The Number 23

Dass Grimassenschneider Jim Carrey stark unterschätzt wird, ist spätestens seit „Die Truman Show“ und „Der Mondmann“ kein Geheimnis mehr – und auch in „The Number 23“ spielt er als Familienvater, der einen Kriminalroman liest, welcher sich auf sein eigenes Leben zu beziehen scheint, erfolgreich gegen sein Jux-Image an. Leider schafft es Regiesseur Joel Schumacher („8mm“, „Nicht auflegen!“) nicht, dem Film etwas Neues abzugewinnen: Bereits nach kurzer Zeit kann der aufmerksame Zuschauer die Auflösung erahnen, doch selbst wenn nicht, dürfte die gemächliche Inszenierung bei niemandem Spannung erzeugen. Was bleibt, ist eine durchschnittliche Mischung aus Thriller und Drama, welche man in ähnlicher Form vor nicht all zu langer Zeit bereits eindrucksvoller im Kino sehen durfte (aus Gründen der Vorhersehbarkeit verzichte ich an dieser Stelle auf den Filmtitel).

Wertung: 6/10

The Hitcher (2007)

„Ich möchte, dass du vier kleine Worte sagst: Ich möchte tot sein.“

1986 schuf Robert Harmon mit „The Hitcher“ eine Genre-Perle, die auch heute nichts von ihrer Faszination verloren hat. In ihr nimmt der von C. Thomas Howell verkörperte Jim Halsey den Anhalter John Ryder (Rutger Hauer in einer seiner stärksten Rollen) mit, welcher sich kurze Zeit später als Psychopath entpuppt und auf der einsamen Straße ein mörderisches Katz- und Mausspiel beginnt.

Da der Film auch heute noch wirkt wie vor 20 Jahren, stellt sich natürlich die Frage, inwiefern ein Remake eine Daseinsberechtigung hat.

An der Geschichte wurden nur marginale Veränderungen vorgenommen: Reiste Jim im Original noch alleine, ist es diesmal ein Pärchen (Zachary Knighton, Sophia Busch *schmacht*), welches Ryder (gespielt von Sean Bean) in die Fänge gerät. Leider verliert der Film dadurch jene bedrückende Atmosphäre, die das Original bis heute auszeichnet: Konnte man C. Thomas Howells Verzweiflung und Isolation beinahe spüren, verpufft diese im Remake gänzlich.

Nichtsdestotrotz weiß der Film zu unterhalten und lässt zu keiner Minute Langeweile aufkommen. In den gerade mal 83 Minuten gönnt Regisseur Dave Meyers den Protagonisten keine Ruhepause, setzt geschickt platzierte Schockmomente, huldigt dem Original durch ihm 1:1 entnommene Szenen und setzt gleichzeitig eigene Akzente, wodurch der Film zu keiner Zeit zu einem Psycho- oder Omen-Remake verkommt. Im Finale hätte sich Meyers etwas zurückhalten können, doch geht auch dieses gerade noch in Ordnung, auch wenn etwas weniger „Krawumm Bumm Bumm“ dem Film besser gestanden hätte.

An die Darsteller des Originals kommen Bean, Knighton und Busch *schmacht* nicht heran: Auch wenn Sean Bean sichtlich Spaß an seiner Psychopathenrolle hat, ist Rutger Hauer schlicht und einfach der Inbegriff des Terrors und hat als solcher eine Messlatte gelegt, die nur äußerst schwer zu erreichen ist. Zachary Knighton ist schneller vergessen als der Abspann begonnen hat (also nach 83 Minuten und 1 Sekunde), während Sophia Busch *schmacht* den heterosexuellen Männern (und homosexuellen Frauen – ich möchte ja niemanden diskriminieren) zumindest optisch lange in Erinnerung bleiben dürfte (diese Beine *schmacht*).

Zum Schluss noch ein paar Worte zur deutschen Kinofassung: Statt den Film in einer 18er-Fassung ungekürzt zu zeigen, hat sich der Verleih dazu entschlossen, ihn (vermutlich aus Profitgründen) als gekürzte 16er-Fassung in die Kinos zu bringen. Der Film bleibt zwar anschaubar, doch für einen Filmfan ist dies ein Schlag ins Gesicht – vielen Dank, Universum!

Fazit

Eines der gelungeneren Remakes, welches zwar nicht an das Original heranreicht, aber dennoch gefahrlos konsumiert werden kann.

Wertung: 7/10
Wertung Original: 10/10

Severance – Ein blutiger Betriebsausflug

2004 drehte der Engländer Christopher Smith den von Kritikern wie Publikum gleichermaßen unbeachteten Horrorfilm „Creep“. Inhaltlich nicht überzeugend, konnte der kleine dreckige Film durch seine Optik und Atmosphäre dennoch einige Pluspunkte sammeln. Mit „Severance“ läuft derzeit der nächste kleine dreckige Smith-Film (nur zur Erinnerung: Nicht Kevin, Christopher!) in den Kinos – kann Smith neben der Atmosphäre diesmal auch inhaltlich punkten?

Eine Gruppe von Mitarbeitern eines Waffenherstellers wird zum Teamtraining nach Osteuropa geschickt. In einer Hütte und den umliegenden Wäldern sollen durch Gruppenspiele und -gespräche Teamklima und Zusammenhalt gefördert werden. In der Hütte angekommen, erzählen sich die Kollegen moderne Mythen von wahnsinnigen Soldaten, die früher in solchen Hütten therapiert werden sollten, jedoch flüchten konnten und nun in den Wäldern leben. Schon bald soll sich herausstellen, dass an den Geschichten mehr dran ist…

„Severance“ beginnt vielversprechend mit einer Hetzjagd durch den Wald: Zwei Frauen und ein Mann werden gejagt, alle drei werden Opfer von gestellten Fallen. Während uns das Schicksal des Mannes blutig präsentiert wird, bleibt das der Frauen offen, wird aber zum Ende wieder aufgegriffen.

Nach diesem Auftakt schaltet Smith erstmal einen Gang runter und präsentiert uns die Charaktere, die uns bis zum Ende des Films, oder auch nicht, begleiten dürfen. Ob die eindimensionalen Figuren Lustlosigkeit zuzuschreiben oder beabsichtigt sind, vermag ich nicht zu beurteilen: Da wären die Blondine (auf die alle männlichen Kollegen irgendwie scharf sind), der Freak (der ständig irgendwelche Drogen intus hat), der Vorgesetzte (wie alle Vorgesetzten inkompetent und unbeliebt), der Schleimer (optisch natürlich alles andere als eine Granate), der Besserwisser (optisch natürlich eine Granate), die bebrillte Büromaus (optisch natürlich alles andere als…moment, das hatten wir schon) und der Quotenschwarze (wird der Schwarze überleben, was meint ihr?).

Leider bleibt Smith zu lange im ruhigen ersten Gang und nimmt dem Film damit zu viel Fahrt: Erst nach dem Zuschnappen der ersten Falle, was gefühlte 60 Minuten dauert, schaltet Smith einen Gang höher und schenkt uns einen Backwood Slasher, garniert diesen mit einem Schuss „Hostel“ und fügt dann, nach gefühlten 80 Minuten (sobald wir und die Überlebenden glauben, es überstanden zu haben) noch einen großen Anteil „Surviving The Game“ hinzu. Erst von diesem Moment an entfaltet der Film sein volles Potential und zeigt uns einen rücksichtslos-blutigen Kampf um das nackte Überleben.

Was dem Film zu Gute kommt, sind die zahlreichen ironischen und teils extrem zynischen Momente. Da wären z.B. der aus Selbstverteidigung resultierende großartige Einsatz eines Raketenwerfers. Oder die Rolle eines Schwarzen in einem Werbespot. Oder ein Kopfschuss, der damit begründet wird, dass man sich später nicht vorwerfen lassen wolle, dass man den Psychopathen trotz Chance nicht getötet habe. Oder ein Toilettengang, der mit den Worten „ich komme gleich wieder“ beginnt, aber nicht mit dem Tod der betreffenden Person endet. Oder eine Spinne, die nicht die Reaktion auslöst, die man normalerweise bei Frauen erwartet. Oder oder oder…

Die Schauspieler dürften den meisten, wie auch mir, unbekannt sein, lediglich Laura Harris („The Faculty“, „The Calling“) wird der eine oder andere bereits bewusst wahrgenommen haben. Nichts desto trotz machen sie ihre Sache gut, ohne sich besonders positiv hervorzuheben.

Um schlussendlich die Anfangsfrage zu beantworten, ob Christopher Smith es geschafft hat, neben der Atmosphäre diesmal auch inhaltlich zu punkten: Jein! Der mit vielen zynischen Spitzen ausgestattete Film ist zwar geringfügig komplexer als „Creep“, leidet dafür aber unter einem zu zähen Einstieg und abermals zu oberflächlichen Figuren. Für Genre-Fans ist der Film auf jeden Fall einen Blick wert, zu diesem Genre bekehren wird man mit „Severance“ aber niemanden.

Wertung: 6/10

Miami Vice

Wer erinnert sich nicht an die legendäre 80er-Jahre-Serie „Miami Vice“ – nun, ehrlich gesagt: Ich! Damals zu jung, heute zu beschäftigt,, hat mich nie etwas dazu bewegen können, mir diese Serie anzuschauen, was mit Blick auf den Kinofilm positiv wie auch negativ ausgelegt werden kann. Immerhin habe ich so die Möglichkeit, mich dem Film völlig unvoreingenommen zu widmen…

Inhalt

Da es innerhalb des zuständigen Teams einen Maulwurf zu geben scheint, werden die beiden Miami-Undercover-Cops Crockett (Colin Farrell) und Tubbs (Jamie Foxx) auf den skrupellosen Drogenboss Montoya (Luis Tosar) angesetzt. Als Kuriere getarnt, beginnen die beiden, Montoyas Netzwerk zu infiltrieren, doch als sich Crockett in Montoyas Frau Isabella (Li Gong) verliebt und Tubbs Freundin (Naomie Harris) in die Schusslinie gerät, droht der Einsatz zu scheitern…

Kritik

Wie von Michael Mann gewohnt, bekommt der Zuschauer mit „Miami Vice“ einen äußerst stylischen Film geboten: Die Mischung aus Bild und Ton, egal ob Musik oder Soundeffekte, ist zeitweise atemberaubend und erzeugt, wie bereits bei „Collateral“, eine ganz eigene Atmosphäre, die durchaus zu begeistern weiß.

Doch wo Licht ist, ist meist auch Schatten – und leider beschränken sich die positiven Elemente von „Miami Vice“ auch schon auf die stylische Inszenierung, welche übrigens auch für die kurzen aber knackigen Actionszenen gilt, denn so stylisch diese auch ist, so langatmig und vorhersehbar ist sie auch: Sobald neue Charaktere eingeführt werden, kann man sich an fünf Fingern abzählen, welches Schicksal ihnen vorherbestimmt ist und welche Rolle sie in der Geschichte spielen werden. Von Überraschungen fehlt jede Spur, ebenso von einem sich aufbauenden Spannungsbogen, wie man ihn von einem Cop-Thriller eigentlich erwarten dürfte.

Hinzu kommen Szenen, in denen man als Zuschauer nur den Kopf schütteln kann, etwa wenn Crockett und Tubbs aufgrund der Hintergrundgeräusche eines Telefongesprächs problemlos ein Geiselversteck ausfindig machen. Oder wenn die Cops dieses dann stürmen, indem sie sich mittels eines aus dem Müll gefischten Pizzakartons als Pizzalieferanten ausgeben und einer der Geiselnehmer die Tür ohne Vorsicht walten zu lassen natürlich auch öffnet, obwohl er sich vorher vergewissert hat, dass niemand eine Pizza bestellt hat.

Fazit

Auf Spannung, Logik und eine interessante Charakterisierung (nein, nur weil Crockett sich zwischen Pflicht und Liebe entscheiden muss, macht dies den Charakter nicht interessant) nicht achtend, beschränkt sich Michael Mann darauf, seinen Protagonisten eine auf cool getrimmte Einstellung nach der anderen zu verschaffen. Wer von „Miami Vice“ einen spannenden Cop-Thriller erwartet, dürfte ebenso enttäuscht werden wie diejenigen, die einen Actionfilm erwarten: Zäh inszeniert, präsentiert Mann einen stylischen aber inhaltslosen Film, der durchaus seine Momente hat, aber die gesamte Laufzeit von 130 Minuten nicht zu füllen weiß. Vielleicht ist „Miami Vice“ wirklich besser im TV aufgehoben…

Wertung: 4/10

Das Ende – Assault On Precinct 13 (2005)

So unfair kann das Leben sein: Da traut sich endlich mal wieder ein Regisseur, einen reinrassigen und harten Actionfilm zu drehen und was passiert? Richtig: Es kommt zu keiner Kinoauswertung! Dabei hat Jean-François Richets Remake des John Carpenter-Klassikers alles, was ein guter Actionfilm benötigt: Eine zwar alte, aber dennoch interessante Ausgangssituation (kleiner Haufen wild zusammengewürfelter Personen muss sich in einem abgeriegelten Gebäude gegen einen waffen- und zahlenmäßig überlegenen Gegner behaupten), gute Darsteller (u.a. Ethan Hawke, Laurence Fishburne, Gabriel Burne) sowie kompromisslose und hervorragend inszenierte Action – wieso der Film es nicht in die Kinos geschafft hat, ist mir ein echtes Rätsel!

Freunde des altmodischen Actionfilms sollten sich diese Perle nicht entgehen lassen – es lohnt sich!

Wertung: 8/10

Hügel der blutigen Augen (1977)

Nachdem mich Alexandre Ajas Interpretation des Stoffes Anfang des Jahres restlos begeisterte, war es nur eine Frage der Zeit, bis Wes Cravens Original in meinem DVD-Player landen sollte – doch was um Himmels Willen ist das? Okay, für seine Synchronisation kann der Film nichts, aber selbst wenn ich gnädig darüber hinweg sehe, dass in der deutschen Fassung aus radioaktiv verseuchten Rednecks mal eben Außerirdische!!! gemacht wurden, die Jagd auf eine in der Wüste festsitzende Familie (das kommt halt davon, wenn man einem Kaninchen ausweicht, anstatt es einfach zu überfahren) machen, bleibt der Film aufgrund gähnender Langeweile eine einzige Enttäuschung. Dass der Film es schafft, alle Faktoren eines guten Films (Komik in Form lustiger Frisuren, Horror in Form grauenhafter Schnurrbärte & Sex in Form gewagter Hot Pants – bei Männern) zu vereinen, rettet ihn leider auch nicht…

Wertung: 2/10

Wolf Creek

Auf einer wahren Begebenheit beruhend, macht sich „Wolf Creek“ als neuester Ableger des modernen Terror-Horrors auf, dem Zuschauer das Fürchten zu lehren – mit Erfolg!

Die drei Rucksacktouristen Liz, Kristy und Ben machen während ihrer Durchreise einen Zwischenstop an dem im australischen Outback liegenden Krater „Wolf Creek“. Da der Wagen nach diesem Besuch nicht mehr anspringt, lassen sie sich von dem hilfsbereiten Einheimischen Mick abschleppen, nicht ahnend, dass Mick mit seinen Gästen ganz andere Pläne hat, als ihren Wagen zu reparieren…

Zugegeben: Die Story wird keinen Originalitätspreis gewinnen. Was den Film dennoch über den Durchschnitt hebt, ist die realistische, konsequente und kompromisslose Inszenierung, die sich wohltuend von Hochglanzfilmen wie dem Texas Chainsaw Massacre-Remake abhebt: Wie die Umgebung in der er spielt, wirkt der gesamte Film dreckig und staubig, während durch eine oft händisch geführte Kamera eine realistische, ja beinahe dokumentarische Atmosphäre erzeugt wird.

Leider vergeht sehr viel Zeit, bis der Film seine durch dieses Stilmittel erzeugte Atmosphäre voll ausspielen kann: Regie-Neuling Greg McLean nutzt die ersten 60 Minuten dazu, die Charaktere sowie die Gegend vorzustellen, was prinzipiell nicht verkehrt wäre, gäbe es denn etwas Interessantes zu erzählen: Leider entsprechen die Figuren nur dem 08/15-Schema, seien es die Party feiernden Twens oder die pöbelnden Kneipenbesucher, womit die Substanz fehlt, um damit eine volle Stunde zu füllen.

Dementsprechend zieht sich der Anfang ein wenig hin, was jedoch gleichzeitig dafür sorgt, dass der Schock um so größer sitzt, sobald Mick sein wahres Gesicht zeigt: Aufgrund der realistischen Inszenierung wirken seine Demütigungen und Foltermethoden, ebenso wie die darauf folgende verzweifelte Flucht durch das Outback, ungemein bedrückend.

Neben der Atmosphäre beweist McLean auch bei den, zumindest mir, unbekannten Schauspieler ein glückliches Händchen: Während man in den Augen der Opfer die Angst und Verzweiflung praktisch rauslesen kann, begeistert vorallem John Jarratt als einer der besten Psychopathen seit langem.

Mit ein wenig mehr Inhalt in den ersten 60 Minuten hätte aus „Wolf Creek“ DER Horrorfilm des Kinojahres 2006 (ja ja: Ich weiß, dass der Film bereits 2005 gedreht wurde – deswegen doch auch „Kinojahr“) werden können. Doch auch so kann ich den Film guten Gewissens jedem empfehlen, der sich auch nur ansatzweise für dieses Genre interessiert und sich durch eine eher ungewohnte Inszenierung nicht abschrecken lässt.

Wertung: 7/10

Hard Candy

Einen schwierigen Stoff hat sich David Slade da für sein Regiedebüt ausgesucht:

Der 32 Jahre alte Fotograph Jeff lernt im Chat die 18 Jahre jüngere Hayley kennen. Trotz des Altersunterschieds beschließen die beiden, sich in einem Café zu treffen. Es wird geredet, es wird gelacht, und kurze Zeit später finden sich die beiden in Jeffs Wohnung wieder. Nach ein paar Gläsern Alkohol verliert Jeff das Bewusstsein, findet sich gefesselt auf einem Stuhl wieder und muss erkennen, dass Hayley nicht das unschuldige Mädchen ist, für das sie sich ausgegeben hat…

Bevor man sich diesen Film anschaut, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass er definitiv nicht für die breite Masse konzipiert wurde: Es gibt nur zwei Darsteller (okay, es gibt insgesamt fünf, aber die restlichen drei spielen in dem Film eine so untergeordnete Rolle, dass sie zu vernachlässigen sind), der Film besteht größtenteils aus reinen Dialogen und behandelt mit Pädophilie und Selbstjustiz zwei Themen, die bereits jeweils für sich alleine kontrovers genug sind.

Was den Zuschauer in „Hard Candy“ erwartet, ist ein Kammerspiel von erschreckender Intensität, ein Psychothriller, dessen Folterszenen zu keiner Zeit Selbstzweck sind und aufgrund der Tatsache, dass sie von einem „Kind“ ausgeführt werden, umso erschreckender wirken, zumal die größte Folter in diesem Film psychologisch und nicht körperlich ausgeführt wird.

Hinzu kommt, dass man als Zuschauer nie weiß, wem man seine Sympathie entgegenbringen soll: Ist Jeff wirklich pädophil, ja ist er sogar ein Mörder, oder ist Hayley nur ein psychisch kranker Teenager?

Da der Film sich beinahe ausschließlich auf die Darsteller verlässt, gebührt ihnen ein besonderes Lob: Ellen Page („X-Men 3“) und Patrick Wilson („Das Phantom der Oper“) spielen ihre Rollen äußerst glaubwürdig und verstehen es zu jeder Zeit, den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen, wobei mir Wilsons Darstellung des gepeinigten Jeff ein wenig mehr zugesagt hat (was allerdings auch an der Rolle an sich liegen mag).

Wenn es etwas gibt, was man dem Film zur Last legen könnte, dann die Frage, wie es für Hayley rein körperlich möglich ist, Jeffs Körper zu transportieren: Schon ihn auf den Stuhl oder Tisch zu heben, dürfte sich als sehr schwer (im doppelten Sinn) erweisen…

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass David Slade mit „Hard Candy“ ein beachtliches Regiedebüt abgeliefert hat, welches aufgrund seiner Thematik zwar für Diskussionen sorgen dürfte, durch sein minimalistisches Konzept aber weitaus tiefer unter die Haut geht, als manch anderer hochgelobter Film der letzten Zeit.

Wertung: 8/10

The Sentinel – Wem kannst du trauen?

Drei Jahre ist es nun schon her, dass uns Michael Douglas mit seiner Anwesenheit auf der Leinwand beehrte – und auch wenn er in „The Sentinel“ gewohnt souverän spielt, stellt sich mir die Frage, ob er nicht vielleicht noch etwas länger hätte warten oder sich für seine Rückkehr zumindest eine andere Rolle hätte aussuchen sollen…

In „The Sentinel“ spielt Douglas Pete Garrison, einen Agenten des Secret Service, welcher sich ganz dem Schutz des Präsidenten (David Rasche – ja, genau: Sledge Hammer) verschrieben hat. Als es Anzeichen für ein Attentat und einen Verräter in den eigenen Reihen gibt, müssen sich sämtliche Agenten einem Lügendetektortest unterziehen. Da Garrison eine (verhängnisvolle?) Affäre mit der First Lady (Kim Basinger) hat, besteht er als einziger diesen Test nicht. Als vermeintlicher Verräter gejagt, macht er sich daran, seine Unschuld zu beweisen, den Verräter zu finden und das Attentat zu verhindern, stets verfolgt von seinem ehemals besten Freund David Breckinridge (Kiefer Sutherland) und seiner ehemaligen Schülerin Jill Marin (Eva Longoria).

Nach dem ersten Absatz mag man zwar das Schlimmste erwarten, aber eigentlich ist der Film nicht wirklich schlimm, sondern eher schlimm durchschnittlich: Es gibt nichts in dem Film, was man nicht schon in einem anderen Film (besser) gesehen hätte – ein wenig „Auf der Flucht“ dort, ein bischen „In The Line Of Fire“ hier, dazu noch ein Schuss „24“ und fertig ist der Fast Food-Film für zwischendurch. Nur zu blöd, dass es nicht mehr für die für einen Thriller wichtigste Zutat gereicht hat: Den Thrill.

Knapp eine Stunde dauert es, bis sich Garrison als vermeintlicher Verräter auf die Flucht begibt und der Film an Fahrt gewinnt – für einen Film dieser Art deutlich zu spät! Und selbst auf der Flucht will dann keine echte Spannung aufkommen, da die Geschichte viel zu gradlinig voranschreitet und es unserem Helden viel zu einfach macht. Ist das Finale dann erstmal überstanden, fragt man sich, ob der Film nicht auch gut einen TV-Film hätte abgeben können…

Schauspielseitig gibt es hingegen nichts zu beklagen: Michael Douglas spielt wie bereits erwähnt gewohnt souverän, während Kiefer Sutherland im Grunde nur einen umbenannten Jack Bauer spielt (was ja weiß Gott nichts Schlechtes ist). Kim Basinger und Eva Longoria dürfen gut aussehen (einmal für das reifere, einmal für das jüngere Publikum) und David Rasche beweist, dass er doch mehr kann, als mit seiner Susi zu sprechen: Ehrlich gesagt hat mir seine Darstellung des Präsidenten noch am besten gefallen – auch wenn ich die ganze Zeit auf eine kleine Anspielung auf seine Paraderolle gehofft hatte… 😉

Fazit: Ein durchschnittlicher Film, den man sich im Kino ansehen kann, aber gewiss nicht muss…

Wertung: 5/10

The Da Vinci Code – Sakrileg

Ein Film, der anfing, nicht enden zu wollen…

Klären wir zunächst das Wichtigste: Ich haben den Roman nicht gelesen, kann also keinen Vergleich zwischen Roman und Film herstellen, weswegen sich meine FILMkritik ausschließlich um Ron Howards Interpretation des Stoffes dreht. Ob sein Werk der Vorlage gerecht wird, werde ich ggf. nachreichen, sobald ich das Buch, welches bereits seit Monaten auf meinem Nachttisch liegt, gelesen habe.

Doch worum geht es eigentlich, dass dieser Film bereits Wochen vor seinem Start so hohe Wellen schlug? Der Kurator des Pariser Louvre wurde ermordet, schaffte es aber, vor seinem endgültigen Ableben mysteriöse Symbole und Schriftzeichen auf dem Boden zu hinterlassen. Der gerade in Paris tätige Symbologe Robert Langdon wird zu Rate gezogen und kommt gemeinsam mit der Enkelin des Ermordeten einem Geheimnis auf die Spur, welches seit Jahrtausenden von der Kirche gehütet wird – und für das sie bereit ist, zu töten…

Zugegeben: Die Geschichte hat durchaus Potenzial, doch leider vermag der Film nur in den ersten 30 Minuten zu fesseln und geht alsbald in eine Schnitzeljagd über, die weder besonders spannend noch besonders interessant, aber immerhin kameratechnisch sehr schön eingefangen, erzählt wird. Was fehlt ist ein Spannungsbogen, z.B. in Form einer durch die Verschwörer immer größer werdende Bedrohung. So dümpelt die Geschichte vor sich hin, nicht wirklich langweilig, aber für einen Thriller definitiv zu langatmig und gedrosselt erzählt.

Hinzu kommt, dass der Film sehr vorhersehbar ist: Trotz Unkenntnis des Romans wird einem viel zu schnell klar, wer letztenendes die Fäden in der Hand hält und auf welche Erkenntnis das (kitschige) Ende zusteuert. Oder sollte ich sagen „auf welches Erkenntnis die (kitschigen) Enden zusteuern“? Denn ist die Identität des Drahtziehers geklärt und befinden sich unsere Helden in Sicherheit, folgen noch zwei weitere Geheimnisse, welche aufgrund der nun nicht mehr vorhandenen Bedrohung unnötig und zu aufgesetzt wirken, um noch fesseln zu können.

Worüber man kein schlechtes Wort verlieren kann, sind die Darsteller, welche ihre Rollen allesamt sehr gut ausfüllen. Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang Paul Bettany, der den Killer Silas perfekt verkörpert.

Was bleibt, ist ein zahnloser Thriller, der zwar mit einer interessanten Geschichte aufwarten kann, aber viel zu früh an Fahrt verliert und sein Potenzial damit verschenkt. Kann man gesehen haben, muss man aber nicht…

Wertung: 5/10

Sven Kietzke
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Chroniken eines fotografierenden Filmnerds

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