Im Kino gesehen: 96 Hours – Taken 2

Vor vier Jahren zeigte Liam Neeson uns in “Taken” (deutscher, muahaha, Titel: “96 Hours”), dass a) altmodische Actionfilme noch nicht ausgestorben sind und b) er selbst noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Hart und kompromisslos kämpfte und folterte Neeson sich durch Paris, um das Leben seiner entführten Tochter zu retten. Dem Publikum gefiel das moralisch fragwürdige Actionvergnügen – und mir auch. Eine Fortsetzung war also nur eine Frage der Zeit. Und so läuft seit gestern “Taken 2” (deutscher, muahaha², Titel: “96 Hours – Taken 2”) in den Kinos.

Worum geht’s

Eigentlich wollte Bryan Mills (Liam Neeson) mit seiner Ex-Frau Lenore (Famke Janssen) und der gemeinsamen Tochter Kim (Maggie Grace) in Istanbul ein paar nette Tage verbringen. Doch die Vergangenheit holt die sich langsam wieder aufeinander zu bewegende Familie ein: Um seine von albanischen Mädchenhändlern entführte Tochter zu finden und zu befreien, ging der ehemalige Top-Agent vor einigen Monaten über Leichen. Doch Leichen hinterlassen immer trauernde Hinterbliebene. Und diese Hinterbliebenen wollen Rache …

Meine Meinung

Ich rede lieber gar nicht erst lange um den heißen Brei herum: Pierre Morels “Taken” war ein gradliniger Actionreißer alter Schule. Wer von Olivier Megatons “Taken 2” eine würdige Fortsetzung im selben Stil erwartet, wird nach dem Kinobesuch stark enttäuscht sein.

“Wenn ich dich töte, werden dann andere Söhne kommen und nach mir suchen?”
”Ja.”
”Dann werde ich die auch töten.”

Praktisch alles, was den Vorgänger auszeichnet, wurde in der Fortsetzung in den Sand gesetzt. Bryan Mills ist zwar nach wie vor knallhart, kommt aber längst nicht mehr so gnaden- und kompromisslos daher wie in seinem ersten Auftritt, der neben übersichtlicher Action auch noch zahlreiche One-Liner zu bieten hatte. Die markigen Sprüche lassen sich dieses Mal an zwei Fingern ablesen und die Action ist so schnell und vor allem ungünstig geschnitten, dass jegliche Übersicht verloren geht. Ließen sich die Handgemenge des ersten Teils noch hervorragend verfolgen, lässt sich in “Taken 2” nur noch erahnen, wie Bryan seine Gegner gerade erledigt hat. Genau das ist es, was ich in einem Actionfilm nicht erleben möchte. Was ebenfalls negativ auffällt, ist, dass sich die Actionszenen nicht mehr so harmonisch in den Film einfügen, sondern schon beinahe gestellt wirken. Als Beispiel sei hier der finale Kampf gegen den Handlanger des Anführers genannt, in dem selbst vor einer “erst in Ruhe die Jacke ausziehen, dann prügeln”-Szene nicht zurückgeschreckt wird.

Hinzu kommt, dass die Fortsetzung an Dämlichkeit schon fast nicht zu überbieten ist. Und das schreibe ich, der fest davon überzeugt ist, dass auf Logik und Realismus in Actionfilmen doch bitte nicht zu viel Wert gelegt werden sollte. Aber ganz ehrlich: Wer seine Protagonisten mitten in Istanbul Handgranaten werfen lässt, damit diese sich über die Explosionen orientieren können, hat keine Verteidigung meinerseits verdient. Getoppt wird diese Szene jedoch durch eine absolut lächerliche Verfolgungsjagd bis in die amerikanische Botschaft, während der Kim, die in Amerika bereits zwei Mal durch die Führerscheinprüfung gerasselt ist, problemlos die Polizei und sämtliche albanische Schergen abhängt, während ihr Auto sich nach jeder Kollision wie von Geisterhand selbst repariert. Davon, dass Bryan sich durch halb Istanbul mordet und Sekunden nach der Ankunft in der amerikanischen Botschaft schon wieder auf freiem Fuß ist, um eine weitere (tödliche) Rettungsaktion zu starten, möchte ich gar nicht erst beginnen.

Dass “Taken 2” kein Totalausfall ist, verdankt er lediglich seinem nach wie vor grandiosen Hauptdarsteller und der Tatsache, dass der Film trotz seiner Fehler niemals wirklich langweilig wird. Für einen großen Actionwurf ist das aber zu wenig. Und für eine würdige Fortsetzung erst recht.

Meine Meinung

Hektisch und unübersichtlich geschnittener Actionreißer mit gutem Hauptdarsteller, der seinem Vorgänger in jederlei Hinsicht unterlegen ist und dessen Dämlichkeit schon beinahe körperliche Schmerzen verursacht.

Meine Wertung: 4/10

Im Heimkino gesehen: Straw Dogs – Wer Gewalt sät

1971 schockierte ein nach zahlreichen Provokationen brutal zurückschlagender Dustin Hoffman in Sam Peckinpahs “Straw Dogs” die Kinozuschauer. Zumindest habe ich das so in zahlreichen Reviews gelesen. Ich selbst war zu dieser Zeit noch nicht mal das Funkeln in den Augen meiner Eltern und habe diesen Klassiker trotz meiner Filmleidenschaft bis heute nicht gesehen. Eine gute Voraussetzung, um sich das Remake ohne Vorbehalte anzuschauen …

Worum geht’s

Das junge Ehepaar David (James Marsden) und Amy (Kate Bosworth) Sumner zieht nach dem Tod von Amys Eltern aus der Großstadt in deren ländlichen Heimatort. Für die dringend notwendige Renovierung des Hauses engagieren die Sumners Amys alte Jugendliebe Charlie (Alexander Skarsgård). Die anfänglich nachbarschaftliche Atmosphäre schlägt schnell in gegenseitige Ablehnung um. Während die Kleinstadtbewohner sich von Davids intellektuellem, in ihren Augen überheblichem Auftreten provoziert fühlen, fremdelt David mit dem seiner Meinung nach zu vertrauten Umgang miteinander. Vom gegenseitigen Unverständnis getrieben, nehmen die Konfrontationen stetig zu. Als David den geistig zurückgebliebenen Jeremy (Dominic Purcell) vor einem Lynchjustizmob zu schützen versucht, eskaliert die Situation …

Meine Meinung

Wie oben bereits geschrieben, habe ich keinen Vergleich zu dem berühmten Original. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass mir das Remake trotz vorhersehbarer Geschichte ausgesprochen gut gefallen hat. Regisseur Rod Lurie erzählt in erfrischend ruhigen Bildern den Verlauf einer Eskalation, die sich unaufhaltsam ins Negative entwickelt, bis es für die Beteiligten keinen anderen Ausweg als die nackte Gewalt mehr gibt. Und diese hat es wahrlich in sich. Das Finale, in dem die Sumners sich in ihrem Haus gegen den hasserfüllten Mob zur Wehr setzen, strotzt vor Brutalität und roher Gewalt. Dennoch wirken die überaus blutigen Szenen niemals selbstzweckhaft, sondern glaubhaft und jederzeit der Geschichte angemessen.

Bis zum Finale ist es jedoch erfreulicherweise ein weiter Weg. Diesen nutzt Regisseur Lurie, um die Charaktere ausführlich vorzustellen und die bedrohliche Atmosphäre behutsam aufzubauen. Geschickt werden Vorurteile und Missverständnisse genutzt, bis jede noch so kleine Bemerkung oder Geste auf der einen oder anderen Seite eine Provokation darstellt und die anfänglich unterschwelligen Aggressionen in ersten Taten münden. Die Figuren bleiben dabei stets glaubwürdig, sind jedoch besonders auf Seiten der Kleinstädter ein wenig stereotyp geraten.

James Marsden spielt den zurückhaltenden David, der in einer ausweglosen Situation über sich hinaus wächst, gewohnt solide. In Erinnerung bleiben jedoch eher Kate Bosworth und Alexander Skarsgård. Während Bosworth besonders im letzten Drittel eine emotional bewegende Vorstellung abgibt, überzeugt Skarsgård als durchaus charismatischer Anführer, der sich alleine dadurch provoziert fühlt, dass Amy sich für einen Hänfling wie David statt für ihn entschieden hat. Erwähnenswert ist auch James Woods, der in einer Nebenrolle als alkoholabhängiger Footballcoach eine erschreckend abstoßende Darstellung zum Besten gibt.

Mein Fazit

Gelungener Thriller, dessen blutiges Finale aufgrund des behutsamen Spannungsaufbaus umso heftiger in die Magengrube fährt und den Zuschauer mit der Frage zurück lässt: Wie weit würde ich gehen?

Meine Wertung: 7/10

Im Kino gesehen: “Das Bourne Vermächtnis”

Bourne_A4_RGBDa Jason-Bourne-Darsteller Matt Damon ohne seinen Stamm-Regisseur Paul Greengrass kein Interesse an einem weiteren Kapitel der Agentenreihe hatte, die Serie aber viel zu erfolgreich war, um sie einfach einzustampfen, musste eine Lösung her. Diese zeigt sich nun in Form eines Bourne-Films ohne Jason Bourne, Doch kann das funktionieren?

Worum geht’s

Jason Bourne (Matt Damon, nur auf Bildern zu sehen) sorgt bei den Geheimdiensten für ziemlichen Wirbel. Das Blackbriar-Programm läuft Gefahr enttarnt zu werden, was NRAG-Chef Eric Byer (Edward Norton) auf den Plan ruft. Byer befürchtet, dass Zusammenhänge zu seinem geheimen Outcome-Programm aufgedeckt werden könnten und ordnet daher die Eliminierung aller Beteiligten an. Zu diesen gehört auch Spezialagent Aaron Cross (Jeremy Renner). Doch Cross lässt sich nicht so einfach ausschalten …

Meine Meinung

Jason Bourne heißt nun Aaron Cross – sonst ändert sich nix. Zumindest nicht viel. Während Jason Bourne auf der Jagd nach seiner eigenen Identität war, ist Aaron Cross auf der Jagd nach dringend benötigten Medikamenten. Denn Cross ist kein normaler Agent, sondern wurde im Rahmen des Outcome-Programms genetisch verändert, um stärker und intelligenter zu werden. Um diese außerordentliche Leistung beibehalten zu können, ist jedoch die regelmäßige Einnahme spezieller Pillen notwendig. Und um diese zu finden, hetzt Cross gemeinsam mit der von ihm geretteten Wissenschaftlerin Dr. Marta Shearing (Rachel Weisz) um den halben Globus.

2391_D037_00089RV2Und damit bin ich auch schon beim ersten Kritikpunkt: Im Vergleich zu Bournes Suche, die aufgrund der Ungewissheit stets interessant war, wirkt Cross’ Einsatz einfach nur beliebig. Von Anfang an ist klar worum es geht. Hier warten keine Überraschungen und keine Aha-Momente auf den Zuschauer. Das macht den Film zwar nicht unbedingt uninteressant, aber … nun ja, beliebig (man verzeihe mir die Wortwiederholung, aber ein passenderes will mir partout nicht einfallen). Da helfen auch stiefmütterlich eingestreute moralische Bedenken nichts.

Hinzu kommt, dass Jason Bourne es stets verstand, seinen Verfolgern durch Tricks und Taktik jederzeit einen Schritt voraus zu sein. Aaron Cross hingegen hat lediglich einen Zeitvorteil, lässt aber jegliche Raffinesse, die einen Top-Agenten (zumindest in Hollywood) ausmacht, vermissen.

2391_D095_00106_RV3Doch ich will nicht zu viel meckern, denn “Das Bourne Vermächtnis” (und ja, ich weiß, dass da eigentlich ein Bindestrich hingehört, aber hey, der Titel beinhaltet nun mal ein Deppenleerzeichen) macht auch vieles richtig. Die Story ist zwar nicht besonders innovativ, fügt sich aber nahtlos ins Bourne-Universum ein. Dass die neuen Charaktere nicht im Hauruck-Verfahren eingeführt werden, sondern sich viel Zeit dafür genommen wird, rechne ich den Machern ebenfalls positiv an. Und die Action, nicht ganz so unruhig wie in den Bourne-Filmen mit Jason Bourne, kann ebenfalls überzeugen – auch wenn die finale Jagd auf den Motorrädern gerne etwas kürzer hätte ausfallen dürfen und der Rutsch auf dem Treppenvorsprung nun wirklich arg überzogen wirkt.

Jeremy Renner und Rachel Weisz machen ihre Sache gut, auch wenn Renner niemals an Matt Damons Agentendarstellung heranreicht. Edward Norton spielt eiskalt wie schon lange nicht mehr und durch die Auftritte bekannter Gesichter wie Joan Allen, David Strathairn und Scott Glenn sowie der bekannten Endmelodie blitzt ab und zu sogar echte Bourne-Atmosphäre durch.

Mein Fazit

Solider Actionthriller im Agentenmilieu, der gerne etwas eigenständiger und vor allem origineller hätte sein dürfen. Dennoch hätte ich gegen ein Wiedersehen mit Aaron Cross oder gar einen gemeinsamen Auftritt mit Jason Bourne nichts einzuwenden. Fans der Bourne-Reihe können sich “Das Bourne Vermächtnis” auf jeden Fall bedenkenlos anschauen.

Meine Wertung: 6/10

Im Kino gesehen: “Total Recall” (2012)

Hauptplakat(494x700)CinemaxX Kiel. 15 Uhr. Ich sitze im Kino. Links neben mir eine kleine 3er-Gruppe. Rechts neben mir eine junge Dame. CinemaxX Kiel. 17 Uhr. Der Film ist vorbei. Die 3er-Gruppe steht auf, setzt sich in Bewegung und während sie an mir und meiner Sitznachbarin vorbeigeht, höre ich ein “Boah, jetzt waren wir wirklich nur vier Personen im Kino!”.

Okay, diese kleine Geschichte hat absolut nichts mit dem Film zu tun. Aber ich wollte sie einfach mal erzählen …

Worum geht’s

Gefälschte Erinnerungen, die sich von echten Erinnerungen nicht unterscheiden lassen – mit diesem Versprechen wirbt die Firma Rekall um Kunden. Um seinem tristen Leben zumindest für einen Augenblick zu entkommen, nimmt der einfache Arbeiter Douglas Quaid (Colin Farrell) das Angebot an und bucht ein Abenteuer als Geheimagent. Doch noch bevor die Erinnerungen implantiert werden können, stürmt eine Spezialeinheit das Rekall-Labor. Quaid handelt instinktiv, tötet die Spezialeinheit und flieht völlig verwirrt nach Hause. Dort wird er bereits von seiner Frau Lori (Kate Beckinsale) erwartet, die ihren völlig entsetzten Ehemann unverzüglich zu töten versucht. Quaid kann mit Hilfe der Untergrundkämpferin Melina (Jessica Biel) entkommen. Diese erklärt ihm, dass er in Wirklichkeit kein einfacher Arbeiter, sondern ein Geheimagent ist, dessen Gedächtnis vom zwielichtigen Cohaagen (Bryan Cranston) gelöscht wurde …

Szenenbild_18(700x465)Meine Meinung

Paul Verhoevens “Total Recall – Die totale Erinnerung” mit Arnold Schwarzenegger ist völlig zu recht ein Klassiker. Dies weiß auch Regisseur Len Wiseman, der mit seinem Remake optisch wie auch inhaltlich neue Wege beschreitet, das Original jedoch gleichzeitig durch zahlreiche Anspielungen ehrt. Der Mars wird nur am Rande erwähnt (ich sag’s ja, Anspielungen) und auch unnatürliche Mutationen gibt es im Remake, von einer dritten Brust (ich sag’s ja, Anspielungen) abgesehen, nicht zu sehen. Nein, in der 2012er-Version läuft alles etwas bodenständiger ab. Sofern man bei einem Science-Fiction-Actionfilm, in dem fliegende Autos von Roboterpolizisten gesteuert werden und die Erde durch die Mitte hindurch in unter 20 Minuten durchquert werden kann, von bodenständig sprechen kann. Auf jeden Fall geht es düsterer und ernster zur Sache als noch in dem durchaus comicartigen Original.Ob einem diese oder jene Variante mehr zusagt, dürfte im Auge des Betrachters liegen. Für mich haben beide Herangehensweisen ihre Reize und somit auch ihre Existenzberechtigung.

Szenenbild_12(469x700)Woran das Remake letztlich scheitert, und das tut es, sind dann auch nicht die inhaltlichen Änderungen. Vielmehr sind es die leider extrem blassen Figuren und die nach kurzer Zeit ermüdende Daueraction. Diese ist zwar technisch perfekt und erstaunlich übersichtlich inszeniert, kann aber dennoch zu keiner Zeit wirklich fesseln und wirkt bereits nach kurzer Zeit erschreckend monoton. Dies gilt übrigens für den gesamten Rhythmus des Films, den man kurz mit “zwei Minuten reden, 10 Minuten Action, zwei Minuten reden, 10 Minuten Action” beschreiben könnte. Ein wenig mehr Charaktertiefe und Hintergrundinformationen hätten dem Film definitiv gut zu Gesicht gestanden.

In Erinnerung bleiben letztlich nur die wunderbare bzw. wunderbar böse Kate Beckinsale, die von Jahr zu Jahr attraktiver zu werden scheint, und der ausufernde Lens-Flare-Einsatz, den Wiseman bei seinem nächsten Film hoffentlich wieder etwas zurückschraubt. Es sei denn, er möchte damit ins Guinness-Buch der Rekorde kommen …

Mein Fazit

Technisch perfektes Remake des Klassikers mit (zu) viel Action und (zu) wenig Inhalt. Kann man gucken, muss man aber nicht. Erst recht nicht im Kino.

Meine Wertung: 5/10

Auf DVD gesehen: Dexter – Season 1

Da wir mit der vierten Staffel von “Prison Break” einfach nicht vorankommen (Gott, hat sich diese Serie miserabel entwickelt), sind meine Freundin und ich vor kurzem ins “Dexter”-Universum eingestiegen. Die ersten drei Folgen hatte ich damals bereits in der Free-TV-Erstausstrahlung gesehen und für gut genug befunden, um die Serie komplett sehen zu wollen. Inzwischen stehen die ersten vier Staffeln in meinem Regal, so dass einem werbefreien Genuss nichts mehr im Wege stand …

Worum geht’s

Dexter Morgan (Michael C. Hall) ist gutaussehend, charmant und ein hervorragender Forensiker des Miami-Metro Police Departments. Niemand ahnt, dass sein freundliches Auftreten nur eine Fassade und Dexter in Wirklichkeit ein Serienkiller ist. Lediglich Dexters verstorbener Adoptivvater Harry hatte seine dunkle Seite rechtzeitig erkannt und Dexter beigebracht, seine tödlichen Triebe zu steuern. Und so tötet Dexter nur die Personen, die es nach Harrys Kodex verdient haben: Mörder, die der Justiz durch die Finger schlüpfen. Eine besondere Herausforderung stellt der so genannte “Kühllaster-Killer” dar, welcher seine Opfer blutleer und in ihre Körperteile zerlegt geradezu künstlerisch hinterlässt und der mit Dexter eine persönliche Schnitzeljagd beginnt …

Meine Meinung

Als Protagonisten einen Serienkiller zu wählen, darf ohne Zweifel als mutig bezeichnet werden. Und diesen Serienkiller so sympathisch erscheinen zu lassen, dass man als Zuschauer mit ihm mitfiebert und ihm seine Taten alles andere als übel nimmt, ist nahezu grandios. Ja, Dexter ist ein Mörder. Aber hey, wenn er schön töten muss, dann doch bitte die Richtigen! Fantastisch, wie die Serienmacher mit unserem Moralverständnis spielen, bis wir selbst nicht mehr zu wissen scheinen, was richtig und was falsch ist.

Als Glücksgriff erweist sich hierbei Dexter-Darsteller Michael C. Hall. Dieser spielt den sympathischen Serienkiller mit genau der richtigen Mischung aus Ernst und Augenzwinkern. Ein Highlight sind hierbei Dexters morbide Gedanken, welche oft von dem abweichen, was er laut aussprechen muss, um sein wahres Ich zu verbergen.

Doch nicht nur Dexter, auch die restlichen Charaktere hatte ich von der ersten Folge an in mein Herz geschlossen. Wobei ich zugeben muss, dass ich Dexters ordinäre Adoptivschwester Debra (Jennifer Carpenter) und seinen pietätlos-versauten Kollege Masuka (C.S. Lee) besonders liebgewonnen habe. Außerdem gibt’s ein Wiedersehen mit Julie Benz (Darla aus “Buffy – Im Bann der Dämonen” und “Angel – Jäger der Finsternis”), welche Dexters emotional gebrochene Alibi-Freundin Rita spielt, die einfach zum in den Arm nehmen niedlich verkorkst ist.

Ihr merkt schon: Die Figuren haben es mir angetan. Und auch die Story hat mich vollends überzeugt. Die Jagd nach dem Kühllaster-Killer ist spannend, bietet mehrere raffinierte Wendungen und gipfelt in einem emotional hoch dramatischen Finale. Ein Vorteil ist dabei sicherlich, dass die Staffel aus lediglich 12 Folgen besteht, so dass die Geschichte äußerst straff erzählt wird. Ein Nachteil ist, dass die Staffel viel zu schnell vorbei ist. Aber zum Glück sollte es ja nicht bei der einen bleiben …

Meine Wertung: 9/10

Im Kino gesehen: Lockout

Ihr habt mal wieder Lust auf einen coolen Helden mit noch cooleren Sprüchen? Und euch schon immer gefragt, wie wohl eine Mischung aus “Escape From New York” und “Fortress 2” aussehen würde? Dann ist “Lockout” genau der richtige Film für euch!

Die Geschichte ist schnell und einfach zubereitet: Man nehme ein Hochsicherheitsgefängnis im Weltall, eine Präsidententochter auf humanitärer Erkundungstour, den obligatorischen Aufstand und einen in jeder noch so aussichtslosen Situation toughen Helden – fertig ist das Science-Fiction-Action-Rundum-Sorglos-Paket!

Auch wenn die zusammengeschusterte Story von “Lockout” bei Plagiatsjägern kaum eine Chance hätte und der Film wahrlich alles andere als innovativ ist, so gibt es doch ein echtes Highlight zu vermelden: Den von Guy Pearce verkörperten Snow. Dieser haut Feinden (als auch Verbündeten) Sprüche um die Ohren, die einen Joe Hallenbeck vor Neid erblassen lassen würden. Wie bei Hallenbeck (wem dieser Name nichts sagt, sei an dieser Stelle angeraten, sich verflixt noch mal endlich “Last Boy Scout” mit Bruce Willis anzuschauen) handelt es sich auch bei Snow keineswegs um einen unverwundbaren Übermenschen, sondern um einen Mann, dessen größte Stärke es ist, scheinbar unendlich einstecken und dennoch irgendwie weiterkämpfen zu können. Und so prügelt und schießt Guy Pearce sich Sprüche klopfend durch den Film, dass es eine wahre Freude ist.

Weniger erfreulich sind hingegen die viel zu hektisch geschnittenen Actionszenen und die teils doch arg billig aussehenden Effekte. Als Negativhighlight sei an dieser Stelle die anfängliche Verfolgungsjagd auf einem Motorrad genannt, die in erhöhter Geschwindigkeit runtergespult wird und mehr an ein (schlechtes) Videospiel als an einen Kinofilm erinnert. Insgesamt betrachtet geht die Action zwar in Ordnung, doch hätte mir eine ruhigere Kameraführung deutlich besser gefallen. Vielleicht werde ich aber auch einfach nur alt …

So oder so: “Lockout” weiß, auch aufgrund seiner knackigen Laufzeit von gerade mal knapp über 90 Minuten, gut zu unterhalten. Und zum Ende sogar mit einem kleinen Twist zu überraschen. Mehr sollte man von solch einem Film vielleicht auch gar nicht erwarten …

Meine Wertung: 6/10

Im Kino gesehen: Contagion

Für gleich zwei Filme hat es mich letzten Freitag ins CinemaxX getrieben. Und wie es der Zufall will, habe ich derzeit sogar die Zeit, beiden Filmen eine Review zu widmen. Die gestrige Review zum 2011er “Fright Night” war der erste Streich. Und der zweite folgt sogleich …

Worum geht’s

Geschäftsfrau Beth Emhoff (Gwyneth Paltrow) kehrt mit einer erkältungsähnlichen Erkrankung von einer Dienstreise zurück. Während Beths Ehemann Mitch (Matt Damon) verschont bleibt, steckt sich ihr Sohn an. Wenige Tage später sind Mutter und Sohn tot. Rasend schnell greift die Krankheit auf verschiedenen Teilen der Welt um sich. Während der Blogger und selbsternannte Enthüllungsjournalist Alan Krumwiede (Jude Law) vermeintliche Fakten sammelt, arbeitet die CDC unter der Leitung von Dr. Ellis Cheever (Laurence Fishburne) daran, die Quelle der Krankheit und ein Heilmittel zu finden …

Meine Meinung

Matt Damon, Gwyneth Paltrow, Laurence Fishburne, Jude Law, Kate Winslet – nein, an prominenten Darstellern mangelt es Regisseur Steven Soderbergh wahrlich nicht. Und wenn es eines gibt, was man über “Contagion” sagen kann, dann, dass der Film bis in die kleinste Nebenrolle außerordentlich gut besetzt ist und die Darsteller ihre Figuren authentisch mit Leben füllen.

Authentisch sind auch die Geschichte und die Inszenierung des Films. Jedenfalls so weit man dies als Außenstehender beurteilen kann. Ruhig und ohne sich der Effekthascherei hinzugeben, vereint Soderbergh diverse Handlungsstränge und Schicksale zu einem großen Ganzen. Und genau in dieser Inszenierung liegt der Knackpunkt des Films, der über Gefallen und Nichtgefallen entscheidet. “Contagion” wirkt aufgrund seiner ruhigen und distanzierten Art zuweilen eher wie eine Dokumentation im Spielfilmgewand. Für einen Thriller fehlt der Geschichte die nötige Spannung, für ein Drama gehen einem die Figuren nicht nahe genug. Was freilich nicht bedeutet, dass der Film langweilig ist. Die Geschichte und die Figuren bleiben durchaus stets interessant. Sie haben es jedoch nicht geschafft, mich richtig zu packen und mitfiebern zu lassen.

Mein Fazit

Gut gespielter, äußerst ruhig inszenierter Seuchenfilm, dessen Genre sich nicht eindeutig bestimmen lässt. Wer einen zweiten “Outbreak” erwartet, könnte eventuell enttäuscht werden.

Meine Wertung: 6/10

Im Kino gesehen: “Scream 4”

Die Türen in meiner Wohnung sind mit “Scream”-Filmpostern beklebt, in meinem Schlafzimmer hängt eine im Dunkeln leuchtende Ghostface-Maske, am Schrank ein Ghostface-Kostüm. Und meine Antwort auf die Frage nach meinem Lieblingshorrorfilm lautet stets “Showgirls. Total beängstigend.”. Trotz meiner inzwischen 29 31 33 Jahre kenne ich bei “Scream” kein Schamgefühl und stehe dazu, ein Fanboy zu sein. Sehr zum Leidwesen meiner Freundin, die mich, der ich selbstverständlich als Ghostface verkleidet war, gestern in die “Scream 4”-Preview begleiten musste …

Worum geht’s

Zehn Jahre sind seit dem letzten Anschlag auf Sidney Prescotts (Neve Campbell) Leben vergangen. Zum 15. Jahrestag des berühmten und inzwischen mehrfach verfilmten Woodsboro-Massakers kehrt Sidney für eine Buchvorstellung in ihren Heimatort zurück. Als zwei Teenager brutal ermordet werden und das blutige Mordwerkzeug in Sidneys Kofferraum entdeckt wird, ist es mit dem beschaulichen Wiedersehen vorbei. Gemeinsam mit Dewey (David Arquette) und Gale (Courteney Cox) begibt Sidney sich auf die Suche nach dem Killer. Schon bald fordert dieser weitere Opfer – und wie immer kommt jeder als Täter in Frage …

Meine Meinung

Heiliger Ghostface, tut das gut! Endlich mal wieder ein, und das ist absolut positiv gemeint, altmodischer Horrorfilm, der ohne hektische Schnitte, wackelige Kameraführung oder künstliche Farbspielereien auskommt. “Scream 4” sieht in jeder Einstellung nach den guten alten Neunzigern aus und knüpft damit nahtlos an seine Vorgänger an. “Scream”-Veteranen werden sich dementsprechend sofort heimisch fühlen.

Doch nicht nur optisch, auch inhaltlich kann sich “Scream 4” sehen lassen. Spannender als der zweite und weit weniger albern als der dritte Teil, kann “Scream 4” mit seinen Vorgängern nicht nur mithalten, sondern diese sogar überbieten. Auch wenn der Film die Genialität des Originals nicht ganz erreicht, ist diese Fortsetzung, die gleichzeitig ein Remake und ein Reboot darstellt, ein mehr als würdiges neues Kapitel der “Scream”-Geschichte. Während Neueinsteiger sich über zahlreiche (und für eine 16er-Freigabe erstaunlich harte) Attacken des Killers freuen, genießen Kenner die witzigen Film-im-Film-Anspielungen sowie die zahlreichen Diskussionen über nervige Remakes und das stagnierende Horrorgenre.

Mein Fazit

Obwohl es sich bereits um die dritte Fortsetzung handelt, stellt “Scream 4” nicht weniger als den besten Slasher seit Jahren dar. Spannend, witzig und erstaunlich intelligent – meine Erwartungen wurden weit übertroffen!

Meine Wertung: 9/10

“Scream – Schrei!”: 10/10
”Scream 2”: 8/10
”Scream 3”: 7/10

Zuletzt im Kino gesehen: “Ohne Limit” und “Paul – Ein Alien auf der Flucht”

Ohne Limit
Der Mensch kann nur ca. 20% seiner Gehirnkapazitäten nutzen. Gäbe es eine Droge, die es euch ermöglicht, volle 100% auszunutzen, würdet ihr sie nehmen? Eddie Morra (Bradley Cooper) tut es – und hat fortan nicht nur mit den tödlichen Nebenwirkungen der Droge, sondern vor allem mit den Begehrlichkeiten zu kämpfen, die diese Droge bei seinen Mitmenschen auslöst.
Dass es diese Begehrlichkeiten sind, von denen die größte Bedrohung ausgeht, ist dann auch der große (wenn auch “nur” moralisch betrachtet) Schwachpunkt des Films. Denn die Aussage ist ganz klar: Drogen sind gut! Sofern du mit ihnen umzugehen weißt …
Aber hey, wenn brutale Selbstjustiz in Filmen gut sein darf (siehe “96 Hours”), wieso dann auch nicht Drogenkonsum? Wischt man jegliche moralische Bedenken beiseite, kommt ein äußerst unterhaltsamer, optisch wirkungsvoll als Drogenrausch verpackter Thriller zum Vorschein, der keine Minute langweilt und mit einem äußerst wandelbaren Bradley Cooper überzeugt. So lasse ich mir Drogen gefallen! Natürlich nur auf der Leinwand …
Meine Wertung 7/10 (mit Tendenz zur 8 )

Paul – Ein Alien auf der Flucht
Stellt euch vor, ihr wäret Science-Fiction-Nerds (falls ihr welche seid, braucht ihr das natürlich nicht zu tun), mit einem Reisemobil in den USA unterwegs und würdet dort auf ein sprechendes Alien treffen – wie würdet ihr reagieren? Genau: Ihr würdet es mitnehmen, euch anfreunden und dafür sorgen, dass es wieder nach Hause kommt.
So reagieren dann auch die Engländer Graeme (Simon Pegg) und Clive (Nick Frost) als sie auf Paul treffen, was nicht nur für zahlreiche Lacher, sondern zum Ende hin auch für recht viel Action sorgt. Und auch wenn der britische Charme von “Shaun Of The Dead” und “Hot Fuzz” nicht erreicht wird, ist “Paul – Ein Alien auf der Flucht” ein typischer, wenn auch sehr amerikanischer Pegg/Frost-Film mit zahlreichen Genreanspielungen geworden. “Aliens”,  “Zurück in die Zukunft”, “Jäger des verlorenen Schatzes” – es gibt, besonders in den Dialogen, viel zu entdecken. Was besonders die Nerds unter uns, mich eingeschlossen, natürlich unheimlich freut. Dass einige Pointen verschenkt werden oder weit unterhalb der Gürtellinie liegen, nimmt man dafür gerne in Kauf.
Meine Wertung: 7/10

Zuletzt im Kino gesehen: “World Invasion: Battle Los Angeles” und “The Mechanic”

World Invasion: Battle Los Angeles
Seit der Enttäuschung “Skyline” hoffte ich, durch “World Invasion: Battle Los Angeles” erlöst zu werden – und wurde gestern erneut böse enttäuscht. Trotz schick, wenn auch etwas zu wackelig gefilmter Daueraction versagt das aktuelle Alien-Invasionsabenteuer aufgrund oberflächlicher Figuren und nicht vorhandenem Spannungsbogen. Die Mischung aus “Independence Day”, “District 9” und “Black Hawk Down” ist zwar nicht gänzlich uninteressant, doch beginnt das laute Getöse aufgrund der genannten Mängel nach kurzer Zeit zu langweilen. Von den verkrampft-emotionalen Szenen, die trotz prinzipiell guter Darsteller unfreiwillig komisch wirken, fange ich lieber gar nicht erst an …
Meine Wertung: 5/10

The Mechanic
Jason-Statham-Fans wissen, was sie wollen. Und genau das bekommen sie mit “The Mechanic”. Allerdings auch nicht mehr. Die Geschichte vom Auftragskiller, der auf Befehl seinen eigenen Mentor tötet und daraufhin dessen Sohn zum Nachwuchskiller ausbildet, bietet zahlreiche gut gefilmte und vor allem harte Actionszenen, enttäuscht aber mit schwacher Charakterzeichnung. Jason Statham und der hervorragende Ben Foster bekommen trotz guter Ansätze nicht die Möglichkeit, ihre gebrochenen Helden auszureizen. Bedauerlich ist auch, dass Bösewicht Tony Goldwyn absolut blass bleibt und zu keiner Zeit wirklich bedrohlich wirkt. Diesbezüglich wäre wesentlich mehr möglich gewesen …
Meine Wertung: 7/10

Sven Kietzke
Sven Kietzke
@blog@www.svenkietzke.de

Chroniken eines fotografierenden Filmnerds

1.178 Beiträge
9 Folgende

Fediverse

Kategorien

Archiv

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner