach nur immer empfindlicher werde, aber das ist letztlich auch egal. Fakt ist: Ich bin immer hÀufiger so genervt, dass ich mich nicht auf den Film konzentrieren kann.
Das Programm
WĂ€hrend Blockbuster gefĂŒhlt ewig laufen, werden „kleine“ Filme oftmals recht zĂŒgig ins SpĂ€tprogramm verlegt. Und ich gebe es zu: Ich bin langsam in einem Alter, in dem ich um 23 Uhr an mein Bett denke – und nicht an die nĂ€chste SpĂ€tvorstellung.
Hinzu kommt, dass Filme mit ĂberlĂ€nge in den ersten Wochen hĂ€ufig nur mit einer Pause gezeigt werden – und diese fĂŒr mich einen absolut unnötigen, ja sogar Ă€rgerlichen AtmosphĂ€re-Killer darstellt. Also warte ich, bis der Film auch ohne Pause gezeigt wird. Mit der Konsequenz, ihn dann nicht nur spĂ€ter, sondern meistens auch nur in einem kleineren Saal sehen zu können.
Mehr als genug Filme fĂŒrs Heimkino
Sooo viele Filme – bin ich eigentlich der einzige Filmliebhaber, der sich von dem (Ăber)Angebot der heutigen Zeit ein wenig erschlagen fĂŒhlt? Amazon Prime, Netflix, Sky – ich weiĂ gar nicht, was ich zuerst und zuletzt schauen soll. Und da ist das Kino noch nicht mal mit drin.
Hinzu kommt, dass Filme nach ihrer Kinoauswertung immer schneller bei den groĂen Anbietern verfĂŒgbar sind – oder dort sogar direkt veröffentlicht werden, ohne vorher den Umweg ĂŒber das Kino zu gehen.
Die Zeit
Kommen wir zum wichtigsten Punkt: Zeit. Jeweils 30 Minuten fĂŒr den Weg zum Kino und zurĂŒck. 20 Minuten Puffer fĂŒr das Abholen der Karten und den obligatorischen Toilettengang. 30 Minuten Werbung und Trailer. FĂŒr einen typischen 2-Stunden-Film muss ich ca. vier Stunden einplanen. In der Zeit, die ich fĂŒr einen Kinofilm aufbringen muss, kann ich zu Hause zwei Filme schauen. Oder nur einen und direkt danach noch eine kurze Review dazu schreiben.
Als Filme noch mein einziges Hobby waren, war mir das egal. Doch seit ich mich zusÀtzlich auch noch mit der Fotografie beschÀftige, merke ich, dass ein typischer Tag schlicht und einfach viel zu wenig Stunden hat. Und ich meine Zeit effizienter nutzen muss!
365 Tage ohne Kino
Und das werde ich nun ab sofort auch tun. Indem ich kĂŒnftig auf das Kino verzichte und mich stattdessen auf das Heimkino konzentriere. Und weil ich Herausforderungen liebe, ziehe ich das ab sofort ohne Ausnahme durch (und dabei starten demnĂ€chst so coole Filme – aber da muss ich jetzt durch).
Ich bin gespannt, ob ich wĂ€hrend der nĂ€chsten 12 Monate das GefĂŒhl haben werde, etwas zu verpassen. Oder ob sich vielleicht sogar ein ganz neues GefĂŒhl der „Freiheit“ einstellt …
Hey Sven,
ich finde es gut, dass du diesen Weg gehst. Es ist mit Sicherheit mal eine interessante Alternative. Vieles von dem LĂ€stigen, das du beschreibst, kann ich total nachvollziehen. Gerade das Cinemaxx findet immer neue Wege, den Kinobesuch teurer zu machen. Gönnt man sich zu einem Film auch noch Popcorn und GetrĂ€nk, ist man schnell bei 25 Euro. Dazu kommt dann noch der bei vielen Filmen ĂŒberflĂŒssige Faktor 3D. Hauptsache, mehr Eintritt…
Ich weiche, wenn die Filme da laufen und man nicht gerade vom Gruppenzwang her zum Cinemaxx genötigt wird, immer gern ins Studio Kino aus. Mir gefallen dort die Preise und das Retro-Ambiente. Allerdings bleibt auch dort das Risiko, ein unschönes Publikum zu erwischen. Denn das mit dem mangelnden Respekt vor dem Film und den Mitmenschen, die ihn in Ruhe sehen wollen, stelle auch ich immer mehr fest. Ich frage mich immer, ob den Menschen der Eintritt gar nicht zu teuer ist, um nur sein Smartphone zu benutzen oder sich mit dem Sitznachbarn zu unterhalten…
Ich verzichte wegen Sky und dem frĂŒhen Erscheinen auch auf Bluray auch zusehends auf mehr Kinofilme. Auch wenn ich ein bisschen traurig darĂŒber bin, weil viele Filme auf Leinwand einfach toll sind.
Ich bin auf deine Erfahrungen gespannt!
Stimmt, mit Popcorn und GetrÀnk wird so ein Kinobesuch recht schnell sehr teuer. Da ich darauf bereits seit Jahren verzichte, weià ich ehrlich gesagt gar nicht, wo die Preise inzwischen angekommen sind.
Im Studio war ich auch schon ein paar Mal, allerdings finde ich nicht, dass sich das Publikum dort spĂŒrbar besser verhĂ€lt. So scheint es dort „normal“ zu sein, wĂ€hrend des Films als Gruppe kollektiv das gekaufte Bier aufploppen zu lassen und sich darĂŒber zu beömmeln.
Schauen wir mal, wie es mir in den nĂ€chsten Monaten ergeht. Und wann sich erste Entzugserscheinungen zeigen. đ
Vor den Kindern war ich auch 20-50x pro Jahr im Kino. Seitdem jedoch schaffe ich es höchstens noch 1 oder 2x und konsumiere die meisten Filme auch im Heimkino. Den Rest vermisse ich gar nicht so sehr. Insofern wirst du das bestimmt auch durchhalten, zumal du ja wohl eine ganz gute Ausstattung hast… đ
Ach, sooo gut ist meine Ausstattung gar nicht. Zumindest habe ich keinen Projektor und muss mich mit meinem „kleinen“ Fernseher zufrieden geben. DafĂŒr stimmt immerhin der Ton. đ
Ich bin gespannt, ob ich meine Ungeduld in den Griff bekomme. Jack Reacher, John Wick, Star Wars – da lĂ€uft ja doch so einiges an, was ich lieber heute als morgen sehe wĂŒrde. Andererseits bin selbst ich inzwischen ruhiger geworden. Die Gnade des Alters. đ
Keine Ahnung, ob das Publikum immer weniger Respekt vor dem Medium Film
Das liegt, denke ich, nicht nur aber auch daran dass das CinemaXx ein Mainstream-Kino ist. Ich selbst gehe bei mir nur in mein OV-Kino oder ins Arthouse-Kino und erlebe dort eigentlich nie, dass GesprĂ€che gefĂŒhrt oder am Handy gespielt wird. Vielleicht schwörst du ja dem Kino nicht ganz ab, sondern gehst auch mal in ausgewĂ€hlte Filme in entsprechend kleinere LichtspielhĂ€user? đ
Ich habe hier zwei kleinere Kinos direkt um die Ecke, musste aber die Erfahrung machen, dass das Publikum dort auch nicht groĂartig anders ist. Vermutlich liegt es weniger am Kino selbst als am Film: Je anspruchsvoller der Film, desto ruhiger (meist) auch das Publikum.
Ich habe bei mir (Hannover) mittlerweile fast eine Garantie drauf, im Cinemaxx nur von Deppen und Kiddies umgeben zu sein, die sich wie die letzten Idioten auffĂŒhren. Gehe nur noch hin, wenn es unbedingt sein muss und sehe mir viel lieber im kleinen Programmkino oder dem Astor (multiplex mit Stil) Filme an. Dort ist das Publikum wie ausgewechselt.
Schade, diese Erfahrung mit dem ausgewechselten Publikum konnte ich hier noch nicht machen. Wie ich weiter oben schon schrieb, glaube ich, dass es auch stark mit dem Film zusammenhÀngt. Bestimmte Filme ziehen nun mal auch ein bestimmtes Publikum an.
Vor zehn Jahren hĂ€tte ich noch sagen können, dass Kino und Heimkino ĂŒberhaupt nicht zu vergleichen sind. Doch seit die Digitalisierung das Kino zum „kollektiven Fernsehen“ (Tarantino) gemacht hat (und jetzt wörtlich genommen gar keine Filme mehr zeigt), stimmt das nur noch sehr eingeschrĂ€nkt. Dennoch wirkt sowas wie Star Wars natĂŒrlich auf der groĂen Leinwand besser als auf der Mattscheibe und das Publikum hat auch positive Seiten, vor allem bei Komödien. Lange Rede kurzer Sinn: Ich kann dich verstehen, habe selbst das Konzept Kino aber noch nicht ganz aufgegeben.
Stimmt, bei Komödien ist das Publikum wirklich nicht zu unterschĂ€tzen: Selbst schlechte Witze können spaĂig sein, wenn andere Menschen darĂŒber lachen – gute Laune ist halt doch irgendwie ansteckend. đ
Und ja, bestimmte Filme wirken auf der groĂen Leinwand definitiv besser. Ich weiĂ auch schon jetzt, dass ich ziemlich mit mir werde kĂ€mpfen mĂŒssen, um auf „Rogue One“ im Kino zu verzichten. Ich brauche dringend einen Beamer und eine 3-Meter-Leinwand … mal schauen, was die Cyber-Monday-Woche zu bieten hat. đ
Ups, grade habe ich mit meiner GoldCard gestartet (https://kinogucker.wordpress.com/2018/12/31/cinemaxx-goldcard-ein-jahr-kinoflatrate-im-selbstversuch/) und nun lese ich dies hier…
Teilweise gebe ich dir Recht: Das Publikum im Cinemaxx ist, wie in fast allen Kinos, eine Zumutung.
Aber die neuen VIP-Sessel auch: Die quitschen bei der geringsten Bewegung laut durch den Saal.