Kinder des Zorns (2020)

Die Kleinstadt Rylstone lebt vom Maisanbau. Zumindest tat sie dies mal, denn Pestizide und andere Chemikalien haben die Felder komplett ruiniert. Um der endgültigen Pleite zu entgehen, beschließen die Anwohner, die Maisfelder einzuebnen und ihr Land zu verkaufen. Ihre Kinder haben jedoch andere Pläne und beginnen damit, die Erwachsenen allesamt umzubringen …

Lasst mich mit den positiven Aspekten des Films beginnen: „Kinder des Zorns“ sieht überraschend gut aus. Zumindest deutlich besser als seine zahlreichen Direct-to-Video-Vorgänger. Und joa, das war’s auch schon mit den positiven Aspekten. Na gut, Kate Moyer macht als diabolische Eden auch noch eine recht gute Figur. Aber das war’s dann auch wirklich. Ansonsten ist dieser Film ein einziger Totalausfall. Die Figuren bleiben blass und unbedeutend, Hauptdarstellerin Elena Kampouris scheint nur zwei (gleichermaßen unpassende) Gesichtsausdrücke zu kennen, die Story ergibt vorne und hinten keinen Sinn, und das Allerschlimmste: Der Film ist trotz einer Laufzeit von gerade mal 90 Minuten unfassbar langweilig. So langweilig, dass ich nach einer halben Stunde direkt mal für 10 Minuten weggenickt bin. Um 18 Uhr. Und glaubt mir einfach, wenn ich schreibe, dass 18 Uhr definitiv keine Uhrzeit ist, zu der ich üblicherweise einschlafe. Erst recht nicht, wenn ich gerade einen Horrorfilm schaue.

Es ist schon beinahe bewundernswert, wie Regisseur Kurt Wimmer (ja, Kurt „Equilibrium“ Wimmer) es schafft, aus dem durchaus vorhandenen Potenzial nichts, aber mal wirklich gar nichts zu machen. Umweltverschmutzung, Kindesmissbrauch, religiöser Fanatismus – so viele Möglichkeiten. Und keine davon wird auch nur ansatzweise genutzt. Das verdient fast schon irgendwie Respekt.

Langer Rede kurzer Sinn: Finger weg! Und falls ihr euch den Film doch anschaut, behauptet später nicht, ich hätte euch nicht gewarnt!

What Lies Below (2020)

Eben noch schmachtete die 16-jährige Libby (Ema Horvath) im Ferienlager ihren heimlichen Schwarm an, nun sitzt sie mit ihrer furchtbar überdrehten Mutter Michelle (Mena Suvari) im Auto und sehnt bereits die nächsten Ferien herbei. Zu Hause angekommen, hat Michelle eine Überraschung für Libby, die dann auch ihren komplett außer Kontrolle geratenen Gemütszustand erklärt: Sie hat einen neuen Satisfyer Freund. Und dieser, er selbst nennt sich John Smith (Trey Tucker), ist so gutaussehend, charmant und intelligent, dass auch bei Libby direkt sämtliche Hormone verrückt spielen. Doch schon bald stellt Libby sich die Frage, ob ein Mann wirklich derart perfekt sein kann …

Spoiler: Nein, kann er nicht. Nicht zuletzt, weil wir es hier mit einem Horrorfilm zu tun haben. Mit einem Creature-Horrorfilm, um genau zu sein. Und meine Güte, ich weiß gar nicht so genau, wo ich anfangen soll. „What Lies Below“ ist auf so vielen Ebenen so schlecht, dass ich mehrmals laut lachen musste. Schon die ersten Minuten reichen aus, um zu verstehen, was für einen Film man sich hier gerade antut. Die Kamera? Stets viel zu nah dran. Die Dialoge? Offenbar von einem Schimpansen mit Entwicklungsstörung geschrieben. Die Figuren? Uninteressant bis nervig. Und die Darsteller? Nun, während Mena Suvari die notgeile sich nach Liebe und Zärtlichkeit sehnende Mutter so dermaßen over the top spielt, dass ich am liebsten vor Fremdscham im Erdboden versunken wäre. wurde Trey Tucker dazu verdammt, in wirklich jeder passenden (und unpassenden) Situation sein Shirt auszuziehen und verführerisch in die Kamera zu grinsen. Lediglich Ema Horvath zieht sich einigermaßen gekonnt aus der Affäre. Dennoch: Insgesamt ist das alles so dermaßen dumm und übertrieben, dass man es fast schon gesehen haben muss, um es zu glauben.

Tragischerweise ist die Geschichte selbst gar nicht mal so uninteressant. Das Problem dabei: Sie führt zu nichts. Johns Faszination für Meeresparasiten lässt schnell erahnen, in welche grobe Richtung sich der Film später entwickeln wird. Und tatsächlich haut „What Lies Below“ zu Beginn des dritten Akts plötzlich eine Enthüllung nach der anderen raus – nur um dann nichts damit anzufangen und abrupt zu enden. Ich sehe es bildlich vor mir, wie die Verantwortlichen damals am Tisch saßen und diskutierten:

„Okay, so weit so gut. Die ersten 80 Minuten sind abgedreht. Kompliment ans Team! Allerdings habe ich das Gefühl, wir haben uns mit der Geschichte etwas verrannt. Wie soll’s damit denn jetzt weitergehen?“

„Keine Ahnung, das ergibt irgendwie alles keinen Sinn mehr. Wisst ihr was: Wir klatschen einfach den Abspann ran und machen Feierabend. Wird schon keinem auffallen.“

Tja, und so kam es dann auch. Und das ist nicht nur faul, es ist schlicht frech. Zumal sich insbesondere aus den letzten Minuten unzählige Fragen ergeben, von denen keine auch nur ansatzweise beantwortet wird. Und das bricht dem Film dann endgültig das Genick. Ich habe wahrlich nichts gegen offene Enden, aber das hier ist wirklich ein Schlag ins Gesicht. Und leider keiner der positiven Art.

Nobody Wants This – Staffel 1 (2024)

In den letzten zwei Tagen habe ich meinen angekündigten „Paranormal Activity“-Marathon durchgezogen (Review zum letzten Teil folgt). Als ich gestern um 22 Uhr damit durch war, stöberte ich noch ein wenig durch meine RSS-Feeds und stolperte dabei über einen Artikel zur neuen Netflix-Serie „Nobody Wants This“. Neugierig startete ich die erste Folge – und beendete die Staffel um 2:30 Uhr morgens. Ganz offensichtlich hat sie mir also gefallen. Warum? Wieso? Weshalb? Das verrate ich euch … jetzt.

Worum geht’s

Noah (Adam Brody) ist Rabbi und hat sich eben erst von seiner übergriffigen Freundin getrennt. Joanne (Kristen Bell) betreibt einen Sex-Podcast, in dem sie mit ihrer Schwester über ihre enttäuschenden Dating-Erfahrungen spricht. Als die beiden sich auf der Party einer gemeinsamen Freundin kennenlernen, sprühen sofort die Funken. Schnell werden Joanne und Noah ein Paar, doch nicht nur haben beide ihre ganz speziellen Eigenheiten und Unsicherheiten, auch ihr Umfeld macht es dem ungleichen Paar nicht unbedingt leicht …

Meine Meinung

Im Grunde ist „Nobody Wants This“ eine klassische Romcom – nur halt in (kompakter) Serienform. Da sind die sympathischen Hauptfiguren, von denen man als Zuschauer vom ersten Moment an weiß, dass sie zusammengehören. Dann gibt’s die leicht schrulligen Nebenfiguren, die wahlweise für den Humor da sind, oder dafür, dem Paar Steine in den Weg zu legen. Und zu guter Letzt wären da noch die zahlreichen schrägen Situationen, in die das Paar immer wieder schlittert.

Was die Serie von anderen Romcoms unterscheidet: Die Probleme entstehen hier nur selten aus völlig unnötigen Missverständnissen bzw. weil die Menschen nicht über ihre Gefühle reden. Ganz im Gegenteil: So ziemlich alle Figuren sind sich ihrer Gefühle (und ihrer Schwächen) bewusst und sprechen diese auch offen an. Was sie wollen. Wovor sie Angst haben. Welche Konsequenzen ihre Entscheidungen nach sich ziehen. Das Leben ist schon kompliziert genug – und „Nobody Wants This“ verzichtet zum Glück darauf, dies noch künstlich toppen zu wollen. Worauf die Serie außerdem verzichtet: Uns weismachen zu wollen, dass die Liebe ein Selbstläufer ist, hat man erst mal den Richtigen gefunden. Machen wir uns nichts vor: Wir alle haben unsere Ecken und Kanten, Selbstzweifel, nervige Eigenschaften und Momente, in denen wir nicht so reagieren, wie wir reagieren sollten (und gerne würden). Die Kunst besteht darin, diese vermeintlichen Macken zu akzeptieren und damit umzugehen. Und „Nobody Wants This“ zeigt eindrucksvoll, wie dies auf eine erwachsene und konstruktive Art aussehen kann.

Wer jetzt glaubt, dass unter diesem erwachsenen Umgang der Humor leiden würde, irrt gewaltig. Alleine die zahlreichen Dialoge sind so schnippisch und stellenweise zutiefst sarkastisch, dass ich mehrmals laut loslachen musste. Insbesondere Joannes Schwester Morgan (Justine Lupe) hat eine so trockene Art, dass ich mir schon fast ein Spin-off mit ihr als Hauptfigur wünsche. Herrlich!

Was ebenfalls herrlich ist, ist die Chemie zwischen Kristen Bell und Adam Brody. Die beiden sind als Paar einfach eine Traumbesetzung, sodass man ihnen ihr Happy End von Anfang an wünscht. Wobei ich zugeben muss, dass mir ausnahmslos alle Figuren auf ihre spezielle Art sympathisch waren. Selbst die, die im Grunde unausstehlich sind. Ein weiterer Beweis dafür, wie gut die Serie darin ist, Figuren differenziert darzustellen. Und wie fantastisch der gesamte Cast ist.

So, genug geschwärmt. Ihr merkt: Ich bin begeistert. So begeistert, dass ich die Serie gerade ein zweites Mal schaue, während ich diese Zeilen tippe. Noch ist eine zweite Staffel nicht bestätigt, aber ich tippe darauf, dass dies nur eine Frage der Zeit ist. Ich würde mich definitiv über eine Fortsetzung der Geschichte freuen!

Der deutsche Trailer zu „Terrifier 3“ ist da

Nachdem vor wenigen Tagen bestätigt wurde, dass „Terrifier 3“ ungekürzt in den Kinos laufen wird, hat Tiberius nun den deutschen Trailer veröffentlicht. Ich erwarte Großes. Zumindest ein großes Schlachtfest. Und wehe, Sienna bekommt kein Happy End. Dann werde ich persönlich zu Art the Clown …

Jetzt bleibt mir nur noch zu hoffen, dass das angekündigte Triple Feature auch in Kiel gezeigt wird. Ich würde die drei Filme schon gerne auf der großen Leinwand schauen.

Sting (2024)

Eigentlich wollte ich diese Review schon letzte Woche geschrieben haben, aber ihr wisst ja, wie das ist: Man ist motiviert, man hat einen Plan, doch letztlich landet man dann doch wieder faul auf der Couch doch letztlich kommt einem dann doch immer etwas Wichtiges dazwischen. Immerhin hatte ich so einen guten Grund, um den Creature-Horrorfilm „Sting“ diese Woche direkt ein zweites Mal zu schauen. Die Erinnerungen auffrischen und so. Ich bin ja inzwischen auch nicht mehr der Jüngste und vergesse dementsprechend viel und schnell. Tja, und was soll ich sagen: Erneut hatte ich sehr viel Spaß mit dem Film. Vielleicht sogar noch mehr als beim ersten Schauen.

Worum geht’s

Die 12-jährige Charlotte (mal zickig, mal sympathisch, immer großartig: Alyla Browne) findet eine putzige kleine Spinne und tut das, was jedes kleine Mädchen tun würde: die Spinne einpacken, ihr einen Namen geben und sie mit Kakerlaken füttern. Dass die von ihr liebevoll Sting getaufte Spinne ungewöhnlich schnell wächst, nimmt Charlotte zwar zur Kenntnis, denkt sich aber nichts weiter dabei. Sollte sie aber, denn Sting stammt nicht von der Erde – und schon bald stehen nicht mehr nur Kakerlaken auf ihrem Speiseplan …

Meine Meinung

Hach, was für ein schöner Film. Also schön im Sinne von schön altmodisch. „Sting“ ist genau der sympathische B-Horrorfilm, den ich mir erhofft hatte. Eine schräge Mischung, irgendwo zwischen „Arachnophobia“, „C2 – Killerinsekt“ und „Critters 3“. Mit netten optischen Spielereien, trockenem Humor, zahlreichen Zitaten (mein Favorit: „Ich bin zu blau für den Scheiß!“), sympathischen Figuren und einer erfreulichen Menge an handgemachten Effekten.

Zugegeben, wer mit Creature Horror nichts anfangen kann, den wird auch „Sting“ nicht bekehren. Inhaltlich hat der Film dem Genre nichts Nennenswertes hinzuzufügen. Aber die Mischung aus Spannung, Ekel, Spaß und einem Hauch von Familiendrama funktioniert einfach. Zumindest für mich. Nörgler mögen anmerken, dass der Film zu lange braucht, um in Fahrt zu kommen. Nach einem netten Opener springt die Geschichte nämlich erst mal ein paar Tage in die Vergangenheit, um die Figuren und das Setting zu etablieren. Bis Sting ihr erstes menschliches Opfer findet, vergeht dann auch in der Tat eine Menge Zeit. Zeit, die ich allerdings sehr genossen habe. Zum einen, weil ich die Figuren wirklich mochte, und zum anderen, weil die in der Luft liegende Bedrohung auch ohne direkte Opfer jederzeit spürbar ist. Ne ne, das passt schon so.

Was ich mir tatsächlich gewünscht hätte: ein paar mehr Gemeinheiten. Im Grunde gibt es nur einen wirklich fiesen Kill (der leider bereits im Trailer verraten wird – buh!). Szenen dieser Art hätte es gerne mehr geben dürfen. Aber hey, wer weiß: Vielleicht heben die Macher sich diese ja nur für die angedeutete Fortsetzung auf – ich wäre definitiv dabei!

The Beekeeper (2024)

Wenn ich nicht gerade fotografiere, Filme schaue oder Videospiele spiele, sitze ich ganz klassisch in einem Büro, um mir meine Brötchen bzw. Blu-rays zu verdienen. Um genau zu sein, bin ich in der Finanzbranche tätig und arbeite dort seit Jahr(zehnt)en in den Bereichen Online-Banking und Phishing-Prävention. Wieso ich euch das erzähle? Nun, weil das gleich von Bedeutung sein wird. Nun aber erst mal zum Film selbst …

Worum geht’s

Der Bienenzüchter Adam Clay (Jason Statham) lebt zurückgezogen in der Scheune der so freundlichen wie fürsorglichen Eloise (Phylicia Rashad). Als Eloise einem Phishing-Betrug zum Opfer fällt und dadurch nicht nur all ihr eigenes Geld, sondern auch das Geld einer Stiftung verliert, die sie betreut, nimmt sie sich schockiert das Leben. Eloises Tochter Verona (Emmy Raver-Lampman) arbeitet zwar beim FBI, kann die äußerst professionell agierenden Täter jedoch nicht ausfindig machen. Muss sie aber auch gar nicht, denn Clay, der früher mal in einem Geheimprogramm für die Regierung tätig war und immer noch über entsprechende Kontakte verfügt, hat bereits seinen eigenen Rachefeldzug gestartet …

Meine Meinung

Ich sag’s, wie es ist: „The Beekeeper“ ist dumm. Richtig dumm. Die Story ist so hanebüchen wie überzogen, die Figuren sind flach und absolut überzeichnet und im Grunde ergibt hier nichts irgendeinen Sinn. Dabei fängt die Geschichte sogar recht bodenständig an. Klar, schon das Callcenter der Phishing-Betrüger ist eine einzige Karikatur, aber immerhin läuft der Betrug selbst überraschend akkurat ab. Wenn die Betrüger sich erst die technische Hilflosigkeit ihres Opfers zunutze machen und danach über emotionale Tricks zum finalen Betrug ausholen, dann ist das zwar stark verkürzt, von der Realität aber dennoch nicht weit entfernt. Leider beginnt der Film bereits unmittelbar danach damit, komplett freizudrehen. Adam Clay ist von der ersten Minute an eine unbesiegbare Kampfmaschine und sich seiner Überlegenheit jederzeit bewusst. Das sorgt durchaus für amüsante Szenen. Etwa wenn Clay die Rezeptionistin bittet, alle anderen Firmen aus dem Gebäude zu schicken, weil es im Callcenter gleich brennen wird. Diese Überheblichkeit gepaart mit der tatsächlichen Überlegenheit ist zwar durchaus spaßig anzuschauen, nimmt dem Film aber auch jegliche emotionale Grundlage. Dasselbe gilt für die Spannung, denn mal ernsthaft: Wenn eine Figur so eingeführt wird, muss man sich auch keine Sorgen um sie machen. Zumal sich Clays Überlegenheit wirklich durch den kompletten Film zieht und ebenbürtige Gegner im Grunde nicht vorkommen.

Hinzu kommt, das Drehbuchautor Kurt Wimmer es nicht bei einer gradlinigen Rachegeschichte belässt, sondern später einen Politthriller aus dem Hut zaubert. Klar, irgendwo müssen die zahlreichen Gegner für Clay ja herkommen, aber boah, das ist schon alles arg an den Haaren herbeigezogen. Aber hey, immer darf Clay dadurch nicht nur Betrüger, sondern auch das FBI, den Secret Service und diverse Spezialeinheiten auseinandernehmen. Selbst wenn sie im Grunde auf derselben Seite stehen. Wie sagt Clay es so schön selbst: Was muss, das muss. Wobei man von der Action dennoch nicht zu viel erwarten sollte. Zwar sind die zahlreichen Kämpfe und Schießereien sauber und mit angemessener Härte inszeniert, wirklich in Erinnerung ist mir aber nichts davon geblieben. Unspektakulär und gewöhnlich sind die Worte, die mir am ehesten dazu einfallen.

Aber jetzt kommt’s: Obwohl „The Beekeeper“ strunzdumm ist und im Grunde nichts bietet, um aus der Masse herauszustechen (abgesehen von seiner grenzenlosen Dummheit), hatte ich mit dem Film unheimlich viel Spaß. Und das dürfte nicht zuletzt meiner Arbeit geschuldet sein. Ich habe im Laufe der letzten Jahre mit mehreren Opfern ähnlicher Betrügereien gesprochen, daher weiß ich, wie verzweifelt Menschen in solchen Situationen sind. Und ich gebe es zu: Für mich hat sich lange nichts mehr so befriedigend angefühlt wie der Moment, in dem der von Statham gespielte Clay das Callcenter betritt und einem der Betrüger mit dessen Telefonhörer den Schädel einschlägt. Ich weiß, ich weiß: Das klingt brutal und besorgniserregend, aber keine Sorge: Außerhalb fiktionaler Werke bin ich absolut gegen Selbstjustiz und ein glühender Verfechter des Rechtsstaats. Aber hier, in diesem Kontext … RICHTIG SO, IHR MIESEN PISSER!

Alien: Romulus (2024)

Am Freitag war ich mal wieder im Kino. Doch bevor ich zum Film komme, muss ich erst mal das Publikum loben: Das Warten auf den Start des Films begann mit der üblichen Geräuschkulisse, doch schon während der Trailer wurde es deutlich ruhiger – und als der Film dann begann, herrschte absolute Stille im Saal. Und diese Stille hielt den gesamten Film über an. Ohne Scheiß, das war mein angenehmster Kinobesuch seit Jahren. Wieso, WIESO kann es nicht immer so laufen? Falls ihr euch nun fragt, ob diese Stille mit der fesselnden Qualität von „Alien: Romulus“ zusammenhing: Das erfahrt ihr … jetzt.

Worum geht’s

Die Waise Rain (Cailee Spaeny) lebt zusammen mit dem Androiden Andy (David Jonsson) auf einem trostlosen Planeten und arbeitet dort in einer Minenkolonie des Weyland-Yutani-Konzerns. Ihre einzige Chance auf ein besseres Leben liegt in einer verlassenen Raumstation, die ihr Ex-Freund Tyler (Archie Renaux) durch Zufall entdeckt hat. Um genau zu sein in den dort gelagerten Kryo-Schlafkammern, die eine langjährige Reise zu einem anderen Planeten ermöglichen würden. Gemeinsam mit ein paar Freunden brechen Rain, Andy und Tyler in die Station ein, um sie zu plündern. Was die Gruppe nicht ahnt: Die Raumstation wurde genutzt, um Experimente mit außerirdischen Lebensformen durchzuführen. Und diese Aliens sind immer noch an Bord …

Meine Meinung

Die ursprüngliche „Alien“-Trilogie gehört für mich zu den besten Science-Fiction-(Horror-)Filmen aller Zeiten. Insbesondere die ersten beiden Teile haben Maßstäbe gesetzt und sind meiner Meinung nach nahezu perfekte Filme. Über den dritten Teil lässt sich sicherlich streiten, aber für mich schließt dieser die Reihe wunderbar ab. Mit „Alien – Die Wiedergeburt“ hingegen kann ich nur wenig anfangen. Als Guilty Pleasure schaue ich ihn zwar recht gerne, doch der schräge, teilweise sogar alberne Humor passt für mich so gar nicht ins Alien-Universum. Und dann wären da noch „Prometheus – Dunkle Zeichen“ und „Alien: Covenant“, die zwar optisch wunderschön anzuschauen sind und durchaus ein paar interessante Ansätze verfolgen, sich dabei meiner Meinung nach aber religionsphilosophisch komplett verzetteln, und deren Figuren sich so dumm verhalten, dass ich die ganze Chose einfach nicht ernst nehmen kann.

So, nun wisst ihr, wie ich generell zur „Alien“-Reihe stehe. Und damit komme ich endlich zu „Alien: Romulus“. Dieser ist zeitlich zwischen „Alien“ und „Aliens“ angesiedelt und führt die Reihe wieder zurück zu ihren Wurzeln. Sowohl inhaltlich als auch optisch. Es gibt wenig bis gar keinen Humor, die philosophischen Ansätze wurden auf ein Minimum reduziert und die edle Hochglanzoptik der beiden letzten Filme weicht einer schmutzigen Atmosphäre, die direkt an „Alien“ und „Aliens“ anknüpft. Gleichzeitig ignoriert der Film die anderen Teile aber auch nicht, sondern baut immer mal wieder entsprechende Verweise ein. Generell ist „Alien: Romulus“ vollgestopft mit Anspielungen auf den Rest der Reihe und fast schon eine Art Best-of. Das ist vielleicht nicht besonders originell, hat mir aber durchaus Spaß bereitet. Zumindest meistens, denn manchmal sind diese Anspielungen auch so plump, dass es schon beinahe schmerzt. Etwas weniger wäre hier definitiv mehr gewesen.

Sei’s drum, insgesamt macht der Film vieles richtig. Die Optik ist über alle Zweifel erhaben, die düstere Horror-Atmosphäre passt auch, und dass die Geschichte sich wieder auf den Kampf gegen die Aliens konzentriert, ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Dennoch bin ich mit „Alien: Romulus“ nicht wirklich glücklich – und das aus mehreren Gründen. So sind die Figuren zwar nicht mehr ganz so dämlich, dafür aber arg blass und uninteressant. Wirklich mitgefiebert habe ich mit niemandem. Was auch daran liegt, dass Regisseur Fede Alvarez es zu meiner großen Enttäuschung nicht geschafft hat, das Geschehen spannend zu inszenieren. Der Film hetzt hektisch von Situation zu Situation, ohne den einzelnen Momenten genug Zeit zu geben, um sich zu entfalten und zu wirken. Dadurch vergeht die Zeit zwar wie im Flug, wirklich hängen bleibt aber nichts davon. Ein wenig fühlte ich mich an „Jurassic Park 3“ erinnert, der unter derselben oberflächlichen Achterbahn-Inszenierung zu leiden hat.

Mein größtes Problem jedoch ist, dass „Alien: Romulus“ sich meiner Meinung nach inhaltlich nicht gut in die Reihe einfügt. Wobei ich nicht ausschließen möchte, dass ich irgendwas übersehen oder falsch verstanden habe. Stand jetzt ergibt „Aliens“ (und alles danach) für mich nun überhaupt keinen Sinn mehr. Ich kann nur hoffen, dass eine Zweitsichtung zu einem späteren Zeitpunkt daran noch etwas ändert.

So oder so war es schön, den guten alten Xenomorph mal wieder auf der großen Leinwand zu sehen. Und auch wenn ich in den letzten beiden Absätzen viel gemeckert habe, wäre ich einem weiteren Auftritt definitiv nicht abgeneigt.

Madame Web (2024)

Eigentlich wollte ich heute „Godzilla Minus One: Schwarz-Weiß“ schauen. Bedauerlicherweise musste ich feststellen, dass der Film erst morgen freigegeben wird. Da ich nun eh schon enttäuscht und frustriert war, startete ich stattdessen die Comicverfilmung „Madame Web“. So schlecht, wie alle sagen, würde der Film schon nicht sein …

Worum geht’s

Cassandra „Cassie“ Webb (Dakota Johnson) arbeitet als Rettungssanitäter in New York. Während eines Einsatzes stürzt Cassie von einer Brücke ins Wasser und ertrinkt, kann aber von ihrem Kollegen Ben (Adam Scott) ins Leben zurückgeholt werden. Von diesem Moment an hat Cassie merkwürdige Visionen, die die Zukunft zu zeigen scheinen. Während einer dieser Visionen sieht Cassie, wie die Teenager Julia (Sydney Sweeney), Mattie (Celeste O’Connor) und Anya (Isabela Merced) von einem Unbekannten (Tahar Rahim) getötet werden. Cassie greift ein und kann die drei tatsächlich retten, doch der Angreifer bleibt ihnen auf den Fersen …

Meine Meinung

Wie sag ich’s jetzt, ohne meinen Ruf als Filmkenner zu verlieren … ach egal, ich hau es einfach raus: Wider Erwarten hatte ich tatsächlich Spaß mit „Madame Web“. Und versteht mich bitte nicht falsch: „Madame Web“ ist kein guter Film. Wirklich nicht. Aber ich halte ihn auch nicht für die Vollkatastrophe, als die er gerne bezeichnet wird.

Ja, die Figuren sind allesamt verdammt blass. Ja, der Schurke ist eine komplette Nullnummer. Ja, die Story passt auf einen Bierdeckel und ist zudem unausgegoren. Und ja, die Effekte sind zum Teil … nun ja, sie sind halt da. Und dennoch hatte ich mit der Chose meinen Spaß. Vielleicht, weil meine Erwartungen so niedrig waren wie schon lange nicht mehr. Vielleicht, weil ich Dakota Johnsons mürrische Art mochte. Vielleicht, weil die drei Mädels meinen Beschützerinstinkt angesprochen haben. Vielleicht, weil mich die Visionen ein wenig an „Final Destination“ erinnerten. Und vielleicht auch, weil ich manchmal ein trotziger Bock bin, wenn sich sonst alle einig sind.

Sei es, wie es ist: Insgesamt halte ich „Madame Web“ für deutlich stimmiger und unterhaltsamer als zum Beispiel den grandios vergeigten „Morbius“. Und auch wenn das Endergebnis meilenweit von einem guten Film entfernt ist, würde ich durchaus sagen, dass man ihn bei Netflix ruhig mal mitnehmen kann. Ganz ehrlich: Ich habe schon weitaus schlechtere Filme gesehen …

Bad Boys: Ride or Die (2024)

Bereits drei Tage ist es nun schon her, dass ich „Bad Boys: Ride or Die“ gesehen habe. Und ich weiß noch immer nicht, was ich von dem Film halten soll. Da ich befürchte, dass sich daran auch nichts mehr ändern wird, mache ich es heute kurz …

Worum geht’s

Es herrscht Aufregung im Miami Police Department: Der verstorbene Captain Howard (Joe Pantoliano) soll für das Kartell gearbeitet haben! Mike (Will Smith) und Marcus (Martin Lawrence) wollen den Namen ihres ehemaligen Chefs reinwaschen und beginnen auf eigene Faust zu ermitteln …

Meine Meinung

Wie ich oben bereits schrieb, habe ich keine Ahnung, was ich von „Bad Boys: Ride or Die“ halten soll. Ich sag’s, wie es ist: In der ersten halben Stunde war ich kurz davor, den Film kopfschüttelnd abzubrechen. Nicht nur, dass Marcus Burnett hier endgültig zur reinen Witzfigur verkommt und einfach nur noch nervt, die Geschichte schlägt auch eine esoterisch-übernatürliche Richtung ein, die für mich nicht nur nicht funktioniert, sondern meiner Meinung nach die komplette Reihe ins Lächerliche zieht und dadurch entwertet. Selbst die wie immer gute Chemie zwischen Will Smith und Martin Lawrence kann hier nichts retten. Ich habe echt keine Ahnung, was die Macher sich dabei gedacht haben.

Aber hey, gekauft ist gekauft, also blieb ich dran. Und das war auch gut so, denn nach rund 40 Minuten kriegt der Film tatsächlich doch noch die Kurve, fährt die Albernheiten und den Mumpitz spürbar zurück und liefert genau das, was ich von einem „Bad Boys“-Film erwarte: flotte Sprüche und coole Action. Insbesondere das in einem stillgelegten Alligator-Park stattfindende Finale macht einfach nur Spaß und ließ mich das erste Drittel fast vergessen. Wobei mein persönliches Action-Highlight eine Home-Invasion-Situation ist, die eine Nebenfigur ins Zentrum rückt, von der ich solch einen Tatendrang nicht unbedingt erwartet hätte. Herrlich!

Wer den Abspann komplett abwartet, wird übrigens mit einer Szene „belohnt“, von der ich nicht weiß, ob sie einfach nur als Witz gemeint ist oder den Quatsch des ersten Drittels tatsächlich bestätigen soll. Diesem Film ist einfach alles zuzutrauen. Und das ist leider nicht als Kompliment gemeint.

Tja, und nun sitze ich hier seit nunmehr drei Tagen und frage mich, ob ich den Film weiterempfehlen oder eher davon abraten soll. Ach, es ist kompliziert …

Sven Kietzke
Sven Kietzke
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Chroniken eines fotografierenden Filmnerds

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