Beim ersten Mal

Kinobesuche können deprimierend sein. Zum Beispiel, wenn du mangels Beliebtheit beim schöneren Geschlecht gezwungen bist, dir Liebeskomödien alleine anzuschauen und um dich herum ausschließlich Pärchen sitzen. Noch deprimierender ist es, wenn die Frau hinter dir zu ihrem Freund sagt „Schau mal, lauter Männer, die von ihren Freundinnen mitgeschleppt wurden. Bis auf den da…“. Natürlich ist das reine Fiktion und so niemals geschehen…hat zufällig jemand ein Taschentuch für mich?

Worum geht’s

Alison (Katherine Heigl) ist jung, hübsch, erfolgreich…und schwanger. Als Vater kommt nur der chaotische Kindskopf Ben (Seth Rogen) in Frage, mit dem Alison vor acht Wochen nach viel zu viel Alkohol einen One Night Stand hatte. Dem Kind zuliebe gibt das unterschiedliche Paar sich eine Chance und versucht, das Beste aus der Situation zu machen…

Meine Meinung

Wer eine Komödie zum Ablachen erwartet, wird das Kino vermutlich enttäuscht verlassen. Zwar gibt es viele lustige Szenen, doch ist „Beim ersten Mal“ eine erstaunlich reife Komödie über Verantwortung, Werte und das Erwachsenwerden jenseits der Teenagerzeit. Eine Komödie, die ihr Publikum zum Lachen bringt und gleichzeitig in leisen Tönen zum Nachdenken anregt. Ihr Publikum, das sind die Twens, eine Zielgruppe, die viel zu selten in Komödien so direkt angesprochen wird. Die in einer Schwangerschaft auftretenden Probleme werden ebenso aufgegriffen wie die Kommunikationsprobleme junger Paare und die Angst davor, Gefühle zuzulassen. Dabei bleibt der Film jederzeit lustig, ohne sich über die jeweilige Thematik lustig zu machen. Eine Gratwanderung, die ihm hervorragend gelingt.

Leise Kritik übt „Beim ersten Mal“ an dem immer grotesker werdenden Schönheits- und Jugendwahn, der suggeriert, dass schwangere Frauen ebenso wie Frauen jenseits der 30 nicht mehr attraktiv wären. Auch das Fernsehen muss sich ob seiner Verlogenheit Kritik gefallen lassen. Dezent, aber unübersehbar.

Im letzten Drittel leistet sich der Film zwar einige Längen und gipfelt in einem etwas zu konservativen Ende, doch kann das den Unterhaltungswert nur minimal trüben.

Die unverbrauchten Darsteller tragen ihren Teil zum Erfolg bei. Katherine Heigl, den meisten Zuschauern wohl lediglich aus der Serie „Grey’s Anatomy“ bekannt, und Seth Rogen geben ein liebenswertes Paar ab, dem man jederzeit wünscht, dass sie ihre Probleme gemeistert bekommen. Gleiches gilt für Leslie Mann und Paul Rudd, die Alisons an Selbstzweifeln leidenden und mit Eheproblemen kämpfenden Schwester und Schwager spielen. Als Gastauftritte darf man Jessica Alba, Steve Carell, Andy Dick, Ryan Seacrest und James Franco bewundern.

Mein Fazit

„Beim ersten Mal“ gelingt das Kunststück, lustige und ernste Töne zu verbinden, ohne in Albernheiten abzudriften oder den moralischen Zeigefinger zu erheben. Ein Film für Twens und jene, die Twens geblieben sind.

Wertung: 9/10

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CeReality
Marcus kleine Filmseite

Ratatouille

Endlich ist er in Deutschland angekommen: Pixars neuester Animationsstreich „Ratatouille“ (ich hasse es, dieses Wort zu schreiben). Offiziell startet er zwar erst am 03.10.2007, doch als treuer Besucher der Sneak kam ich bereits einen Monat früher in den Genuss des neuesten Pixar-Films.

Worum geht’s

Der junge Remy vereint alle Eigenschaften eines guten Kochs in sich. Er besitzt eine feine Nase, hat ein Gespür für guten Geschmack, verfügt über Improvisationstalent und liebt es, seinen Gästen exklusive Gerichte zuzubereiten. Da gibt es nur ein kleines Problem: Remy ist eine Ratte. Als er im Restaurant seines verstorbenen Idols Gusteau eine Suppe verfeinert, wird er entdeckt und soll vom Küchenjungen Linguini „entsorgt“ werden. Dieser erkennt jedoch das Talent der Ratte und lässt ihn am Leben. Schon bald stehen Linguini und Remy, versteckt unter Linguinis Küchenhaube, gemeinsam in der Küche, argwöhnisch beobachtet vom Küchenchef Skinner…

Meine Meinung

Respekt! 12 Jahre lang schafft Pixar es nun bereits, den hohen Ansprüchen gerecht zu werden und überdurchschnittliche Animationsfilme auf die Leinwand zu zaubern. Auch „Ratatouille“ reiht sich nahtlos in diese Riege ein. Um genau zu sein nimmt er gemeinsam mit „Die Unglaublichen“ sogar den ersten Platz ein.

Die Geschichte von Remy, der trotz aller widrigen Umstände seiner Bestimmung folgt und an sich glaubt, wird warmherzig erzählt, ohne in den Kitsch abzudriften. Die Moral, die der Film dabei aufzeigt, ist offensichtlich. Jedoch wird sie niemals mit erhobenem Zeigefinger vermittelt, sondern bleibt jederzeit der Geschichte und den Charakteren untergeordnet.

Auch zu schmunzeln und zu lachen gibt es mehr als genug. Seien es die liebenswerten Charaktere wie z.B. Remys jeglichen Müll fressenden Bruder, die weniger liebenswerten Charaktere wie z.B. der misstrauische Küchenchef Skinner oder die zahlreichen originellen Einfälle wie z.B. Remys Art, Linguini in der Küche unter die Arme zu greifen, es gibt jederzeit einen Grund zu schmunzeln oder lachen.

Schlussendlich weiß auch die technische Seite vollends zu begeistern. Dass die Animationen, man achte besonders auf das Wasser und das Fell der Ratten, nahezu perfekt sind, ist man von Pixar inzwischen ja bereits gewohnt. Bei „Ratatouille“ gesellt sich zur tollen Optik jedoch auch noch eine grandiose Klangkulisse hinzu. Wenn Remy vor menschlichen Jägern flieht, beben die Kinositze, als würde man sich in einem Actionfilm befinden. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich bereits darauf freue, den Film im „Heimkino“, in dem Surround-Klänge meist besser zur Geltung kommen, genießen zu dürfen.

Mein Fazit

„Ratatouille“ ist ein perfekter Animationsspaß für Jung und Alt, ein Film für die ganze Familie. Warmherzig und lustig überträgt er seine Botschaft an uns, ohne sie uns aufzuzwängen: Hab Vertrauen. In dich. In deine Familie. In deine Freunde.

Wertung: 10/10

Weitere Meinungen aus der Blogosphäre:

CeReality

Zeugin der Anklage (1957)

Erneut verdanke ich arte (erwähnte ich bereits, dass dieser Sender sich zu meinem Lieblingssender entwickelt?) einen interessanten Filmabend. Diesmal kam ich in den Genuss des Billy-Wilder-Klassiker „Zeugin der Anklage“, ein Film, den ich schon lange gesehen haben wollte, bislang aber leider immer verpasst oder übersehen hatte.

Worum geht’s

Der mittellose Leonard Vole (Tyrone Power) soll eine reiche Witwe ermordet haben, um so an deren Erbe zu gelangen. Der Angeklagte jedoch bestreitet die Tat und behauptet, von dem Testament nichts gewusst zu haben. Die Verteidigung dieses schier aussichtslosen Falls übernimmt der frisch aus dem Krankenhaus entlassene Anwalt Sir Wilfrid Robarts (Charles Laughton). Dieser hat nicht nur mit den Fakten des Falls, sondern auch mit seiner überbesorgten Krankenpflegerin (Elsa Lanchester) zu kämpfen. Als einzigen brauchbaren Entlastungszeugen könnte Sir Roberts Voles Frau Christine (Marlene Dietrich) aufrufen, doch diese wird überraschend als Zeugin der Anklage aufgerufen. Der Fall scheint endgültig verloren…

Meine Meinung

Wow, wow und nochmal wow. Es ist wahrlich eine Schande, dass ich mir diesen Film erst gestern angeschaut habe, denn hier stimmt einfach alles: Eine trotz der ernsten Thematik humorvolle, aber niemals alberne Inszenierung. Eine clevere, aber niemals komplizierte Story. Ein überraschendes, aber keineswegs unglaubwürdig wirkendes Finale. Dazu noch eine Handvoll hervorragender Schauspieler – das ist der Stoff, aus dem Klassiker gemacht sind!

50 Minuten vergehen, bis der Startschuss zur Gerichtsverhandlung fällt. In diesen 50 Minuten lernen wir den Verteidiger Sir Robarts kennen, einen Zyniker, wie er im Buche steht. Bereits in den ersten 10 Minuten musste ich ob der Dialoge zwischen ihm und seiner Pflegerin öfter lachen als im gesamten „Scary Movie 4“. Ja, er ist wahrlich ein Arsch, aber einer, der es schafft, die Sympathien auf seine Seite zu ziehen (womit er sich von mir unterscheidet: Ich bin einfach nur ein Arsch 😉 ). Ganz im Gegensatz dazu wird der Angeklagte als freundlicher und höflicher Zeitgenosse vorgestellt. In Rückblenden erfahren wir aus seinen Erzählungen, wie er die Ermordete kennen lernte und was bis zu und an dem verhängnisvollen Tag geschah. Auch dies wurde äußerst witzig und locker inszeniert, so dass man bis zum Beginn der Verhandlung durchaus von einer Komödie sprechen kann.

Dies soll sich jedoch mit Verhandlungsbeginn ändern: Zwar behält der Film seinen lockeren Unterton, widmet sich nun aber intensiv den Zeugenaussagen und den Kreuzverhören der beiden Anwälte. Um die Spannung nicht zu rauben, verzichte ich auf weitere Details. Vertraut mir einfach, wenn ich sage, dass längst nicht jeder mit offenen Karten spielt und es im Verlauf der Verhandlung (und darüber hinaus) zu einigen Überraschungen kommt.

Neben Charles Laughton und Tyrone Power brilliert vorallem Marlene Dietrich als undurchsichtige Ehefrau des Angeklagten. Diese Frau erfüllt jeden Raum mit solch einer Kälte, das einem Angst und Bange wird. Elsa Lanchester hingegen spielt ihre Rolle als Pflegerin liebenswert-schrullig (was mich ein wenig an ihren Auftritt als Miss Marbles in dem grandiosen „Eine Leiche zum Dessert“ erinnerte), was sowohl die männlichen wie auch die weiblichen Charaktere im starken Kontrast zueinander stehen lässt.

Mein Fazit

Zusammen mit „Die 12 Geschworenen“ bildet „Zeugin der Anklage“ die vorläufige Spitze des Gerichtsfilms. Wer sich auch nur ansatzweise für dieses Genre interessiert, kommt um dieses Meisterwerk, das zu Recht Klassikerstatus genießt, nicht herum.

Wertung: 10/10

Kurz und knapp: Chucky’s Baby

Auch wenn Chucky und Tiffany im Vorgänger getötet wurden, lebt die Frucht ihrer Liebe in Form von Glen weiter. Dieser fristet ein trostloses Dasein als Freak in einem Wanderzirkus. Doch eines Tages sieht er im Fernsehen einen Drehbericht über den neuesten Chucky-Film und erkennt in den „Hauptdarstellern“ seine Eltern wieder. Also begibt er sich nach Hollywood und erweckt Chucky und Tiffany erneut zum Leben. Diese begeben sich sofort auf die Suche nach passenden Körpern. Fündig werden sie bei Jennifer Tilly und Redman…

Nach dem äußerst gelungenen vierten Teil konnte es eigentlich nur bergab gehen. Und das tut es mit „Chucky’s Baby“ auch. Es fängt schon beim Titel an: Deppenapostroph, ich hör dir tapsen. Wann hat sich bloß eingebürgert, vor jedem „s“ ein Apostroph zu setzen, und sei es noch so falsch? Egal, denn über die Qualität des Film’s sagt da’s ja zum Glück nicht’s au’s. Obwohl: In diesem Fall schon.

Kennt ihr den Unterschied zwischen „gut gemeint“ und „gut gemacht“? Falls nicht, schaut euch einfach „Chucky’s Baby“ an, dann kennt ihr ihn. Im Endeffekt enthält der Film alle Zutaten, die auch „Chucky und seine Braut“ auszeichnen, doch irgendwie will das alles hier nicht zusammenpassen. Der Film wirkt wie ein großes Puzzle, dessen einzelne Teile einfach nicht ineinander greifen wollen.

Die Anspielungen auf andere Filme (u.a. „Halloween“, „Psycho“ und „Glen Or Glenda“) wirken aufgesetzt und das Hollywood-Setting wird nicht im Geringsten ausgenutzt. Dass es besser geht, hat Wes Craven in seinem letzten Nightmare-Film bewiesen.

Außerdem begehen die Macher den großen Fehler, die einzige sympathische Figur des Films sterben zu lassen. Und als wäre es nicht schon schlimm genug, dass es keine Figur gibt, der man die Daumen drücken möchte, wurde mit Glen ein so dermaßen nervender Charakter eingeführt, dass sich mir die Nackenhaare kräuseln.

Dennoch ist der Film besser als der langweilige dritte Teil. Dies verdankt er zum einen den gelungenen Todesszenen und zum anderen einer gut aufgelegten Jennifer Tilly, die mit sichtlicher Freude und einer gesunden Selbstironie mit ihrem Image in Hollywood spielt.

Trotzdem: Besonders wenn man zuvor den vierten Teil gesehen hat, enttäuscht „Chucky’s Baby“ auf ganzer Linie. Mehr als eine 5/10 ist mir der Film definitiv nicht wert.

Und somit habe ich es geschafft: Fünf Filme am Stück, lediglich unterbrochen von der jeweiligen Review. Und ich kann euch sagen: Das war doch anstrengender als ich dachte! Und weil das so anstrengend war, gehe ich jetzt auch ins Bett – morgen mache ich das Gleiche dann mit der James-Bond-Reihe… 😉

Kurz und knapp: Chucky und seine Braut

Zwei Jahre nach den Ereignissen des dritten Teils bringt Chuckys Ex-Freundin Tiffany (Jennifer Tilly) die von der Polizei beschlagnahmte Puppe in ihren Besitz. Mit Hilfe des Buches „Voodoo für Dummies“ holt sie ihren ehemaligen Geliebten zurück ins Leben. Chucky zeigt sich auf seine Art erkenntlich, tötet Tiffany und transferiert ihre Seele in den Körper einer weiblichen Puppe. Um wieder menschliche Gestalt annehmen zu können, benötigen die beiden ein Medaillon, das Herz von Damballa, welches zusammen mit Chuckys menschlichen Überresten begraben wurde. Doch um dorthin zu gelangen, benötigen Chucky und Tiffany die Hilfe des jungen Pärchens Jesse (Nick Stabile) und Jade (Katherine Heigl)…

Hei, was für eine Gaudi! Nicht ohne Grund ist „Chucky und seine Braut“ meine Lieblingsepisode der Serie. Nehmen sich die ersten drei Teile noch weitestgehend ernst, steht beim vierten Teil der Spaß an erster Stelle. Wie so oft gilt: Willst du etwas besser machen, brauchst du die richtige Frau an deiner Seite. Und Tiffany ist das Beste, was der Chucky-Reihe passieren konnte. Die Dialoge zwischen ihr und Chucky sind ebenso makaber wie die originellen Todesarten, welche zwar wesentlich blutiger als in den Vorgängern ausfallen, aufgrund der humorvollen Inszenierung aber dennoch eher zum Lachen als zum Gruseln animieren. Spätestens wenn Chucky und Tiffany sich ihren Gelüsten, und damit meine ich nicht das Töten, hingeben, weiß auch der letzte Zuschauer, dass die Macher den Film nicht als harten Horrorschocker verstanden wissen wollen.

Als I-Tüpfelchen gibt es unzählige Anspielungen auf andere Horrorfilme (u.a. gibt es Verweise auf „Hellraiser“, „Freitag, der 13.“ und „A Nightmare On Elm Street“) sowie auf die eigene Serie. So antwortet Chucky auf die Frage, wie das alles geschehen konnte „Das ist eine lange Geschichte. Wäre dies ein Film, bräuchte man bestimmt drei oder vier Teile, um das alles zu erzählen.“. Anspruchslos, aber witzig.

Die Tricktechniker durften sich erneut austoben und leisten wieder einmal hervorragende Arbeit. Die Mimik der Puppen wurde nochmal verfeinert und die Ergebnisse des blutigen Treibens dem Jahrzehnt angepasst.

„Chucky und seine Braut“ unterscheidet sich immens von den Vorgängern, läutet eine neue Ära der Reihe ein und setzt sich mit wohl verdienten 9/10 Punkten an die Spitze. Solch eine Frischzellenkur würde auch anderen Horrorreihen mehr als gut tun.

Inzwischen haben wir 0:20 Uhr und ich beginne müde zu werden. Werde ich auch den letzten Teil im Rahmen meines Chucky-Marathons schaffen? Schauen wir mal…

Rush Hour 3

Ach Jackie, was ist bloß aus dir geworden. In den Achtzigern hast du mich mit Filmen wie „Powerman“, „Police Story“ und „Der rechte Arm der Götter“ begeistert. In den Neunzigern hast du mich mit Filmen wie „Rumble In The Bronx“, „Mr. Nice Guy“ und „Under Control“ souverän unterhalten. Aber seit 2000? Abgesehen vom gelungenen „New Police Story“ gibt es in diesem Jahrzehnt keinen Film, der mich wirklich zufrieden stellen konnte. Und eines kann ich dir verraten: „Rush Hour 3“ wird daran nichts ändern.

Worum geht’s

Als der chinesische Botschafter Han während eines Treffens des Strafgerichtshofs die Hintermänner der Triaden benennen möchte, wird er von einem Attentäter angeschossen. Der für seine Sicherheit verantwortliche Inspector Lee (Jackie Chan) nimmt mit seinem Freund Detective Carter (Chris Tucker) die Ermittlungen auf. Die Spur führt nach Paris, wo die beiden nicht nur auf die Hintermänner des Anschlags, sondern auch auf unzählige attraktive Frauen und einen Amerika hassenden Taxifahrer treffen…

Meine Meinung

Wer die Hoffnung auf einen Film mit den für Jackie Chan typischen Actionszenen noch nicht aufgegeben hat, wird von „Rush Hour 3“ erneut enttäuscht. Regisseur Brett Ratner schraubt die Action bis auf ein Minimum herunter – und das, was er übrig lässt, könnte auch jeder andere kampferprobte Schauspieler leisten. Auch wenn Jackie inzwischen nicht mehr der Jüngste ist, bin ich mir sehr sicher, dass er mehr leisten könnte, wenn man ihn denn nur lassen würde. Erschwerend kommt hinzu, dass die wenigen Actionszenen äußerst unspektakulär inszeniert wurden. Exemplarisch seien an dieser Stelle nur die Verfolgungsjagd mit dem Taxi und der finale Kampf auf dem Eifelturm genannt. Es muss ja nicht gleich Michael-Bay-Ausmaße annehmen, aber ein wenig mehr Dynamik hätte diesen Szenen wirklich gut getan.

Auch wenn der Film als Actionfilm enttäuscht, hat er dennoch seine guten Seiten: Die Befragung im Dojo ist durchaus witzig („Wie heißt du?“ „Du.“ „Nein, nicht ich, du!“ „Ja, ich bin Du.“ „Verarsch mich nicht.“), das Übersetzungsverhör mit der Nonne wirklich gelungen und die Szenen mit dem Taxifahrer („Jetzt fühle ich mich fast wie ein Amerikaner, ich muss nur noch jemanden grundlos erschießen.“) zeugen von einem gesunden Maß an Selbstironie. Carters ewige Jagd nach dem weiblichen Geschlecht hingegen beginnt nach einiger Zeit zu nerven. Weniger wäre in diesem Fall mehr gewesen.

Die Chemie zwischen Chan und Tucker kann erneut nur als positiv bezeichnet werden, was den Film letztlich ins gehobene Mittelmaß rettet. Besonders im Abspann, der wie immer ein paar Versprecher und missglückte Stunts zeigt, wird deutlich, dass die beiden sich gut verstehen und sichtlich Spaß an der Arbeit hatten.

Das alles täuscht aber nicht darüber hinweg, dass es sich bei „Rush Hour 3“ lediglich um einen nach Paris verlegten Aufguss der beiden Vorgänger handelt, der leider absolut nichts Neues zu bieten hat.

Mein Fazit

Wer die beiden Vorgänger mochte, wird auch von „Rush Hour 3“ nicht enttäuscht werden. Allerdings lässt sich nicht abstreiten, dass das Rush-Hour-Rezept inzwischen spürbar an Geschmack verloren hat. Sollte es zu einem vierten Teil kommen, müssen dringend ein paar neue Ideen her.

Meine Wertung: 6/10

Die Simpsons – Der Film

Ich vermute, dass es keinen Menschen mit messbarer Gehirnfunktion gibt, dem die gelbe Chaosfamilie aus Springfield kein Begriff ist. Seit nunmehr 18 Jahren wird „Die Simpsons“ im TV ausgestrahlt und ist schon längst ein Teil unserer Kultur geworden. In diesem Jahr schaffen Homer und Konsorten endlich den Sprung auf die große Leinwand – und der kritische Zuschauer fragt sich zu Recht, ob er für eine Zeichentrickserie, die er kostenlos im TV sehen kann, Eintrittsgeld ausgeben soll.

Wie bereits bei „South Park – Der Film“ lässt sich diese Frage nicht so einfach beantworten: Der liebgewonnene Stil der Zeichentrickserie nutzt die Leinwand erwartungsgemäß weder beim Bild noch beim Ton aus. Dies ist allerdings kein echter Kritikpunkt. Nichts wäre schlimmer gewesen, als den Film stilistisch von der Vorlage zu entfernen – oder gibt es auch nur einen Menschen, der die Simpsons lieber als CGI-Version à la Shrek gesehen hätte?

Auch die Story beweist kein Kinoformat und könnte ebenso gut einer Doppelfolge entsprungen sein. Kurz zusammengefasst: Homer verursacht eine Umweltkatastrophe, woraufhin Springfield von Präsident Schwarzenegger („ich wurde gewählt um zu lenken, nicht um zu denken“) unter einer Glaskuppel eingeschlossen wird. Als die Stadt durch eine Bombe ausradiert werden soll und seine Familie sich von ihm abwendet, muss Homer all sein Können aufbringen, um die Stadt zu retten und seine Liebsten zurückzugewinnen. Ein wenig kreativer hätte es für meinen Geschmack schon sein dürfen.

Dennoch gibt es zwei gute Gründe, sich „Die Simpsons – Der Film“ im Kino anzuschauen.

Erstens ist ein faszinierendes Gefühl, sich umgeben von zahlreichen Simpsons-Fans zu wissen und mit ihnen gemeinsam über das zu lachen, worüber man sich sonst lediglich alleine oder im eher kleinen Kreis der Freunde/Familie erfreut.

Zweitens wurde die Chance genutzt, Szenen einzubauen, die zwar auch im TV noch lustig sein dürften, ihre Wirkung jedoch nur im Kino richtig entfalten können. So beginnt der Film z.B. damit, dass sich die Simpsons einen Itchy-und-Scratchy-Film im Kino anschauen. Genervt fragt Homer seine Familie, wieso sie für einen Film Geld ausgegeben haben, dessen Serie kostenlos im Fernsehen läuft. Es gibt zahlreiche Beispiele dieser Art, auf deren Nennung ich aus Rücksicht auf künftige Zuschauer jedoch verzichten werde. 😉

Ob diese Gründe den Kauf einer Kinokarte rechtfertigen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich bereue es jedenfalls nicht, mich von meiner durchgesessenen Couch erhoben zu haben.

Zu den Anspielungen auf die ungewohnte Kinoumgebung gesellen sich die für „Die Simpsons“ typischen Slapstick-Einlagen und die gesellschaftskritischen Seitenhiebe. Unter anderem bekommt auch der moderne Überwachungsstaat sein Fett weg – und das kann heutzutage gar nicht oft genug passieren.

Befürchtungen, dass die gelbe Familie eine Laufzeit von knapp 90 Minuten nicht tragen könnte, erweisen sich zum Glück als unbegründet. Zwar gibt es den einen oder anderen kurzen Leerlauf, doch kann man dies aufgrund der zahlreichen gelungenen Gags problemlos verschmerzen.

Abschließend noch kleiner ein Tipp: Beim Abspann sollte man nicht fluchtartig den Saal verlassen, sondern sich entspannt zurücklehnen und Geduld beweisen. Es lohnt sich.

Meine Wertung: 8/10

Clerks 2 – Die Abhänger

Schaut man sich diverse Blogs an, stellt man schnell fest, dass viele der geschriebenen Beiträge Wörter enthalten, die lediglich dazu dienen, Suchmaschinen zu beeinflussen um Besucher auf sich aufmerksam zu machen. Mit dem eigentlichen Thema haben diese Wörter meist rein gar nichts zu tun. Wieso ich das erwähne? Nun, daran musste ich während des gesamten Films denken. Wieso, werdet ihr am Ende des Textes erfahren…

Worum geht’s

Seit der Quick Stop abgebrannt ist, verdienen sich Dante (Brian O’Halloran) und Randal (Jeff Anderson) ihren Lebensunterhalt in einer Fast-Food-Filiale. Ansonsten hat sich nicht viel geändert: Noch immer ignorieren die beiden die Kundschaft, philosophieren am liebsten über Sex und/oder Filme und legen sich mit Jay (Jason Mewes) und Silent Bob (Kevin Smith) an. Als Dante aus diesem Leben ausbrechen und die reiche Emma (Jennifer Schwalbach Smith) heiraten möchte, müssen sich die beiden erstmals der eigenen Zukunft stellen. Und dann ist da noch die süße Filialleiterin Becky (Rosario Dawson), die Dante nur ungern gehen lassen möchte…

Meine Meinung

In Anlehnung an das Erstlingswerk aus dem Jahr 1994 führt Regisseur Kevin Smith die beiden Protagonisten in einer wunderschönen S/W-Sequenz ein und nutzt diese sofort als kleinen aber feinen Seitenhieb auf die Gesellschaft. „Terroristen?“ fragt Randal beim Anblick des niedergebrannten Quick Stops. Erst Dantes Blick lässt ihn die zweite Möglichkeit erkennen. „Dann habe ich wohl wieder vergessen die Kaffeemaschine auszuschalten.“ Wie gesagt: Klein aber fein.

Was auf diese Szene folgt, sind jene aberwitzigen Dialoge, wie wir sie von Kevin Smith kennen. Egal ob über Filme, Sex, Behinderte oder Diskriminierung diskutiert wird, Smith pfeift auf politische Korrektheit und lässt die Figuren Klartext reden. Diese Offenheit führt unter anderem zu einer hitzigen Mund-zu-Arsch-Diskussion und zu einer genialen Auseinandersetzung zwischen Star-Wars- und Herr-der-Ringe-Fans.

Kritiker mögen dabei bemängeln, dass sich Smith ziemlich ausufernd der Gossensprache bedient. Und das tut er. Wörter wie „ficken“, „blasen“ „Muschi“ oder „Schwanz“ fallen im Sekundentakt. Doch darf man dabei die Herkunft der Charaktere nicht vergessen: Hier unterhalten sich keine Akademiker, sondern (liebenswerte) Loser. Wer einmal in der Diskothek beim Nachbartisch gelauscht hat, weiß, wie solche Dialoge aussehen können.

Zugegeben: Die Sodomie zum Ende des Films, ein Esel darf einen Blow Job und Analverkehr genießen, kratzt schon ein wenig an der Grenze des guten Geschmacks. Aber wie auch Becky in besagter Szene so schön feststellt: Man kann dennoch einfach nicht wegsehen.

Wie bereits in „Chasing Amy“ nutzt Smith auch bei „Clerks 2“ die letzten Minuten des Films, um ernste Töne anzuschlagen und uns seine Meinung über Freundschaft, Liebe und den Sinn des Lebens mitzuteilen. Und wie bereits in „Chasing Amy“ gelingt ihm dies, ohne dabei dem Kitsch zu verfallen oder den Stil des Films aus den Augen zu verlieren.

Von zwei Neuzugängen abgesehen, kennt man die Hauptdarsteller bereits aus den vorherigen Filmen von Kevin Smith. Und sie meistern ihre Rollen gewohnt souverän. Zum Glück fügen sich auch Rosario Dawson als Traumfrau von nebenan und Trevor Fehrman als herrlich naiver Christ und Filmfan perfekt in das Smith-Universum ein. Meine größte Sorge, dass die neuen Figuren wie ein Fremdkörper wirken könnten, wurde zum Glück nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil. Selbstverständlich dürfen auch diverse Gastauftritte (u.a. Ben Affleck, Jason Lee und Ethan Suplee) nicht fehlen.

Mein Fazit

Wer sich von den teils sehr derben Inhalten nicht abschrecken lässt, bekommt mit „Clerks 2“ eine tolle, teils nachdenklich stimmende Komödie der etwas anderen Art und, was noch viel wichtiger ist, einen mehr als würdigen Nachfolger eines grandiosen Independent-Streifens geboten. Auch wenn ich sowas nie besonders gerne schreibe: Kult-Gefahr!

Wertung: 8/10

Nachtrag

Um den Kreis vom Anfang zu schließen: Ich freue mich bereits jetzt über die Besucher, die aufgrund solcher Suchbegriffe wie „Analverkehr“ oder „Blow Job“ auf meine Seite kommen, nur um dann enttäuscht weitersuchen zu müssen… 😉

Sterben für Anfänger

Am Freitag lud das CinemaxX Kiel wieder zur Sneak ein – ein Aufruf, dem ich nur zu gerne folgte, konnte es nach dem Totalausfall des letzten Monats, dem einige Mitmenschen sogar Anspruch unterstellen, doch nur besser werden. Gebetet hatte ich für „Transformers“, gehofft auf „Clerks 2“ oder „Motel“ und gerechnet mit „Sterben für Anfänger“. Mit Letzterem sollte ich richtig liegen…

Worum geht’s

Daniels (Matthew Macfadyen) Vater ist verstorben. Traditionsgerecht wird ihm im Haus der Familie die letzte Ehre erweist, was jedoch nicht ohne Pannen ablaufen soll: Der falsche Leichnam wird geliefert, der Priester steht unter Zeitdruck, Sohn Robert hat mehr Interesse an den weiblichen Gästen als an der Trauerfeier, Onkel Alfie kann nicht aufhören zu nörgeln, Simon (Alan Tudyk) wurden statt Beruhigungspillen versehentlich halluzinogene Drogen verabreicht – und dann ist da noch dieser kleinwüchsige Fremde (Peter Dinklage), der Daniel ständig zu beobachten scheint…

Meine Meinung

Ich mag britische Komödien. Ich mag die schrulligen Charaktere in britischen Komödien, die spitzfindigen Dialoge und den tiefschwarzen Humor – und wie es der Trailer bereits erahnen ließ, bekam ich in „Sterben für Anfänger“ all dies geboten. Regisseur Frank Oz („In & Out“, „Bowfingers große Nummer“) findet nach dem eher enttäuschenden Remake von „Die Frauen von Stepford“ wieder zur alten Stärke zurück und präsentiert uns eine liebenswerte Komödie, die zwar in einigen Szenen Originalität vermissen lässt, aber mit gut aufgelegten Darstellern und einem hervorragendem Timing punkten kann.

Selten schaffte es eine Komödie in letzter Zeit so gut, den Humoranteil kontinuierlich zu steigern, ohne ihr Pulver zu früh zu verschießen. Frank Oz leistet hierbei ganze Arbeit, sorgt anfänglich immer wieder für kleine Schmunzler, um ab der Hälfte des Films die Gag-Dichte spürbar anzuziehen. Auch wenn nicht alle Ideen originell sind (der unfreiwillige Drogenkonsum z.B.): Die Gags zünden und funktionieren!
Sein Tempo kann der Film dann auch bis zum Ende halten, lediglich die finale Rede wirkt ein wenig aufgesetzt, ist aber zum Glück recht kurz gehalten, so dass sie nur bedingt negativ auffällt.

Die Schauspieler dürften bis auf Ewen Bremner („Pearl Harbor“, „Alien vs. Predator“) und Alan Tudyk („Ritter aus Leidenschaft“, „Firefly“) den meisten Menschen unbekannt sein, wobei alleine Tudyk das Eintrittsgeld für den Kinobesuch wert ist: Den ganzen Film über sorgt er als unter Drogen stehender und die wildesten Grimassen ziehender Simon für grandiose Szenen, die nur schwer in Worte zu fassen sind.
Hauptdarsteller Matthew Macfadyen spielt die Rolle des überforderten Daniel zwar sympathisch, bleibt mir aber insgesamt zu blass, was leider auch auf andere Darsteller wie z.B. Rupert Graves als eingebildeter Bruder zutrifft. Dafür entschädigen Peter Vaughan als Onkel Alfie (herrlich unsympathischer Dauernörgler) und Andy Nyman als Daniels unsensibler Freund Howard.

Mein Fazit

Von einigen blassen Rollen/Darstellern und dem moralischen Zeigefinger in der Abschlussrede abgesehen, ist Frank Oz mit „Sterben für Anfänger“ eine hervorragende Komödie gelungen, deren Gag-Dichte und -Trefferquote die meisten der letzten Produktionen weit übertrifft. Reingehen – ablachen!

Wertung: 8/10

Shrek der Dritte

Vor lauter Enttäuschung (oder sollte ich sagen Wut?) fehlen mir glatt die Worte für eine gelungene Einleitung. Also geht’s direkt an die eigentliche Review, dann hab ich’s wenigstens hinter mir…

Worum geht’s

Der König von Weit Weit Weg liegt im Sterben. Die Krone übernehmen soll Shrek, der sich jedoch so gar nicht als zukünftigen König sieht. Deshalb begibt er sich mit Esel und dem gestiefelten Kater auf die Suche nach dem in Vergessenheit geratenen Artie, einem Jüngling, der königliches Blut in sich trägt. Doch kaum ist Shrek abgereist, übernimmt Prinz Charming mit einer Horde Märchenschurken das Königreich, sieht er doch endlich seine Chance gekommen, selbst König zu werden. Kann Shrek Artie finden und Weit Weit Weg retten?

Meine Meinung

Wie der geneigte Leser meinen ersten beiden Sätzen vielleicht bereits entnommen hat: Ich bin sauer! Stand „Shrek“ noch für zynischen und sarkastischen Humor, ist der Oger im dritten Teil endgültig zu einer reinen Kinderattraktion mit harmlosem Humor und politisch korrekten Aussagen verkommen. Endlich trifft der Spruch „Früher war alles besser“ mal ins Schwarze: Früher wurde sich mit Märchenbüchern der Hintern abgewischt, Bären-Mamas landeten als Bettvorleger auf dem Boden und verwaiste Vogeleier als Spiegeleier in der Bratpfanne. Heute gibt es stattdessen harmlose Slapstick-Einlagen, einen Rollentausch zwischen Esel und Kater sowie Ansprachen, die an das Gute im Menschen bzw. in der Märchenfigur appellieren – spätestens an dieser Stelle hätte der alte Shrek sich vermutlich selbst von seinem Leiden erlöst.

Technisch wurde der Film perfekt umgesetzt: Die Animationen sehen wie immer klasse aus, die Musikauswahl wurde einmal mehr hervorragend getroffen und die (deutschen) Synchronsprecher gehen mit hörbarer Freude ans Werk.

Mein Fazit

„Shrek der Dritte“ hat abgesehen von der Optik nichts mehr mit dem Erstling gemeinsam und reiht sich nahtlos in die inzwischen viel zu lange Reihe belangloser Animationsfilme ein. Für Kinder mag der Film ganz unterhaltsam sein, doch für Fans des grünen Ogers ist dieser Film ein äußerst schmerzhafter Schlag ins Gesicht.

Wertung 4/10

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