Im Kino gesehen: “Das Bourne Vermächtnis”

Bourne_A4_RGBDa Jason-Bourne-Darsteller Matt Damon ohne seinen Stamm-Regisseur Paul Greengrass kein Interesse an einem weiteren Kapitel der Agentenreihe hatte, die Serie aber viel zu erfolgreich war, um sie einfach einzustampfen, musste eine Lösung her. Diese zeigt sich nun in Form eines Bourne-Films ohne Jason Bourne, Doch kann das funktionieren?

Worum geht’s

Jason Bourne (Matt Damon, nur auf Bildern zu sehen) sorgt bei den Geheimdiensten für ziemlichen Wirbel. Das Blackbriar-Programm läuft Gefahr enttarnt zu werden, was NRAG-Chef Eric Byer (Edward Norton) auf den Plan ruft. Byer befürchtet, dass Zusammenhänge zu seinem geheimen Outcome-Programm aufgedeckt werden könnten und ordnet daher die Eliminierung aller Beteiligten an. Zu diesen gehört auch Spezialagent Aaron Cross (Jeremy Renner). Doch Cross lässt sich nicht so einfach ausschalten …

Meine Meinung

Jason Bourne heißt nun Aaron Cross – sonst ändert sich nix. Zumindest nicht viel. Während Jason Bourne auf der Jagd nach seiner eigenen Identität war, ist Aaron Cross auf der Jagd nach dringend benötigten Medikamenten. Denn Cross ist kein normaler Agent, sondern wurde im Rahmen des Outcome-Programms genetisch verändert, um stärker und intelligenter zu werden. Um diese außerordentliche Leistung beibehalten zu können, ist jedoch die regelmäßige Einnahme spezieller Pillen notwendig. Und um diese zu finden, hetzt Cross gemeinsam mit der von ihm geretteten Wissenschaftlerin Dr. Marta Shearing (Rachel Weisz) um den halben Globus.

2391_D037_00089RV2Und damit bin ich auch schon beim ersten Kritikpunkt: Im Vergleich zu Bournes Suche, die aufgrund der Ungewissheit stets interessant war, wirkt Cross’ Einsatz einfach nur beliebig. Von Anfang an ist klar worum es geht. Hier warten keine Überraschungen und keine Aha-Momente auf den Zuschauer. Das macht den Film zwar nicht unbedingt uninteressant, aber … nun ja, beliebig (man verzeihe mir die Wortwiederholung, aber ein passenderes will mir partout nicht einfallen). Da helfen auch stiefmütterlich eingestreute moralische Bedenken nichts.

Hinzu kommt, dass Jason Bourne es stets verstand, seinen Verfolgern durch Tricks und Taktik jederzeit einen Schritt voraus zu sein. Aaron Cross hingegen hat lediglich einen Zeitvorteil, lässt aber jegliche Raffinesse, die einen Top-Agenten (zumindest in Hollywood) ausmacht, vermissen.

2391_D095_00106_RV3Doch ich will nicht zu viel meckern, denn “Das Bourne Vermächtnis” (und ja, ich weiß, dass da eigentlich ein Bindestrich hingehört, aber hey, der Titel beinhaltet nun mal ein Deppenleerzeichen) macht auch vieles richtig. Die Story ist zwar nicht besonders innovativ, fügt sich aber nahtlos ins Bourne-Universum ein. Dass die neuen Charaktere nicht im Hauruck-Verfahren eingeführt werden, sondern sich viel Zeit dafür genommen wird, rechne ich den Machern ebenfalls positiv an. Und die Action, nicht ganz so unruhig wie in den Bourne-Filmen mit Jason Bourne, kann ebenfalls überzeugen – auch wenn die finale Jagd auf den Motorrädern gerne etwas kürzer hätte ausfallen dürfen und der Rutsch auf dem Treppenvorsprung nun wirklich arg überzogen wirkt.

Jeremy Renner und Rachel Weisz machen ihre Sache gut, auch wenn Renner niemals an Matt Damons Agentendarstellung heranreicht. Edward Norton spielt eiskalt wie schon lange nicht mehr und durch die Auftritte bekannter Gesichter wie Joan Allen, David Strathairn und Scott Glenn sowie der bekannten Endmelodie blitzt ab und zu sogar echte Bourne-Atmosphäre durch.

Mein Fazit

Solider Actionthriller im Agentenmilieu, der gerne etwas eigenständiger und vor allem origineller hätte sein dürfen. Dennoch hätte ich gegen ein Wiedersehen mit Aaron Cross oder gar einen gemeinsamen Auftritt mit Jason Bourne nichts einzuwenden. Fans der Bourne-Reihe können sich “Das Bourne Vermächtnis” auf jeden Fall bedenkenlos anschauen.

Meine Wertung: 6/10

Im Kino gesehen: “Total Recall” (2012)

Hauptplakat(494x700)CinemaxX Kiel. 15 Uhr. Ich sitze im Kino. Links neben mir eine kleine 3er-Gruppe. Rechts neben mir eine junge Dame. CinemaxX Kiel. 17 Uhr. Der Film ist vorbei. Die 3er-Gruppe steht auf, setzt sich in Bewegung und während sie an mir und meiner Sitznachbarin vorbeigeht, höre ich ein “Boah, jetzt waren wir wirklich nur vier Personen im Kino!”.

Okay, diese kleine Geschichte hat absolut nichts mit dem Film zu tun. Aber ich wollte sie einfach mal erzählen …

Worum geht’s

Gefälschte Erinnerungen, die sich von echten Erinnerungen nicht unterscheiden lassen – mit diesem Versprechen wirbt die Firma Rekall um Kunden. Um seinem tristen Leben zumindest für einen Augenblick zu entkommen, nimmt der einfache Arbeiter Douglas Quaid (Colin Farrell) das Angebot an und bucht ein Abenteuer als Geheimagent. Doch noch bevor die Erinnerungen implantiert werden können, stürmt eine Spezialeinheit das Rekall-Labor. Quaid handelt instinktiv, tötet die Spezialeinheit und flieht völlig verwirrt nach Hause. Dort wird er bereits von seiner Frau Lori (Kate Beckinsale) erwartet, die ihren völlig entsetzten Ehemann unverzüglich zu töten versucht. Quaid kann mit Hilfe der Untergrundkämpferin Melina (Jessica Biel) entkommen. Diese erklärt ihm, dass er in Wirklichkeit kein einfacher Arbeiter, sondern ein Geheimagent ist, dessen Gedächtnis vom zwielichtigen Cohaagen (Bryan Cranston) gelöscht wurde …

Szenenbild_18(700x465)Meine Meinung

Paul Verhoevens “Total Recall – Die totale Erinnerung” mit Arnold Schwarzenegger ist völlig zu recht ein Klassiker. Dies weiß auch Regisseur Len Wiseman, der mit seinem Remake optisch wie auch inhaltlich neue Wege beschreitet, das Original jedoch gleichzeitig durch zahlreiche Anspielungen ehrt. Der Mars wird nur am Rande erwähnt (ich sag’s ja, Anspielungen) und auch unnatürliche Mutationen gibt es im Remake, von einer dritten Brust (ich sag’s ja, Anspielungen) abgesehen, nicht zu sehen. Nein, in der 2012er-Version läuft alles etwas bodenständiger ab. Sofern man bei einem Science-Fiction-Actionfilm, in dem fliegende Autos von Roboterpolizisten gesteuert werden und die Erde durch die Mitte hindurch in unter 20 Minuten durchquert werden kann, von bodenständig sprechen kann. Auf jeden Fall geht es düsterer und ernster zur Sache als noch in dem durchaus comicartigen Original.Ob einem diese oder jene Variante mehr zusagt, dürfte im Auge des Betrachters liegen. Für mich haben beide Herangehensweisen ihre Reize und somit auch ihre Existenzberechtigung.

Szenenbild_12(469x700)Woran das Remake letztlich scheitert, und das tut es, sind dann auch nicht die inhaltlichen Änderungen. Vielmehr sind es die leider extrem blassen Figuren und die nach kurzer Zeit ermüdende Daueraction. Diese ist zwar technisch perfekt und erstaunlich übersichtlich inszeniert, kann aber dennoch zu keiner Zeit wirklich fesseln und wirkt bereits nach kurzer Zeit erschreckend monoton. Dies gilt übrigens für den gesamten Rhythmus des Films, den man kurz mit “zwei Minuten reden, 10 Minuten Action, zwei Minuten reden, 10 Minuten Action” beschreiben könnte. Ein wenig mehr Charaktertiefe und Hintergrundinformationen hätten dem Film definitiv gut zu Gesicht gestanden.

In Erinnerung bleiben letztlich nur die wunderbare bzw. wunderbar böse Kate Beckinsale, die von Jahr zu Jahr attraktiver zu werden scheint, und der ausufernde Lens-Flare-Einsatz, den Wiseman bei seinem nächsten Film hoffentlich wieder etwas zurückschraubt. Es sei denn, er möchte damit ins Guinness-Buch der Rekorde kommen …

Mein Fazit

Technisch perfektes Remake des Klassikers mit (zu) viel Action und (zu) wenig Inhalt. Kann man gucken, muss man aber nicht. Erst recht nicht im Kino.

Meine Wertung: 5/10

Im Kino gesehen: The Expendables 2

Wer hätte gedacht, dass ich jemals Chuck Norris auf der großen Leinwand sehen würde. Ich garantiert nicht. Und doch war mir dieses besondere Erlebnis gestern vergönnt – Sylvester Stallone und seinen Expendables sei Dank! Und zu meiner Erleichterung ist Chuck Norris längst nicht der einzige Kracher, den “The Expendables 2” zu bieten hat …

Worum geht’s

Da Barney Ross (Sylvester Stallone) den letzten Auftrag des undurchsichtigen Church (Bruce Willis) nicht zu dessen Zufriedenheit ausgeführt hat, bekommen er und sein Team einen neuen Job aufs Auge gedrückt. Gemeinsam mit der von Church gestellten Spezialistin Maggie (Nan Yu) sollen die Expendables ein Objekt aus einem abgestürzten Flugzeug bergen. Der Auftrag läuft nach Plan, bis der Terrorist Villain (Jean-Claude Van Damme) in Erscheinung tritt, das Objekt an sich nimmt und einen der Kameraden brutal hinrichtet. Von nun an gilt für die Expendables nur noch ein Motto: Suchen, finden, töten!

Meine Meinung

“The Expendables” war gut, aber keineswegs perfekt. Je öfter ich den Film schaue, desto deutlicher fallen mir all die Schwachpunkte auf, die ich beim Kinobesuch aufgrund der, Achtung Wortspiel, starken Besetzung euphorisch zu übersehen bereit war: Verwackelte und zu hektisch geschnittene Action, zu wenig treffsichere Sprüche und, was am schwersten wiegt, zu viel Leerlauf. “The Expendables 2” bessert all diese Kritikpunkte aus und ist nichts anderes als genau das Actionfeuerwerk, das der Vorgänger eigentlich sein wollte. Bereits die Eröffnungssequenz toppt praktisch die gesamte Action des Vorgängers. Und auch wenn Regisseur Simon West danach etwas auf die Bremse tritt, bleibt der Film auch in den restlichen 75 Minuten ein wahres Fest für Actionfans. Die zahlreichen Kämpfe sind hart, gut bis hervorragend choreografiert und erfreulich übersichtlich gefilmt, so dass der Actionfan vor Freude im Kinosessel auf und ab springt. Egal ob zu Land oder zu Wasser, mit Waffen oder blanken Fäusten, irgendein böser Bube haucht immer gerade seinen letzten Atem aus. Und wenn nicht, wird er es bald tun.

Selbstverständlich gibt es auch ruhige Szenen, doch wirken diese längst nicht so zäh und aufgesetzt wie im ersten Teil. Ganz im Gegenteil. Die, meist selbstironischen, Dialoge fügen sich stimmig in den sich selbst keineswegs ernstnehmenden Film ein und strotzen nur so vor Anspielungen und coolen Sprüchen. Okay, nicht jeder Spruch zündet, aber Blindgänger gibt es nun mal überall.

Auf Seiten der Darsteller bleibt alles beim, Achtung zweites Wortspiel, Alten. Sylvester Stallone, Jason Statham, Jet Li, Dolph Lundgren, Terry Crews und Randy Couture kehren in ihre bekannten Rollen zurück, erhalten jedoch Unterstützung von den beiden Jungspunden Liam Hemsworth und Nan Yu, welche sich schlag- bzw. waffenkräftig in die Truppe einfügen. Die Cameos von Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger wurden glücklicherweise kräftig aufgebohrt und mit Jean-Claude Van Damme und Scott Adkins bekommen die Expendables es mit zwei Gegenspielern zu tun, die zwar leider zu selten in Erscheinung, dafür aber umso skrupelloser auf- und vor allem zutreten. Das absolute Highlight ist jedoch, wie sollte es anders sein, der fantastische Auftritt von Chuck Norris. Jubelschreie, mehrfacher Szenenapplaus und Tränen in den Augen sind hier garantiert!

Egal ob Held oder Schurke, die Spielfreude steht allen Beteiligten ins (mal mehr mal weniger geliftete) Gesicht geschrieben. Und wenn Bruce Willis kurz vor dem Abspann anmerkt, dass dies alles Spaß gemacht hat, kann man ihm als Zuschauer nur zustimmen.

Mein Fazit

Knallharte Action und coole Helden – “The Expendables 2” ist ein Actionfilm aus dem 80er-Jahre-Lehrbuch und der vermutlich beste Actionfilm dieses Jahres. Einen intellektuellen Anspruch sucht man hier zwar vergebens, aber hey: Wenn ein Film so viel Freude bereitet, pfeife ich auf jeglichen Anspruch!

Meine Wertung: 9/10

Im Kino gesehen: The Amazing Spider-Man

Okay, ich oute mich dann mal: Ich liebe Sam Raimis Spider-Man-Trilogie. Und ja, selbst den oft und viel gescholtenen dritten Teil. Dementsprechend hätte ich auch lieber eine weitere Fortsetzung als einen Neubeginn gesehen. Zumindest galt dies bis Mittwoch. Heute ich bin froh über den Neuanfang. Um die Spannung gleich zu Beginn dieser Review zu nehmen: Sam Raimis Spidey ist (und bleibt) klasse. Marc Webbs Spidey jedoch ist grandios!

Worum geht’s

Nach einem Einbruch im Arbeitszimmer seines Vaters wird Peter Parker (Andrew Garfield) als Kind von seinen Eltern bei seinem Onkel Ben (Martin Sheen) und seiner Tante May (Sally Field) zurückgelassen. Kurze Zeit später sterben beide Elternteile einen tragischen Unfalltod. Jahre später entdeckt Peter in einer alten Tasche seine Vaters wissenschaftliche Aufzeichnungen. Diese führen ihn zu Dr. Connors (Rhys Ifans), einem ehemaligen Kollegen seines Vaters, der seit Jahren an artübergreifender Genetik arbeitet. Beim Besuch des Labors wird Peter von einer Spinne gebissen und entwickelt in den darauffolgenden Stunden außerordentliche Fähigkeiten. Fähigkeiten, die Peter dringend benötigt, da die Forschungen von Dr. Connors schon bald außer Kontrolle geraten …

Meine Meinung

Spider-Man ist zurück! Und er ist besser denn je! Auch wenn die Geschichte prinzipiell bekannt ist, bietet “The Amazing Spider-Man” neben einem neuen Schurken zahlreiche neue Ansätze – und eine wesentlich ernstere bzw. düstere Atmosphäre, die sich deutlich von Sam Raimis Comic-Verfilmungen unterscheidet. So schwebt zum Beispiel der mysteriöse Tod von Peters Eltern den gesamten Film lang wie eine düstere Wolke über den Figuren und lässt viel Raum für Spekulationen und eine (oder besser noch mehrere) Fortsetzung(en).

Das Hauptaugenmerk von “The Amazing Spider-Man” liegt eindeutig auf den Figuren und deren Entwicklung. Dementsprechend steht und fällt der Film mit seinen Darstellern – und hier hat Marc Webb mit Andrew Garfield und Emma Stone alles richtig gemacht. Andrew Garfields Darstellung wirkt wie eine reifere Version von Tobey Maguires Peter Parker. Ein Außenseiter, aber kein Loser. Verletzlich, aber nicht weinerlich. Die Sympathien sind Andrew Garfield stets sicher. Dasselbe gilt für Emma Stone als Gwen Stacy, die im Gegensatz zu Kirsten Dunsts Mary Jane Watson nicht nur schreien und zicken, sondern auch aktiv ins Geschehen eingreifen und Peter tatkräftig unterstützen darf.
Lediglich bei den Nebenrollen zieht Webbs Version trotz bekannter Namen wie Martin Sheen, Sally Field, Denis Leary, Rhys Ifans und C. Thomas Howell den Kürzeren: J.K. Simmons als Herausgeber J. Jonah Jameson bleibt einfach unerreicht.

Trotz der Ausrichtung auf die Charaktere kommt selbstverständlich auch die Action nicht zu kurz. Und auch diese kann rundum als gelungen bezeichnet werden. Trotz schneller Schnitte und imposanter Kameraschwenks bleibt das Geschehen stets übersichtlich, was ich gar nicht hoch genug bewerten kann. Die Effekte wirken größtenteils äußerst natürlich und beweisen eindrucksvoll, wie sehr sich die Traumfabrik in den letzten 10 Jahren weiterentwickelt hat.

Wenn es etwas zu bemängeln gibt, dann die etwas zu CGI-lastig geratene Echse. Diese ist zwar durchaus toll animiert (und ehrlich gesagt wüsste ich auch nicht, wie man sie hätte besser darstellen können), wirkt aber dennoch einen Tick zu künstlich. Und dann wäre da noch Peters Einbruch in den Sicherheitsbereich des Labors, der mir ein wenig zu einfach geraten ist. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Auf sehr hohem Niveau …

Mein Fazit

Wie 2002 “Spider-Man” ist auch “The Amazing Spider-Man” lediglich die Geburtsstunde eines Helden – eine Geburtsstunde, die viel mehr Potenzial in sich trägt, als ich je zu hoffen vermocht habe. Marc Webb, Andrew Garfield und Emma Stone haben es tatsächlich geschafft, Sam Raimis ersten Teil zu übertreffen. Ich bin gespannt, ob die bereits angekündigte Fortsetzung das hohe Niveau halten kann. Bis dahin gebe ich jedem auch nur ansatzweise interessierten Kinogänger den Tipp: Lasst euch “The Amazing Spider-Man” nicht entgehen! Ach, und noch ein Tipp: Bleibt beim Abspann ruhig ein paar Sekunden sitzen. Es lohnt sich …

Meine Wertung: 9/10

Auf Blu-ray gesehen: Red Scorpion

Als Fan knackiger 80er-Jahre-Action muss man Joseph Zitos “Red Scorpion” angeblich gesehen haben. Nachdem ich das nun endlich getan habe, frage ich mich: Wieso?

An Dolph Lundgren kann es nicht liegen. Dieser läuft zwar einen Großteil des Films mit entblößtem und knackig durchtrainiertem Oberkörper durch die Gegend, präsentiert ansonsten aber maximal 1 1/2 Gesichtsausdrücke und wirkt als Tötungsmaschine mit Gewissen zuweilen unfreiwillig komisch.

An der Story kann es auch nicht liegen. Diese ist nämlich nicht nur einfältig (was ich bei 80er-Jahre-Action eigentlich als Pluspunkt empfinde), sondern auch noch extrem holprig und vor allem zäh inszeniert. Der Wandel vom Befehle ausführenden Elitesoldaten hin zum Kämpfer für die Unterdrückten wurde selten langweiliger und unglaubwürdiger dargestellt als hier.

Liegt’s also an der Action? Nun, diese ist zwar nicht schlecht (und vor allem handgemacht), aber viel zu rar gesät. Eine recht schicke Verfolgungsjagd zu Beginn, ein zwei bedeutungslose Keilereien in der Mitte und die kurze finale Schießerei (gewürzt mit ein paar Explosionen) am Ende hätten mich auch vor 20 Jahren nicht vom Hocker gerissen.

Insgesamt bietet “Red Scorpion” also nichts, was länger in Erinnerung bleibt oder gar das Gefühl hinterlässt, einen kultigen Actionfilm gesehen zu haben. Was bleibt, ist lediglich die Gewissheit, dass man auch als 80er-Jahre-Actionfilm-Fan nicht jeden Film dieser Ära gesehen haben muss …

Meine Wertung: 4/10

Im Kino gesehen: Lockout

Ihr habt mal wieder Lust auf einen coolen Helden mit noch cooleren Sprüchen? Und euch schon immer gefragt, wie wohl eine Mischung aus “Escape From New York” und “Fortress 2” aussehen würde? Dann ist “Lockout” genau der richtige Film für euch!

Die Geschichte ist schnell und einfach zubereitet: Man nehme ein Hochsicherheitsgefängnis im Weltall, eine Präsidententochter auf humanitärer Erkundungstour, den obligatorischen Aufstand und einen in jeder noch so aussichtslosen Situation toughen Helden – fertig ist das Science-Fiction-Action-Rundum-Sorglos-Paket!

Auch wenn die zusammengeschusterte Story von “Lockout” bei Plagiatsjägern kaum eine Chance hätte und der Film wahrlich alles andere als innovativ ist, so gibt es doch ein echtes Highlight zu vermelden: Den von Guy Pearce verkörperten Snow. Dieser haut Feinden (als auch Verbündeten) Sprüche um die Ohren, die einen Joe Hallenbeck vor Neid erblassen lassen würden. Wie bei Hallenbeck (wem dieser Name nichts sagt, sei an dieser Stelle angeraten, sich verflixt noch mal endlich “Last Boy Scout” mit Bruce Willis anzuschauen) handelt es sich auch bei Snow keineswegs um einen unverwundbaren Übermenschen, sondern um einen Mann, dessen größte Stärke es ist, scheinbar unendlich einstecken und dennoch irgendwie weiterkämpfen zu können. Und so prügelt und schießt Guy Pearce sich Sprüche klopfend durch den Film, dass es eine wahre Freude ist.

Weniger erfreulich sind hingegen die viel zu hektisch geschnittenen Actionszenen und die teils doch arg billig aussehenden Effekte. Als Negativhighlight sei an dieser Stelle die anfängliche Verfolgungsjagd auf einem Motorrad genannt, die in erhöhter Geschwindigkeit runtergespult wird und mehr an ein (schlechtes) Videospiel als an einen Kinofilm erinnert. Insgesamt betrachtet geht die Action zwar in Ordnung, doch hätte mir eine ruhigere Kameraführung deutlich besser gefallen. Vielleicht werde ich aber auch einfach nur alt …

So oder so: “Lockout” weiß, auch aufgrund seiner knackigen Laufzeit von gerade mal knapp über 90 Minuten, gut zu unterhalten. Und zum Ende sogar mit einem kleinen Twist zu überraschen. Mehr sollte man von solch einem Film vielleicht auch gar nicht erwarten …

Meine Wertung: 6/10

Im Kino gesehen: “Colombiana”

Sich über das Gesetz hinwegzusetzen, um nach einem Verbrechen blutige Rache zu nehmen, mag politisch nicht korrekt sein, ist aber ein im Kino immer gern gesehenes Thema. Wenn dieses Thema dann noch mit einer, vorsichtig formuliert, verdammt attraktiven Hauptdarstellerin umgesetzt wird, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Oder?

Worum geht’s

Im Alter von 9 Jahren muss Cataleya (Amandla Stenberg) miterleben, wie ihre Eltern auf Befehl des Gangsterbosses Don Luis (Beto Benites) ermordet werden. Cataleya kann nach Amerika fliehen und wird dort von dem Auftragskiller Emilio (Cliff Curtis) aufgenommen. 15 Jahre später hat dieser all sein Wissen an Cataleya (Zoe Saldana) weitergegeben. Der Rachefeldzug beginnt …

Meine Meinung

Das Wichtigste zuerst: Zoe Saldana ist heiß! Verdammt heiß! Und Regisseur Olivier Megaton weiß die Vorzüge seiner Hauptdarstellerin jederzeit in Szene zu setzen. Sei es in hautenger Catsuit, in hautenger Jeans oder gleich nur in Unterwäsche, Zoe Saldana ist immer für einen Blick gut. Dass sie nicht nur attraktiv, sondern auch eine gute Darstellerin ist, kommt hingegen weniger oft zur Geltung. Zu selten sind die Szenen, die Zoe Saldana genügend Spielraum lassen, um ihre Figur mit Leben zu füllen. Olivier Megaton, der bereits “Transporter 3” zu einem mittelmäßigen Film verkommen ließ, setzt eher auf die Action als auf seine Charaktere.

Leider weiß auch diese nicht zu überzeugen. Zu unspektakulär sind die Szenen, als dass sie länger in Erinnerung bleiben würden. Einzig der finale Zweikampf gegen des Bosses Handlanger Marco (Jordi Mollà spielt hier seine Rolle aus “Bad Boys 2” einfach weiter) ist prinzipiell packend inszeniert. Aber leider auch so hektisch geschnitten, dass einem die Lust am Zuschauen vergeht.

Der vernachlässigbare Handlungsstrang um Cataleyas Liebschaft mit dem von Michael Vartan gespielten Danny soll der Figur der eiskalten Killerin vermutlich Tiefe verleihen, wirkt letztlich jedoch unnötig und verschenkt. Beinahe so, als sei Michael Vartans Rolle nur angelegt worden, um eine (angedeutete) Sexszene mit Zoe Saldana zeigen zu können. Ein Schelm, wer Primitives dabei denkt.

Mein Fazit

Solide Racheaction mit attraktiver Hauptdarstellerin. Nicht mehr. Nicht weniger. Mehr gibt es zu diesem Film wahrlich nicht zu sagen.

Meine Wertung: 6/10 (enthält 1 Bonuspunkt für Zoe Saldana)

Blu-ray-Tipp: Der Vampir-Horrorfilm “Daybreakers”

Derzeit nicht ins Kino gehen zu können, gibt mir die Möglichkeit, endlich mal die eine oder andere meiner seit Wochen (bzw. Monaten) im Regal liegenden Blu-rays zu schauen. Inzwischen haben sich dort weit über 200 Filme angesammelt, die darum betteln, von mir geschaut zu werden. Einer davon ist bzw. war der Horrorthriller “Daybreakers” …

Worum geht’s

Wir schreiben das Jahr 2019. Die Welt befindet sich vollständig in der Hand von Vampiren. Die letzten noch lebenden Menschen verstecken sich im Untergrund oder werden in Fabriken zur Blutentnahme im künstlichen Koma gehalten. Da diese Quelle langsam zu versiegen droht, arbeitet der Wissenschaftler Edward Dalton (Ethan Hawke) für den Industriellen Charles Bromley (Sam Neill) an der Herstellung von künstlichem Blut. Die Zeit drängt, denn die durch zu wenig Blut verursachte Unterernährung verwandelt die Vampire in unkontrollierbare Monster, die auch vor der eigenen Rasse nicht halt machen …

Meine Meinung

Der 2009 gedrehte “Daybreakers” präsentiert uns ein düsteres Zukunftsszenario. Die Menschheit ist so gut wie ausgerottet und mit ihr auch die Menschlichkeit. Obgleich sie kurz vor ihrer eigenen Ausrottung stehen, ist nur wenigen Vampiren der Wert des Lebens noch bewusst. Die daraus resultierenden Konflikte stellen einen nicht unerheblichen Teil des Films dar und verwandeln “Daybreakers” stellenweise in ein düsteres Drama. Dadurch verliert der Film zwar an Tempo, gewinnt gleichzeitig aber an Tiefgang. Auch wenn die Macher aus manchen Szenen, wie zum Beispiel der Exekution mutierter Vampire, weitaus mehr Emotionen hätten rauskitzeln können.

Trotz der dramatischen Elemente muss niemand Langeweile fürchten. Die mutierten (und gut designten) Vampire sorgen für den nötigen Horror, während die Jagd auf die restlichen Menschen und die zunehmenden Ausschreitungen innerhalb der Vampirgesellschaft für Abwechslung sorgen. Die Actionszenen sind zwar rar gesät, dafür aber flott und für einen 16er-Titel überraschend blutig inszeniert.

Auf Darstellerseite überzeugen Ethan Hawke als Vampir mit Moral, Sam Neill als gewissenloser Geschäftsmann und Willem Dafoe als ums Überleben kämpfender Mensch mit gesellschaftsveränderndem Geheimnis. Eine Besetzung, die sich durchaus sehen lassen kann.

Mein Fazit

Endlich mal wieder ein Vampirfilm ohne Teenager und schnulzige Liebesszenen, dafür aber mit nicht vollständig ausgelutschter Geschichte. Und auch wenn “Daybreakers” zuweilen etwas langatmig wirkt, bietet er solide Unterhaltung mit überdurchschnittlichem Tiefgang. Horrorfans dürfen, nein sollten einen Blick riskieren!

Meine Wertung: 7/10

Im Kino gesehen: “Fast & Furious Five”

Wir erinnern uns: “The Fast And The Furious” bestand größtenteils aus prolliger Raseraction, die in der Fortsetzung “2 Fast 2 Furious” auf die Spitze getrieben wurde. “The Fast And The Furious: Tokyo Drift” erweiterte diese Action ums Driften, bot ansonsten aber nichts Neues. Der zeitlich vor dem dritten Teil angelegte “Fast & Furious” konnte zwar mit den Darstellern des ersten Teils und einer insgesamt düsteren Atmosphäre punkten, litt jedoch unter dem starken Einsatz von CGI. Was allen Filmen fehlte, war eine konsequente Weiterentwicklung. Doch nun gibt es ja “Fast & Furious Five” …

Worum geht’s

Wer die bisherigen Filme noch nicht gesehen hat, sollte dies vor dem Kinobesuch unbedingt nachholen, da “Fast & Furious Five” konsequent auf diese Filme aufbaut und mit Anspielungen nur so um sich wirft. Die Geschichte knüpft unmittelbar an das Ende des Vorgängers an. Nachdem Brian (Paul Walker) und Mia (Jordana Brewster) den verurteilten Dom (Vin Diesel) befreit haben, begeben sich die drei nach Rio. Dort sorgt ein missglückter Coup dafür, dass nicht nur Unterweltboss Reyes (Joaquim de Almeida), sondern auch der gnadenlose Agent Hobbs (Dwayne Johnson) Jagd auf die drei macht. Um ihren Verfolgern zu entkommen, müssen Dom, Brian und Mia ein letztes großes Ding drehen – doch dafür brauchen sie Hilfe …

Meine Meinung

“Ocean’s Eleven” trifft auf “The Fast And The Furious”. Die Zeiten prolliger Raser- und Tuningaction sind vorbei. Zum Glück! “Fast & Furious Five” wagt den Schritt zum Action-Heist-Movie, in dem nicht mehr irgendwelche Rennen, sondern die Planung und Durchführung eines Coups im Vordergrund stehen. Der Film geht dabei sogar so weit, Rennen nur noch anzudeuten, sie aber nicht mehr zu zeigen. Diese Wandlung tut der Reihe unglaublich gut und sorgt für frischen Wind auf der inzwischen doch ziemlich angestaubten Straße.

Damit Actionfans dennoch auf ihre Kosten kommen, gibt es mehrere Verfolgungsjagden mit extrem hoher Verschrottungsrate, eine saftige Prügelei zwischen Vin Diesel und Dwayne Johnson sowie zahlreiche Schießereien, in denen es nicht unbedingt zimperlich zugeht. Auf CGI wurde dieses Mal größtenteils verzichtet, was die Action erfreulich handgemacht aussehen lässt.

Mein Fazit

Wer den bisherigen “Fast & Furious”-Filmen nicht viel abgewinnen konnte, sollte der Reihe noch eine Chance geben. “Fast & Furious Five” hat sich diese dank des mutigen Richtungswechsels und der tollen Action definitiv verdient!

Meine Wertung: 8/10 

Zum Schluss noch ein Hinweis: Wer den Abspann ein wenig abwartet, wird in einer Bonusszene mit dem Auftritt eines bekannten Charakters und einem Cliffhanger belohnt, der es in sich hat. Meine Vorfreude auf Teil 6 hat sich durch diese Szene noch mal um ein Vielfaches erhöht …

Zuletzt im Kino gesehen: “World Invasion: Battle Los Angeles” und “The Mechanic”

World Invasion: Battle Los Angeles
Seit der Enttäuschung “Skyline” hoffte ich, durch “World Invasion: Battle Los Angeles” erlöst zu werden – und wurde gestern erneut böse enttäuscht. Trotz schick, wenn auch etwas zu wackelig gefilmter Daueraction versagt das aktuelle Alien-Invasionsabenteuer aufgrund oberflächlicher Figuren und nicht vorhandenem Spannungsbogen. Die Mischung aus “Independence Day”, “District 9” und “Black Hawk Down” ist zwar nicht gänzlich uninteressant, doch beginnt das laute Getöse aufgrund der genannten Mängel nach kurzer Zeit zu langweilen. Von den verkrampft-emotionalen Szenen, die trotz prinzipiell guter Darsteller unfreiwillig komisch wirken, fange ich lieber gar nicht erst an …
Meine Wertung: 5/10

The Mechanic
Jason-Statham-Fans wissen, was sie wollen. Und genau das bekommen sie mit “The Mechanic”. Allerdings auch nicht mehr. Die Geschichte vom Auftragskiller, der auf Befehl seinen eigenen Mentor tötet und daraufhin dessen Sohn zum Nachwuchskiller ausbildet, bietet zahlreiche gut gefilmte und vor allem harte Actionszenen, enttäuscht aber mit schwacher Charakterzeichnung. Jason Statham und der hervorragende Ben Foster bekommen trotz guter Ansätze nicht die Möglichkeit, ihre gebrochenen Helden auszureizen. Bedauerlich ist auch, dass Bösewicht Tony Goldwyn absolut blass bleibt und zu keiner Zeit wirklich bedrohlich wirkt. Diesbezüglich wäre wesentlich mehr möglich gewesen …
Meine Wertung: 7/10

Sven Kietzke
Sven Kietzke
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Chroniken eines fotografierenden Filmnerds

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