Ultraviolet

Bevor ich mit der eigentlichen Kritik zu „Ultraviolet“ beginne, nutze ich diesen Moment, mich kurz über Kurt Wimmers vorletzten Film „Equilibrium“ zu äußern:

„Equilibrium“ ist ein leider relativ unbekannter Science-Fiction-Actionfilm, der sich zwar einer schon oft erzählten, wenngleich immer wieder gerne gesehenen, Geschichte eines totalitären Systems bedient, dafür aber mit einem hervorragenden Hauptdarsteller (Christian Bale), sehr guten Nebendarstellern (Sean Bean, Emily Watson, Taye Diggs) und sparsamen, dafür aber perfekt choreographierten Actionszenen aufwarten kann.

An dieser Stelle sei gesagt: Wer sich auch nur ansatzweise für Science-Fiction- und Actionfilme interessiert, sollte sich diese Perle zu Gemüte führen!

Leider hält „Ultraviolet“ in keinster Weise die Erwartungen, die durch „Equilibrium“ geweckt wurden:

In naher Zukunft versuchen Wissenschaftler, mit Hilfe der Gentechnik den ultimativen Soldaten zu erschaffen. Den Gesetzen der Einfallslosigkeit zufolge geht der Schuss selbstverständlich nach hinten los: Die ersten Menschen werden von dem künstlich erschaffenen Virus infiziert und bereits kurze Zeit später ist die Gesellschaft aufgeteilt in zwei Lager, die „gesunden“ Menschen und die im Untergrund lebenden, da gejagten, Hemophagen. Violet (Milla Jovovich), welche diese Untergrundbewegung einst gründete, kämpft mit allen Mitteln gegen ein System, in welchem Infizierte sofort exekutiert werden. Als sie von einer Waffe erfährt, die den Hemophagen die endgültige Niederlage bescheren soll, beginnt eine Schlacht, die die Zukunft für immer verändern soll…

Da das Studio den Film um knapp eine halbe Stunde kürzen ließ, kann ich leider nicht beurteilen, wie Wimmers ursprünglich gedachter „Ultraviolet“ ausgesehen hätte – vielleicht lässt Sony ja Gnade walten und Wimmer den Film auf DVD in seiner Version veröffentlichen. Was einem im Kino erwartet, ist eine endlose Aneinanderreihung sich ständig wiederholender Actionszenen, gepaart mit einer sehr künstlichen Optik und an aktuelle Videospiele erinnernden Special Effects.

Während die Action in „Equilibrium“ noch der Geschichte untergeordnet wurde, wird in „Ultraviolet“ praktisch keine Geschichte erzählt: Violet hetzt von Kampf zu Verfolgungsjagd zu Schießerei zu Kampf – die Beweggründe der Protagonisten sowie die Hintergrundgeschichte werden nur nebenbei erläutert, wenn nicht sogar nur angedeutet, so dass man sich als Zuschauer einen Großteil selbst zusammenreimen muss, sofern dies aufgrund der Storylöcher überhaupt möglich ist.

Die Actionszenen, welche wie bereits erwähnt den Großteil des Films ausmachen, sehen zwar recht ansprechend aus, ähneln sich aber zu sehr, um die gesamte Laufzeit über fesseln zu können: Spätestens beim dritten Kampf stellt sich eine gewisse Langeweile ein, auch wenn Wimmer wieder auf die in „Equilibrium“ eingeführte Gun-Kata, eine Mischung aus Kampfsport und Schusswaffengebrauch, zurückgreift.

Dass ich dennoch nicht eingeschlafen bin, lag alleine an Milla Jovovich, welche Wimmer durchaus gekonnt einzusetzen weiß: Es gibt keine Kameraeinstellung, die nicht ihrem überaus durchtrainierten Körper huldigt, welcher durch die hautenge Hose und das bauchfreie Oberteil sehr ansprechend in Szene gesetzt wird – da auch ich nur ein Mann bin, möge man mir verzeihen, dass ich dies durchaus positiv werte (auch wenn es den Film nicht rettet)…

Die Optik von „Ultraviolet“ wirkt sehr künstlich und einem Videospiel entsprungen: Da ich nicht weiß, ob dies an einem zu geringen Budget liegt oder ein Stilmittel ob der Comic-Herkunft sein soll, bewerte ich es weder positiv noch negativ – ob einem solch ein Stil zusagt, muss jeder selbst wissen, mich hat er durchaus angesprochen, da er sich von den typischen Hollywood-Produktionen abhebt. Genannt sei an dieser Stelle eine Verfolgungsjagd auf einem Motorrad, die dank eines Gravitationsgerätes nicht nur auf der Straße, sondern auch an den Fassaden der Häuser stattfindet: Künstlich, aber durchaus interessant gestaltet!

Fazit: Wer sich an der praktisch nicht vorhandenen Story nicht stört, sich nicht von der künstlichen Optik abschrecken lässt und endlosen Actionszenen gegenüber nicht abgeneigt ist, kann durchaus einen Blick riskieren, sollte aber dennoch nicht zu viel erwarten.

Wertung: 3/10

Revenge Of The Warrior

Tony Jaa ist zurück: Der Mann, der bereits in „Ong-Bak“ demonstrierte, wie beeindruckend Martial Arts aussehen kann (und dass die Schwerkraft nur eine Ausrede der Schwerfälligen ist), schickt sich an, sein Können erneut unter Beweis zu stellen.

War es in „Ong-Bak“ noch der Kopf einer heiligen Statue, sind es in „Tom yum goong“ zwei Elefanten, die von skrupellosen Geschäftemachern gestohlen werden und unseren Helden zwingen, sich zahlreichen Gegnern zu stellen, um die Tiere zu retten.

Mehr gibt es zu der Geschichte auch nicht zu sagen, denn ehrlich gesagt dient dieser äußerst dürftige Handlungsfaden wie bereits in „Ong-Bak“ nur dazu, Tony Jaa einen Grund zu geben, uns mit seinem Können zu faszinieren – und das tut er: Während die typischen Straßengangs leichte Beute und nicht viel mehr als Dummys darstellen, sind besonders ein Kampf im Wasser gegen einen Capoeira-Kämpfer sowie die Erstürmung eines mehrstöckigen Restaurants hervorzuheben. Letztere Szene dauert mehrere Minuten und kommt ohne einen einzigen Schnitt aus: Tony Jaa nimm sich Gegnerwelle für Gegnerwelle an und erkämpft sich so jedes einzelne Stockwerk, während die Kamera ihm ohne Unterbrechung folgt – eine faszinierende Szene, die man gesehen haben sollte!

Je mehr der Film sich seinem Ende nähert, umso härter wird er: Sind die Kämpfe zu Beginn noch relativ harmlos, gibt es beim finalen Kampf, der wie eine Art „Kill Bill“ ohne Waffen wirkt, wirklich niemanden, der mit heilen Knochen davonkommt – und diejenigen, deren Knochen gebrochen sind, gehören definitiv zu den Glücklicheren…

Leider fehlt es dem Film an würdigen Gegnern, wodurch die Kampfszenen deutlich schwächer ausfallen als in „Ong-Bak“: Von dem bereits erwähnten Capoeira-Kämpfer einmal abgesehen, gibt es keine Gegner, die Jaas Kampfkunst viel entgegenzusetzen haben. Gerade das Finale mit den zwar großen, aber auch sehr tumben Gegnern fällt im direkten Vergleich zum Ong-Bak-Finale deutlich ab.

Weiterhin fällt negativ auf, dass der Film zu lange braucht, um an Fahrt zu gewinnen: Die ersten 45 Minuten ziehen sich ziemlich hin, was zwar aufgrund der dann gezeigten Action zu verschmerzen ist, aber dennoch vermeidbar gewesen wäre.

Nichtsdestotrotz dürfte jeder, der sich auch nur ansatzweise für Kampfsport interessiert, an dem Film seine helle Freude haben – und Fans von „Ong-Bak“ schlagen eh blind zu (man verzeihe mir dieses Wortspiel)!

Wertung: 6/10

Thumbsucker

Der erste Freitag des Monats, 22:45 Uhr – Sneak-Time im Kieler CinemaxX! Während die Trailer-Show beginnt, denke ich im Inneren über mögliche Kandidaten nach: „Wolf Creek“? „Poseidon“? „The Fast And The Furious: Tokyo Drift“? Das Licht erlischt und der Titel „Thumbsucker“ erscheint, ebenso ein großes ? in meinem sowie in den Gesichtern der meisten Anwesenden. Dann werden die Darsteller eingeblendet: Tilda Swinton, Vincent D’Onofrio, Keanu Reeves, Benjamin Bratt, Vince Vaughn – und ich schäme mich unweigerlich, von diesem Film noch nie etwas gehört zu haben…

Justin Cobb (Lou Taylor Pucci – von dem man hoffentlich noch mehr sehen wird) ist ein Teenager mit den typischen Problemen eines Teenagers: Die erste Liebe, Identitätsfindung, Abkapselung von den Eltern. Doch zusätzlich hat er noch mit einem weiteren Problem zu kämpfen: Er lutscht an seinem Daumen! Sein spirituell veranlagter Zahnarzt (Keanu Reeves in einer ungewohnten Rolle) versucht, ihm diesen Tick mittels Hypnose auszutreiben, was jedoch nicht den erwünschten Erfolg bringt. Auf Anraten der Schuldirektorin, welche darin lediglich einen Beweis für Hyperaktivität sieht, nimmt Justin eine medikamentöse Behandlung auf, welche auch bald den erwünschten Erfolg mit sich bringt. Doch können Medikamente wirklich die Antworten auf die Fragen des Erwachsenwerdens bringen?

Ich würde „Thumbsucker“ am ehesten als „Donnie Darko ohne Mystik“ bezeichnen: Ein durchaus genialer, aber von seiner Umwelt unverstandener Teenager, eine ungewöhnliche und ruhige Inszenierung sowie der intensive Einsatz der Musik als Stilmittel drängen diesen Vergleich geradezu auf. Hinzu kommt, dass auch „Thumbsucker“ am Ende einige Fragen offen lässt und es dem Zuschauer überlässt, diese zu beantworten sowie über die Aussage des Films zu philosophieren.

Wie bei einem ruhigen Film üblich, steht und fällt die Qualität stark mit den Schauspielern: Lou Taylor Pucci liefert als Teenager eine beeindruckende Leistung, während Keanu Reeves als Zahnarzt zwar gewöhnungsbedürftig ist, aber dennoch glaubwürdig spielt und trotz nur kurzen Auftritten die wichtigste Rolle innehält. Tilda Swinton („Constantine“, „Die Chroniken von Narnia“) und Vincent D’Onofrio („Men In Black“, „The Cell“) als überforderte und selbst in einer Krise steckenden Eltern sowie Benjamin Bratt („Miss Undercover“, „Catwoman“) als drogenabhängiger TV-Star und Vince Vaughn („Psycho“, „Tödliches Vertrauen“) als Lehrer runden die Darstelleriege positiv ab.

Wenn ich mir die Reaktionen des Publikums nach Ende des Films erneut vor Augen führe, gehe ich davon aus, dass „Thumbsucker“ einer dieser Filme ist, denen man entweder gar nichts abgewinnen kann oder die man ob ihrer eigenen Art auf sich wirken lässt – ich scheine zur zweiten Gruppe zu gehören…

Wertung: 7/10

American Dreamz – Alles nur Show

Wer kennt sie nicht, jene unsagbar schlechten Casting-Shows, welche uns die letzten Jahre mit unerträglicher Hartnäckigkeit vor den Fernseher zerren wollten. Von dem Casting, in dem sich jeder noch so talentfreie, kognitiv suboptimierte (vielen Dank nochmal für diesen Begriff, Herr Nuhr) Freak mal so richtig austoben und beleidigen lassen konnte, einmal abgesehen, gab und gibt es keinen verständlichen Grund, sich diese Hochburgen des Wahnsinns in voller Laufzeit anzutun.

Ähnlich denkt auch Martin Tweed (Hugh Grant), Moderator der beliebten Casting-Show „American Dreamz“. Doch da die Einschaltquoten nun einmal stimmen, geht es mit der nächsten Staffel in eine neue Runde – und da jede Staffel die vorangegangene übertreffen soll, muss etwas Besonderes her. Zum Glück befindet sich der Präsident (Dennis Quaid in einer grandiosen G.W. Bush-Imitation) gerade in einem Formtief, was seinen treuen Berater (Willem Dafoe) auf die Idee bringt, ihn als Gast-Juror in Tweeds Show auftreten zu lassen. Da „American Dreamz“ selbstverständlich auch im ansonsten vollkommen amerikafeindlichen Nahen Osten geschaut wird, bekommen ein paar Terroristen Wind von der Sache und schleusen einen Schläfer in die Sendung ein, der den Präsidenten im Finale mit einer Bombe töten soll. Doch bis es so weit ist, muss erst einmal der ganz normale Wahnsinn solch einer Show und deren Teilnehmer heil überstanden werden…

Regisseur Paul Weitz („American Pie“) entwickelt sich mehr und mehr zu einem meiner Lieblingsregisseure: Boten bereits „About A Boy“ und „Reine Chefsache“ eine gesunde Mischung aus Humor, satirischen Seitenhieben und ernster Aussage, hat er mit „American Dreamz“ seinen bislang besten Film abgeliefert: An jeder Ecke findet man Seitenhiebe auf die Politik, den Medienwahn und den American Way Of Life – dass dem Film in den Staaten kein Erfolg beschert war, ist in diesem Fall ein klares Anzeichen für Qualität: Es ist ja nichts Neues, dass die Amerikaner nicht gerne den Spiegel vorgehalten bekommen…

Während Hugh Grant wieder einmal beweist, dass er als egoistisches Arschloch zu Höchstform aufläuft, begeistert vorallem Dennis Quaid als Präsident: Mit kindlicher Naivität entdeckt er im Laufe des Films das Leben neu und wächst am Ende über sich hinaus – alleine seine Darstellung rechtfertigt den Kinobesuch!

Doch auch die restlichen Rollen sind perfekt besetzt: Willem Dafoe als verzweifelter Berater des Präsidenten, Mandy Moore als karrieregeiles Luder Sally !!!Kendoo!!!, Chris Klein als naiv-verliebter Kriegs“veteran“ oder Sam Golzari als so gar nicht amerikafeindlicher Schläfer Omer Obeidi, sie alle passen perfekt zu ihren Rollen. Ein Extralob gibt es von mir dafür, dass es vollbracht wurde, wirklich jedem Charakter Sympathie zu verschaffen: Selbst der ansonsten widerliche Martin Tweed und die bösen bösen Terroristen haben ihre menschlichen Seiten und irgendwie fällt es einem schwer, auch nur irgendwem in dem Film etwas Gemeines zu wünschen…

Wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, bin ich von „American Dreamz“ restlos begeistert: Schon lange hat es kein Film mehr so gut verstanden, bissigen Humor mit Anspruch zu verbinden und gleichzeitig mit so gut aufgelegten Schauspielern aufzuwarten. Dafür gibt es von mir:

Wertung: 10/10

Der Rosarote Panther

Wer erinnert sich nicht an den legendären Peter Sellers in seiner Paraderolle als Insp. Jacques Clouseau: Seine Darstellung des trotteligen, jedoch mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein, manch einer mag auch sagen Überheblichkeit, ausgestatten Polizisten, weiß auch heute noch uneingeschränkt zu begeistern und gilt als Klassiker der Filmgeschichte.

Diese Ehre dürfte Steve Martin nicht zuteil werden, denn auch wenn seine Interpretation nicht der befürchtete Totalausfall ist, so bleibt nicht viel mehr übrig, als eine mal mehr mal weniger lustige Nummernrevue. Aber der Reihe nach:

Der Fußballtrainer Yves Gluant wird während eines Spiels ermordet und der sich an seinem Finger befindliche Ring „Der Rosarote Panther“ gestohlen. Um den Fall heimlich lösen zu können und so den Ruhm zu kassieren, setzt Chief Insp. Dreyfus (Kevin Kline) seinen schlechtesten Mann auf den Fall an: Insp. Jacques Clouseau (Steve Martin). Der macht sich gemeinsam mit seinem ihm zur Seite gestellten Assistenten Ponton (Jean Reno) sofort ans Werk und lässt dabei natürlich nicht das kleinste Missgeschick aus…

Ein wenig erinnert „Der Rosarote Panther“ an die alten Nackte Kanone-Filme, ohne jedoch jemals deren Klasse zu erreichen: Steve Martin stolpert von einem Missgeschick ins nächste und schafft es natürlich, den Fall irgendwie zu lösen. Für sich alleine gestellt weiß der Film, so man keine zu hohen Ansprüche stellt und seichtem Humor gegenüber nicht abgeneigt ist, durchaus zu unterhalten, nur leider trägt der Film die große Bürde, sich mit dem Original von Blake Edwards messen zu müssen – und dabei versagt er auf ganzer Linie.

Sellers Clouseau war vielleicht ein wenig trottelig und litt an einem gehörigen Maß an Selbstüberschätzung, aber er bewahrte sich immer seine Würde. Martins Clouseau hingegen ist ein Trottel wie er im Buche steht, ein Polizist, mit dem man ob seiner Art schon beinahe Mitleid hat – und das hat dieser Charakter nicht verdient.

Was bleibt, sind aneinandergereihte Witze, von denen einige viel zu lange zelebriert werden und dadurch bereits wieder an Komik einbüßen, sowie durchaus akzeptable Schauspieler, die den Film allerdings auch nicht über das Mittelmaß hinaus retten können.

Wertung: 5/10

Hard Candy

Einen schwierigen Stoff hat sich David Slade da für sein Regiedebüt ausgesucht:

Der 32 Jahre alte Fotograph Jeff lernt im Chat die 18 Jahre jüngere Hayley kennen. Trotz des Altersunterschieds beschließen die beiden, sich in einem Café zu treffen. Es wird geredet, es wird gelacht, und kurze Zeit später finden sich die beiden in Jeffs Wohnung wieder. Nach ein paar Gläsern Alkohol verliert Jeff das Bewusstsein, findet sich gefesselt auf einem Stuhl wieder und muss erkennen, dass Hayley nicht das unschuldige Mädchen ist, für das sie sich ausgegeben hat…

Bevor man sich diesen Film anschaut, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass er definitiv nicht für die breite Masse konzipiert wurde: Es gibt nur zwei Darsteller (okay, es gibt insgesamt fünf, aber die restlichen drei spielen in dem Film eine so untergeordnete Rolle, dass sie zu vernachlässigen sind), der Film besteht größtenteils aus reinen Dialogen und behandelt mit Pädophilie und Selbstjustiz zwei Themen, die bereits jeweils für sich alleine kontrovers genug sind.

Was den Zuschauer in „Hard Candy“ erwartet, ist ein Kammerspiel von erschreckender Intensität, ein Psychothriller, dessen Folterszenen zu keiner Zeit Selbstzweck sind und aufgrund der Tatsache, dass sie von einem „Kind“ ausgeführt werden, umso erschreckender wirken, zumal die größte Folter in diesem Film psychologisch und nicht körperlich ausgeführt wird.

Hinzu kommt, dass man als Zuschauer nie weiß, wem man seine Sympathie entgegenbringen soll: Ist Jeff wirklich pädophil, ja ist er sogar ein Mörder, oder ist Hayley nur ein psychisch kranker Teenager?

Da der Film sich beinahe ausschließlich auf die Darsteller verlässt, gebührt ihnen ein besonderes Lob: Ellen Page („X-Men 3“) und Patrick Wilson („Das Phantom der Oper“) spielen ihre Rollen äußerst glaubwürdig und verstehen es zu jeder Zeit, den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen, wobei mir Wilsons Darstellung des gepeinigten Jeff ein wenig mehr zugesagt hat (was allerdings auch an der Rolle an sich liegen mag).

Wenn es etwas gibt, was man dem Film zur Last legen könnte, dann die Frage, wie es für Hayley rein körperlich möglich ist, Jeffs Körper zu transportieren: Schon ihn auf den Stuhl oder Tisch zu heben, dürfte sich als sehr schwer (im doppelten Sinn) erweisen…

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass David Slade mit „Hard Candy“ ein beachtliches Regiedebüt abgeliefert hat, welches aufgrund seiner Thematik zwar für Diskussionen sorgen dürfte, durch sein minimalistisches Konzept aber weitaus tiefer unter die Haut geht, als manch anderer hochgelobter Film der letzten Zeit.

Wertung: 8/10

The Sentinel – Wem kannst du trauen?

Drei Jahre ist es nun schon her, dass uns Michael Douglas mit seiner Anwesenheit auf der Leinwand beehrte – und auch wenn er in „The Sentinel“ gewohnt souverän spielt, stellt sich mir die Frage, ob er nicht vielleicht noch etwas länger hätte warten oder sich für seine Rückkehr zumindest eine andere Rolle hätte aussuchen sollen…

In „The Sentinel“ spielt Douglas Pete Garrison, einen Agenten des Secret Service, welcher sich ganz dem Schutz des Präsidenten (David Rasche – ja, genau: Sledge Hammer) verschrieben hat. Als es Anzeichen für ein Attentat und einen Verräter in den eigenen Reihen gibt, müssen sich sämtliche Agenten einem Lügendetektortest unterziehen. Da Garrison eine (verhängnisvolle?) Affäre mit der First Lady (Kim Basinger) hat, besteht er als einziger diesen Test nicht. Als vermeintlicher Verräter gejagt, macht er sich daran, seine Unschuld zu beweisen, den Verräter zu finden und das Attentat zu verhindern, stets verfolgt von seinem ehemals besten Freund David Breckinridge (Kiefer Sutherland) und seiner ehemaligen Schülerin Jill Marin (Eva Longoria).

Nach dem ersten Absatz mag man zwar das Schlimmste erwarten, aber eigentlich ist der Film nicht wirklich schlimm, sondern eher schlimm durchschnittlich: Es gibt nichts in dem Film, was man nicht schon in einem anderen Film (besser) gesehen hätte – ein wenig „Auf der Flucht“ dort, ein bischen „In The Line Of Fire“ hier, dazu noch ein Schuss „24“ und fertig ist der Fast Food-Film für zwischendurch. Nur zu blöd, dass es nicht mehr für die für einen Thriller wichtigste Zutat gereicht hat: Den Thrill.

Knapp eine Stunde dauert es, bis sich Garrison als vermeintlicher Verräter auf die Flucht begibt und der Film an Fahrt gewinnt – für einen Film dieser Art deutlich zu spät! Und selbst auf der Flucht will dann keine echte Spannung aufkommen, da die Geschichte viel zu gradlinig voranschreitet und es unserem Helden viel zu einfach macht. Ist das Finale dann erstmal überstanden, fragt man sich, ob der Film nicht auch gut einen TV-Film hätte abgeben können…

Schauspielseitig gibt es hingegen nichts zu beklagen: Michael Douglas spielt wie bereits erwähnt gewohnt souverän, während Kiefer Sutherland im Grunde nur einen umbenannten Jack Bauer spielt (was ja weiß Gott nichts Schlechtes ist). Kim Basinger und Eva Longoria dürfen gut aussehen (einmal für das reifere, einmal für das jüngere Publikum) und David Rasche beweist, dass er doch mehr kann, als mit seiner Susi zu sprechen: Ehrlich gesagt hat mir seine Darstellung des Präsidenten noch am besten gefallen – auch wenn ich die ganze Zeit auf eine kleine Anspielung auf seine Paraderolle gehofft hatte… 😉

Fazit: Ein durchschnittlicher Film, den man sich im Kino ansehen kann, aber gewiss nicht muss…

Wertung: 5/10

Alibi – Ihr kleines schmutziges Geheimnis ist bei uns sicher

Es gibt Filme, die so unauffällig daherkommen, dass sie im Kino trotz guter Kritiken untergehen – einer dieser Filme ist die Krimi-Komödie „Alibi – Ihr kleines schmutziges Geheimnis ist bei uns sicher“:

Ray Elliott (Steve Coogan – „In 80 Tagen um die Welt“) hat ein neues Geschäftsfeld eröffnet: Er bietet seinen Kunden einen Alibi-Service, der es ermöglicht, den eigenen Partner ohne Risiko erwischt zu werden zu betrügen. Als einer seiner Klienten seinen Seitensprung aus Versehen tötet, Ray dank vertauschter Identität ganz oben auf der Liste der Verdächtigen landet, ein Auftragskiller seine Dienste für einen Mord buchen möchte und er selbst auf der Abschussliste eines Killers landet, muss er all sein Können aufbringen – und dann ist da auch noch seine neue Kollegin Lola (Rebecca Romijn – „X-Men“), die Gefühle in ihm weckt, die er längst verloren glaubte…

Ich gebe es zu: Ich mag solche Filme! Filme, die verworren sind, Filme, die viele kleine Geschichten erzählen, welche am Ende zusammenlaufen, Filme, die einen darüber grübeln lassen, ob und wie der Held es wohl schafft, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Und „Alibi“ ist ein Paradebeispiel für solch einen Film.

Bis in die kleinste Rolle perfekt besetzt (James Marsden, Sam Elliott, Selma Blair, James Brolin, John Leguizamo, Jerry O’Connell, …), erzählt der Film die Geschichte eines Gauners, der sein Herz am rechten Fleck trägt und seinen Gegenspielern trotz seines unauffälligen Aussehens stets einen Schritt voraus ist.

Dass einem als Zuschauer eine gewisse Aufmerksamkeit abverlangt wird, liegt in der Natur dieser Filme, wobei es „Alibi“ hervorragend gelingt, diese Aufmerksamkeit durch eine zügige und unterhaltsame Inszenierung einzufordern, ohne dem Zuschauer das Gefühl zu geben, mit den zahlreichen Charakteren überfordert zu sein. Es macht einfach Spaß, die verschiedenen Personen kennenzulernen und zu rätseln, wie sie wohl in Rays Plan passen könnten…

Wer sich auch nur ansatzweise für Gaunerfilme interessiert und mal wieder einen Film sehen möchte, der sich wohltuend von den typischen Hollywood-Produktionen unterscheidet, dem sei „Alibi“ hiermit uneingeschränkt ans Herz gelegt.

Wertung: 8/10

Slither – Voll auf den Schleim gegangen

Es gibt Filme, bei denen man sich fragen muss, ob und was sich die Verantwortlichen dabei bloß gedacht haben. Bei „Slither – Voll auf den Schleim gegangen“ muss man sich diese Frage auch stellen, allerdings nicht bezogen auf den Film, sondern bezogen auf den deutschen Untertitel: Solch einen Schwachfug hat dieser Film nämlich definitiv nicht verdient!

Zum Inhalt: Im benachbarten Wald einer Kleinstadt schlägt ein Meteorit ein, dessen parasitärer Inhalt alsbald Besitz von dem in der Stadt ansässigen Grant ergreift. In dessen Körper macht sich die außerirdische Lebensform nun auf, diverse Menschen als Brutkästen zu nutzen und schon bald wimmelt es in der Stadt von schleimigen Würmern und willenlosen Zombies. Sheriff Pardy, dessen Jugendliebe und Grants Ehefrau Starla, Bürgermeister MacReady sowie die junge Kylie versuchen verzweifelt, die Invasion zu stoppen…

Klingt nach einem typischen 80er-Jahre-Trash-Horrorfilm? Ist es auch, aber durchaus gewollt und verpackt im Mantel moderner A-Filme – und dieser Mantel steht dem Film verteufelt gut: Der Film nimmt sich glücklicherweise niemals ernst, sondern stellt eine reinrassige Horrorkomödie dar, die mit guten Effekten, einem tollen Hauptdarsteller und einem herrlich trockenen Humor zu punkten vermag.

Der aus „Body Snatchers“ und „Night Of The Creeps“ zusammengeklaute Film versteht es, trotz des Humors, welcher glücklicherweise niemals in Albernheiten abdriftet, Spannung und sogar ein wenig Grusel zu erzeugen – und trotz der 16er-Freigabe enthält der Film Szenen, deren Härte durchaus eine 18er-Freigabe rechtfertigen würden.

Absoluter Pluspunkt des Films ist jedoch Nathan Fillion: Der aus „Buffy – Im Bann der Dämonen“ und „Firefly“ sowie dessen Kino-Ablegers „Serenity“ bekannte Darsteller trägt den Film dank seiner Mimik und Gestik beinahe alleine und macht Lust auf mehr. Alle anderen Darsteller leisten zweckmäßige Arbeit, fallen also weder besonders positiv noch negativ auf.

Fazit: Für Fans trashiger Horrorfilme ein Muss, alle anderen dürfen (wie eigentlich immer) gerne einen Blick riskieren.

Wertung: 9/10

Zum Schluss noch ein Hinweis: Wer den Film komplett sehen möchte, sollte bis zum Ende des Abspanns sitzen bleiben…

The Da Vinci Code – Sakrileg

Ein Film, der anfing, nicht enden zu wollen…

Klären wir zunächst das Wichtigste: Ich haben den Roman nicht gelesen, kann also keinen Vergleich zwischen Roman und Film herstellen, weswegen sich meine FILMkritik ausschließlich um Ron Howards Interpretation des Stoffes dreht. Ob sein Werk der Vorlage gerecht wird, werde ich ggf. nachreichen, sobald ich das Buch, welches bereits seit Monaten auf meinem Nachttisch liegt, gelesen habe.

Doch worum geht es eigentlich, dass dieser Film bereits Wochen vor seinem Start so hohe Wellen schlug? Der Kurator des Pariser Louvre wurde ermordet, schaffte es aber, vor seinem endgültigen Ableben mysteriöse Symbole und Schriftzeichen auf dem Boden zu hinterlassen. Der gerade in Paris tätige Symbologe Robert Langdon wird zu Rate gezogen und kommt gemeinsam mit der Enkelin des Ermordeten einem Geheimnis auf die Spur, welches seit Jahrtausenden von der Kirche gehütet wird – und für das sie bereit ist, zu töten…

Zugegeben: Die Geschichte hat durchaus Potenzial, doch leider vermag der Film nur in den ersten 30 Minuten zu fesseln und geht alsbald in eine Schnitzeljagd über, die weder besonders spannend noch besonders interessant, aber immerhin kameratechnisch sehr schön eingefangen, erzählt wird. Was fehlt ist ein Spannungsbogen, z.B. in Form einer durch die Verschwörer immer größer werdende Bedrohung. So dümpelt die Geschichte vor sich hin, nicht wirklich langweilig, aber für einen Thriller definitiv zu langatmig und gedrosselt erzählt.

Hinzu kommt, dass der Film sehr vorhersehbar ist: Trotz Unkenntnis des Romans wird einem viel zu schnell klar, wer letztenendes die Fäden in der Hand hält und auf welche Erkenntnis das (kitschige) Ende zusteuert. Oder sollte ich sagen „auf welches Erkenntnis die (kitschigen) Enden zusteuern“? Denn ist die Identität des Drahtziehers geklärt und befinden sich unsere Helden in Sicherheit, folgen noch zwei weitere Geheimnisse, welche aufgrund der nun nicht mehr vorhandenen Bedrohung unnötig und zu aufgesetzt wirken, um noch fesseln zu können.

Worüber man kein schlechtes Wort verlieren kann, sind die Darsteller, welche ihre Rollen allesamt sehr gut ausfüllen. Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang Paul Bettany, der den Killer Silas perfekt verkörpert.

Was bleibt, ist ein zahnloser Thriller, der zwar mit einer interessanten Geschichte aufwarten kann, aber viel zu früh an Fahrt verliert und sein Potenzial damit verschenkt. Kann man gesehen haben, muss man aber nicht…

Wertung: 5/10

Fediverse

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